Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
dem König von England,« antwortete Athos. – Mazarin, die Orden und das Gesicht des Gesandten aufmerksam betrachtend, sprach: »Sie beherrschen für einen Engländer die französische Sprache sehr gut.« – »Ich bin kein Engländer, sondern ein Franzose,« antwortete Athos. – »Sonderbar, daß der König von England seine Gesandten unter unsern Landsleuten aussucht,« meinte der Minister. »Ihr Name?« – »Graf de la Fère.« – Mazarin zuckte leicht mit den Achseln, als wollte er sagen: »Kenne ich nicht.« Und laut setzte er hinzu: »Sie sind gekommen, mir anzuzeigen –« – »Dem König von Frankreich anzuzeigen.« antwortete Athos, ohne das Stirnrunzeln Mazarins zu beachten, »daß Seine Majestät König Karl II. von England den Thron seiner Väter wieder bestiegen hat.«
»Haben Sie das nötige Kreditiv?« fragte Mazarin mißmutig. – Athos zog ein Dokument hervor. – »Verzeihung,«sagte er, als Mazarin die Hand danach ausstreckte, »es ist an den König adressiert.« – »Da Sie Franzose sind, so müssen Sie wissen, was für Befugnis der erste Minister am französischen Hofe hat,« entgegnete Mazarin ungehalten. – »Es gab eine Zeit, wo ich mich noch mit den Ministern befaßte,« versetzte Athos, »jetzt aber verkehre ich nur noch mit Königen.« – »Dann werden Sie hier weder zum Minister noch zum König gelangen,« rief Mazarin voll Zorn. »Was verstehen Sie unter Diplomatie?« – Athos stand auf, steckte die Depesche ein und verneigte sich, als wenn er gehen wollte. – »Eminenz,« sagte er, »wenn König Karl II. diese Depesche an Seine Majestät König Ludwig XIV. schreibt, so ist das Schreiben eben nicht an den Kardinal Mazarin gerichtet. Dabei ist von Diplomatie gar keine Rede.«
Mazarin richtete sich auf und schlug mit der Hand an seine welke Stirn. »Ah, nun entsinne ich mich!« rief er. »Nun kann ich mich auch nicht mehr wundern. Jetzt erkenne ich Sie.« – »Eure Eminenz hätten mich bei Ihrem vortrefflichen Gedächtnis eigentlich gleich erkennen sollen,« antwortete Athos. – »Immer Eisenfresser? Wie nannte man Sie doch gleich? Potamos – nein – Naxos? Nein, auch nicht. Es war der Name eines Berges – ah! jetzt fällt mir's ein. Athos! Es freut mich, Sie wiederzusehen. Aber die Fronde ist lange vorbei – warum währt Ihr Zorn noch heute? Meiner ist längst verraucht, trotz des Lösegeldes, das Sie mit Ihren Spießgesellen mir bei Rueil erpreßten.« – »Herr Kardinal, ich lasse mich in Betrachtungen dieser Art nicht ein. Es handelt sich hier um einen Auftrag. Wollen Sie mir behilflich sein, ihn auszuführen?« – »Es befremdet mich, daß Sie, Herr Athos,« fuhr Mazarin in boshaftemTone fort, »sich darauf eingelassen haben, eine Botschaft an »den Mazarin«, wie man zur Zeit der Fronde sagte, auf sich zu nehmen.« – »Ich habe, wie ich schon betonte, nur eine Botschaft an den König.« – »Aber sie muß doch schließlich durch meine Hände gehen, seien Sie doch nicht lächerlich,« sprach Mazarin. »Ich kenne ja Ihr Geheimnis längst. Doch wenn Sie mir Ihr Schreiben nicht zeigen wollen, so kommen Sie mit auf mein Zimmer – dort können Sie mit dem König und vor dem König reden. Noch eins! Wer hat Ihnen den Orden vom Goldenen Vlies verliehen?« – »Karl II.«
Mazarin stand auf und kehrte, auf den Arm des Kammerdieners gestützt, in sein Schlafzimmer zurück. In diesem Augenblick wurde Prinz von Condé beim König angemeldet. Begleitet von mehreren Kavalieren, trat der Sieger von Rocroy und Nördlingen ein und begrüßte eben den König, als Mazarin hinter dem Vorhang hervortrat. Athos warf einen flüchtigen Blick in das Zimmer und erblickte Rudolf unter den Herren, die Condé gefolgt waren. Der letztere begrüßte sogleich auch den Kardinal. – »Sehr freundlich, Hoheit,« antwortete Mazarin, »einen kranken Freund zu besuchen.« – Athos stutzte, als er diese Worte hörte, und murmelte vor sich hin: »Seit wann nennen die beiden sich Freund?« – Mazarin mochte den Gedanken des Grafen erraten, denn er sah sich mit frohlockendem Lächeln um. – »Sire,« wandte er sich darauf zum König, »ich habe die Ehre, Ihnen den Grafen de la Fère, den Abgesandten Seiner Britischen Majestät, vorzustellen. Meine Herren, es handelt sich um Staatsangelegenheiten.« – Er winkte verabschiedend mit der Hand, und die ganze Gesellschaft entfernte sich, Prinz von Condé an der Spitze. – Rudolfkonnte seinem Vater nur mit den Augen guten Tag wünschen.
Als auch die
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