Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später
Leute legten aus, und das Boot tanzte auf den Wellen.
Die Tausende von Menschen, die den Hafen umstanden, beobachteten voll Spannung den Fortgang der Barke. Sie schien einen Augenblick auf der Spitze der Wogen zu schweben, im nächsten Augenblick glitt sie in einen brausenden Abgrund; aber so schwer sie auch zu kämpfen hatte, sie kam vorwärts, sie arbeitete sich näher und näher an das englische Schiff heran, das nun auch zwei Schaluppen aussetzte, um ihr zu Hilfe zu kommen. Auf dem Heck des Admiralsschiffes standen unter einem Baldachin von Samt und Hermelin die verwitwete Königin Henriette-Marie und ihre Tochter Henriette-Anna, an ihrer Seite der Admiral, der junge Graf Norfolk. Sie sahen angstvoll nach dem mit dem wilden Element kämpfenden Boote aus. Die Matrosen, die Gewandtheit des Lotsen und die Kraft der Ruderer bewundernd, ließen ein Hurrah nach dem andern hören.
Einstimmiger Jubel empfing die beiden Edelleute. Graf Norfolk selbst ging ihnen entgegen und führte sie zu den Fürstinnen. Von Guiche stand nun vor der Braut, deren Bild er im Zimmer ihres künftigen Gemahls so aufmerksam betrachtet hatte. Er verglich das Original mit diesem Gemälde, und als er das etwas bleiche Gesicht, die lebhaft funkelnden Augen, das wunderschöne, kastanienbraune Haar und den frischen, etwas schmollenden Mund sah, da wurde er von der Schönheit dieser Erscheinung so tief ergriffen, daß er geschwankt haben würde, hätte Rudolf ihn nicht rasch und unmerklich gestützt. Der erstaunte Blick Bragelonnes brachte ihn zur Besinnung. Mit wenigen Worten erklärte er, was ihm aufgetragen worden sei, und begrüßte im Namen seines Herrn und seines Landes die Hoheiten und ihre Begleitung.
Rudolf wurde vorgestellt und mit großer Liebenswürdigkeit aufgenommen, wußte doch jedermann, welchen großen Anteil sein Vater an der Wiedereinsetzung Karls II. hatte. Da Rudolf sehr gut Englisch sprach, konnte er nun als Dolmetscher zwischen seinem Freunde und den britischen Kavalieren dienen. Unter diesen fiel ein junger Mann von schöner Erscheinung und überaus vornehmer Tracht besonders auf. Er trat zu den Prinzessinnen und sagte im Tone mühsam bekämpfter Ungeduld: »Königliche Hoheiten, es ist Zeit zu landen.« – »Gemach, Mylord von Buckingham,« antwortete der Admiral, »eine Landung ist jetzt noch unmöglich. Die See geht zu hoch. Vor vier Uhr wird der Wind nicht abflauen so daß wir also erst gegen Abend landen können.«
»Sie halten die Damen zurück, Admiral,« versetzte Buckingham, ohne seine Gereiztheit zu verbergen, »dazu haben Sie gar kein Recht. Die eine dieser Damen gehört Frankreich an, und Sie sehen, Frankreich ruft sie durch die Stimme seiner Abgesandten.« – »Es wird nicht die Absicht dieser Herren sein,« antwortete Norfolk, »das Leben der Prinzessinnen in Gefahr zu bringen.« – »Die Herren sind trotz des Windes glücklich an Bord gekommen,« entgegnete der Lord. »Die Gefahr wird für die Damen nicht größer sein, zumal man landwärts mit dem Winde fährt.« – Buckingham war offenbar eifersüchtig auf Norfolk und entbrannte vor Verlangen, die Prinzessin von dem Boden zu entführen, auf dem der Admiral Herrscher war. – »Mylord,« antwortete ihm der Seemann, »ich trage die Verantwortung, daß Madame, die königliche Braut, wohlbehalten nach Frankreich kommt. Ich habe versprochen, sie gesund hinüberzubringen, und dieses Versprechen werde ich halten.« – »Aberes ist doch –« begann Buckingham. – »Mylord,« fiel ihm Norfolk ins Wort, »gestatten Sie mir, daran zu erinnern, daß hier niemand zu befehlen hat als ich.« – »Mylord!« brauste Buckingham auf, »wissen Sie, was Sie da sagen?« – »Ich weiß es sehr wohl,« antwortete der Admiral. »und wiederhole es. Hier befehle nur ich, und jedermann hat mir zu gehorchen.« – Diese Worte sprach er mit edlem Ausdruck, und Buckingham bebte am ganzen Leibe. Das Blut schoß ihm in die Augen, und seine Hand fuhr nach dem Degen.
»Mylord,« rief jetzt die Königin, »erlauben Sie mir zu bemerken, daß ich ganz der Meinung des Admirals bin. Und wenn das Wetter auch nicht so nebelig und stürmisch wäre, so würden wir es doch dem Offizier, der uns sorgsam bis hierher gebracht hat, schuldig sein, ihm noch ein paar Stunden zu schenken, zumal er uns an der französischen Küste verlassen muß.« – Buckingham gab keine Antwort, sondern sah die Prinzessin an. – Madame aber achtete auf den Wortwechsel nicht; sie schien augenblicklich nur Augen
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