Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
– »Gefangengenommen?« rief Ludwig. »Aber der General war doch in seinem Lager, bei seinem Heer.« – »Ja, Sire, der Edelmann aber war allein. Nur zehn Mann hatte er bei sich.« – »Das ist großartig!« rief Philipp von Anjou in jugendlicher Begeisterung. – »Das grenzt ans Wunderbare,« setzte der schon etwas besonnenere Ludwig hinzu. – Beide hatten sich Athos genähert und standen nun neben ihm. »Weiter! weiter!« rief Philippungestüm. – »Der Edelmann raubte den General mitten aus seinem Lager, schleppte ihn nach Haag und stellte ihn dort dem König zur Verfügung. Der König schenkte dem General die Freiheit, und der General setzte aus Dankbarkeit für diese Großmut den König auf den Thron.«
Philipp von Anjou klatschte abermals in die Hände. Unter den Herren wurde ein Murmeln des Erstaunens laut. Mazarin allein bewahrte ein eisiges Schweigen.
»Können Sie für die Wahrheit Ihrer Angaben einstehen?« fragte der König den Grafen de la Fère. – »Ich war Augenzeuge.« – »Und der Edelmann, der die Million ausgrub, ist einer meiner Kavaliere? Wie heißt er?« – »Es ist Eurer Majestät gehorsamer Diener,« antwortete Athos, sich verneigend. – »Graf!« rief der König. »Sie haben meinem Vetter zum Thron verholfen, ich werde Sie zu belohnen suchen.« – »Ja, das ist ein Triumph, der das Haus Frankreich mit Freude erfüllt,« ließ sich Anna von Oesterreich vernehmen. – »Und wie heißt der Mann, der ganz allein mit nur zehn Mann den General Monk aus einem nach Tausenden zählenden Heer entführte?« – »Chevalier d'Artagnan, Musketier-Leutnant außer Dienst.«
Anna von Oesterreich errötete, Mazarin sah beschämt drein, Ludwig XIV. war verstimmt, ein Schweißtropfen rann von seiner Stirn. – »Das sind Männer!« sagte er leise, mit einem Blick auf Mazarin.
»Zur Sache nun!« rief der Minister. »Herr Graf, bringen Sie Ihr Anliegen vor!« – Athos bot im Namen des Königs die Hand der Lady Henriette Stuart dem Prinzen Philipp von Anjou an. Die Beratung währte eine Stunde, dann wurden die Türen geöffnet, und dieHöflinge hatten wieder Zutritt. Sie nahmen ihre Plätze wieder ein, als ob keine Unterbrechung eingetreten wäre. Nun traf auch Athos mit Rudolf zusammen, Vater und Sohn konnten sich die Hand drücken. – Sie hatten nur wenige Worte gewechselt, als Prinz von Condé zu ihnen trat und um die Ehre ersuchte, dem Grafen de la Fère vorgestellt zu werden. – »Schade, daß Sie nicht mehr dienen, Herr Graf,« sprach der Prinz, eine hohe, edle Erscheinung mit stark ausgeprägter Adlernase und hervorstehenden Augen. »Der König wird auf einen Krieg mit England oder Holland rechnen müssen, und da tun Leute not wie Sie.« – »Ich glaube vielmehr, Königliche Hoheit,« antwortete Athos, »zwischen Frankreich und Großbritannien wird brüderliche Eintracht herrschen. Sehen Sie nur, was an dem Tische des Kardinals vor sich geht.«
Die Herren hatten weitergespielt, und Mazarin hatte in kurzer Zeit den vor der Unterbrechung durch Athos begonnenen Gewinst bedeutend vermehrt. Jetzt winkte er den Bruder des Königs zu sich heran, und indem er ihm den ganzen Haufen Goldmünzen zuschob, die auf seinem Tische lagen, sagte er: »Das alles schenke ich Ihnen, Hoheit.« – »Was?« rief Philipp von Anjou in ungekünsteltem Erstaunen. »Soviel Geld habe ich noch nie gehabt.« – »Ich habe zu Ihrem Besten gespielt,« antwortete Mazarin. »Es sind 50 000 Taler.« – »Mein Gott!« rief der Prinz, »ist das ein Glückstag!« Und alsbald griff er in das Gold hinein und stopfte sich die Taschen voll. Da diese den ganzen Reichtum nicht zu fassen vermochten, rief er den Chevalier von Lorraine herbei. »Hilf mir's wegschaffen,« sagte er, »denke nur, das alles schenkt mir der Kardinal.« – »Der Kardinal?«rief der Chevalier. »Das muß kurz vor seinem Ende sein.«
Der Auftritt erregte allgemeines Aufsehen. – »Es ist wohl das erstemal, daß die Eminenz etwas verschenkt,« sagte Condé gelassen. »Da muß er sehr krank sein.« – »Hören Sie, was der Prinz zu seinem Freunde sagt,« flüsterte Athos, denn die beiden gingen in diesem Augenblick, um das Geld fortzutragen, an ihnen vorüber. – »Es soll wohl mein Hochzeitsgeschenk sein,« sagte Philipp von Anjou. – »Was?« versetzte Lorraine. »Sie wollen heiraten? Machen Sie doch nicht solche Dummheiten.« – »O, ich mache sie auch nicht,« antwortete der Prinz. »Die andern machen sie für mich.« – Damit gingen
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