Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
sage nur, ich will Ihr Glück begründen – und das ist keine leere Phrase.« – »Tausend Dank, Sire, ich kann warten!« antwortete der Musketier. »Machen Sie einstweilen die armen Leute glücklich, die schon seit langem in Ihrem Vorzimmer warten, um Ihnen eine Bittschrift zu Füßen zu legen.« – »Wer sind sie?« – »Feinde Eurer Majestät – Freunde des Herrn Fouquet,« sagte d'Artagnan. – »Wie heißen sie?« – »Gourville, Pelisson und der Dichter Lafontaine.« – »Was wollen sie?« – »Ich weiß es nicht.« – »Wie kommen sie?« – »In Trauer.« – »Was tun sie?« – »Sie weinen.« – »Sie mögen eintreten,« sprach der König, die Stirn runzelnd.
D'Artagnan hob den Vorhang auf, der den Eingang in das Königszimmer verhüllte, und rief in den Vorsaal: »Hereinführen!« – Darauf erschienen drei Männer, bei deren Annäherung die im Vorsaal weilenden Höflinge entsetzt zurückwichen, als fürchteten sie, durch die Berührung mit diesen Freunden eines Geächteten besudelt zu werden. D'Artagnan aber schritt auf sie zu und reichte einem von ihnen die Hand. So führte er sie vor den Lehnstuhl des Königs. Ludwig ließ sie sich vorstellen. Pelisson weinte nicht mehr; aber er hatte den Tränen nur gewehrt, um deutlich sprechen zu können und von Seiner Majestät besser verstanden zu werden. Gourville biß sich auf die Lippe, um aus Ehrfurcht vor dem König keine Träne mehr sehen zu lassen. Lafontaine konnte das Schluchzen nicht unterdrücken und preßte das Taschentuch vors Gesicht.
Der König stand würdevoll und leidenschaftslos vorihnen. Er machte eine Bewegung, welche besagte: »Nun, so rede doch einer!« und sah mit gerunzelter Stirn von einem zum andern. Pelisson krümmte sich bis zur Erde, und Lafontaine kniete sogar nieder, wie man es in der Kirche tut. Das peinliche Schweigen fing an, nicht das Mitleid, sondern die Ungeduld des Königs wachzurufen. – »Herr Pelisson,« sprach er kurz. »Herr Gourville und Sie, Herr – –« er nannte Lafontaine nicht beim Namen – »es mißfällt mir, daß Sie vor mich treten, um für einen der größten Verbrecher zu bitten, den meine Gerechtigkeit bestrafen mußte. Ein König läßt sich nur durch Tränen der Unschuld und durch die Reue des Schuldigen rühren. Ich werde aber weder an die Reue des Herrn Fouquet noch an die Tränen seiner Freunde glauben, denn der eine ist bis ins Herz hinein verderbt, und die andern müssen fürchten, mich in meinem eigenen Palast zu beleidigen. Deshalb, Herr Pelisson und Herr Gourville, sagen Sie kein Wort, das nicht laut die Ehrfurcht bezeugt, die Sie meinem Willen zollen!«
»Sire,« antwortete Pelisson, bei diesen furchtbaren Worten zitternd, »uns führt nur die Absicht her, Eurer Majestät unsere tiefste Demut und Ergebenheit zu beteuern. Die Gerechtigkeit Eurer Majestät ist streng, alle Welt muß sich Ihren Beschlüssen beugen. Auch wir beugen uns in der Ehrfurcht und der aufrichtigen Liebe, die alle Untertanen dem König schuldig sind. Fern liegt es uns, den Mann zu verteidigen, der das Unglück hatte, Eure Majestät zu beleidigen. Ein Mann, der sich Ihre Ungnade zugezogen hat, kann uns wohl ein Freund bleiben, für den Staat aber ist er ein Feind. Wir werden ihn weinend der Strenge des Königs überlassen.«
Beschwichtigt durch diese überzeugenden Worte und ihren demutsvollen Ton, antwortete Ludwig XIV: »Im übrigen wird mein Parlament urteilen. Ich strafe nicht, ohne daß das Verbrechen nachgewiesen wird. Meine Gerechtigkeit hat neben dem Schwert auch eine Wage. Was haben Sie von mir zu erbitten?«
»Sire,« sprach Pelisson, »der Angeklagte hinterläßt Frau und Kinder. Das Vermögen, das man noch bei ihm vorfand, reicht kaum hin, seine Schulden zu decken. Seine Frau ist seit seiner Verhaftung von aller Welt verlassen. Die Hand Eurer Majestät schlägt ebenso wie die Hand Gottes. Wenn der Herr über eine Familie die Plage des Aussatzes verhängt, so meidet jeder die Wohnung des Aussätzigen. Nur bisweilen wagt sich ein todesmutiger Arzt über die Schwelle und setzt sein Leben ein, um die Unglücklichen zu heilen. Sire, mit aufgehobenen Händen und auf den Knien flehen wir zu Ihnen, wie zu einer Gottheit: Frau Fouquet hat niemand mehr auf dieser Welt, keinen Freund, keinen Helfer, sie weint in ihrem ausgeplünderten Hause, verlassen von allen, die in den Tagen des Glücks ihre Tür belagert haben. Der Unglückliche, den Ihr Zorn getroffen hat, erhält wenigstens von Ihnen trotz seiner
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