Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
versetzte Rudolf. – »Buckingham-Vater mußte nach Paris kommen,« erklärte Wardes, »um Ludwig XIII. darauf aufmerksam zu machen, daß die Königin eine der schönsten Frauen bei Hofe sei; und nun soll Buckingham-Sohn dafür sorgen, daß der Schönheit einer Prinzessin von französischem Geblüt durch die Anbetung, die er ihr zollt, die gebührende Huldigung erwiesen werde. Engländern Liebe einzuflößen, wird künftighin als Maßstab für Schönheit gelten.«
»Ueber solche Dinge,« antwortete Bragelonne, »höre ich nicht gern scherzen. Wir Edelleute sind die Ehrenwächter der Königinnen und Prinzessinnen. Wenn wir schon über sie spotten, was sollen die Lakaien tun?« – »Oho, Herr Graf!« rief von Wardes. »Wie soll ich das deuten?« – »Wie Sie wollen, mein Herr,« versetzte Rudolf. – »Meine Herren,« rief Graf Guiche dazwischen, alt er sah, daß von Wardes Miene machte, auf Bragelonne loszureiten. »Keinen Streit auf offener Straße.«
»Ruht Euch erst aus, ehe Ihr Euch schlagt,« setzte Manicamp hinzu. »Ihr würdet sonst nichts Vernünftiges ausrichten.« – »Vorwärts, meine Herren!« riefGraf Guiche. »Ich werde dem stolzen Engländer doch einen Strich durch die Rechnung machen!« Und er ritt auf den Marktplatz. Der ganze Zug folgte ihm.
Am folgenden Tage wehte ein ziemlich scharfer Wind, und die See ging hoch. Von den Mastkörben der vor Anker liegenden Schiffe wurde scharfe Ausschau gehalten, und gegen elf Uhr vormittags erklang der Ruf: »Schiff in Sicht!« – Man erkannte ein mit vollen Segeln herannahendes Schiff, dem zwei andere in geringer Entfernung folgten. Bald ließ sich unterscheiden, daß die Fahrzeuge die englische Flagge führten, das vordere außerdem noch den Admiralswimpel. Dies also war das Schiff, auf dem die Prinzessin sich befand. Der ganze französische Adel versammelte sich nun am Hafen; das Volk füllte die Quais und die Hafendämme. Kurz vor dem Eingang zum Hafen gingen die Schiffe, die bei dem herrschenden Seegang nicht zu landen wagten, vor Anker und salutierten mit zwölf Kanonenschüssen, die vom Hafen erwidert wurden. Allein infolge des stürmischen Wetters getraute sich nun auch keines der Empfangsbote auf die See hinaus, und die allgemeine Begrüßungsfahrt des versammelten Adels, die geplant war, unterblieb zum großen Verdruß der anwesenden Edelleute, die viel darum gegeben hätten, ein günstigeres Wetter herbeizuzaubern.
»Rudolf,« sagte von Guiche, der um jeden Preis seinen Auftrag, die Prinzessin auf hoher See zu empfangen, ausführen wollte, »sollen wir, starke, energische Kriegsmänner, der rohen Kraft des Wassers und des Windes weichen? Das wäre doch schmachvoll.« – »Das ist auch meine Meinung,« antwortete Rudolf. – »Nun, wollen wir das Lotsenboot dort besteigen? Es scheintmir standfest genug. Bist du dabei, Wardes?« – »Nehmen Sie sich in acht,« warf Manicamp ein, »Sie ertrinken.« – »Sie erreichen bei diesem Gegenwind die Schiffe im ganzen Leben nicht,« setzte Wardes hinzu. – »Du willst also nicht mitfahren?« fragte Graf Guiche nochmals. – »Im Kampfe gegen Menschen setze ich mein Leben gern aufs Spiel« antwortete von Wardes, mit einem Seitenblick auf Bragelonne. »Aber mich mit Salzwasser zu messen, ist nicht nach meinem Geschmack.« – »Und ich würde meinen letzten saubern Rock dabei einbüßen«, meinte Manicamp. »Salzwasser richtet alles zugrunde.« – »Aber seht doch nur, dort drüben am Stern stehen die Prinzessinnen und schauen zu uns herüber!« rief von Guiche. – »Ein Grund mehr, vor ihren Augen kein lächerliches Bad zu nehmen!« versetzte Manicamp. – »Dann fahre ich allein,« entschied der Graf. – »Nicht doch,« rief Bragelonne. »Ich komme mit.« Er erkannte wirklich die Größe der Gefahr, in die er sich begeben wollte; aber er ließ sich zu dem Wagnis verleiten, weil von Wardes nicht den Mut dazu fand.
»Hollah, Lotse!« rief Graf Guiche dem Boote zu, das sich eben anschickte, die Fahrt zu wagen. »Wir wollen mit.« Er wickelte ein paar Silbermünzen in ein Stück Papier und warf es dem Patron zu. – »Sie scheinen keine Angst vor Salzwasser zu haben, junge Herren,« rief der Lotse zurück. – »Wir haben vor nichts Angst,« erwiderte der Graf. – »Na, dann nur zu!« sagte der Schiffer. Die beiden jungen Männer sprangen ins Boot. »In dieser Börse,« rief Guiche, sie den Matrosen zeigend, »sind noch zwanzig Pistolen. Sie sind euer, wenn wir das Admiralsschiff erreichen.« – Die
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