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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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von einer hübschen Hand abziehen.
    D'Artagnan wurde jetzt fast wahnsinnig; er eilte nach der Landstraße auf demselben Wege, den er schon zurückgelegt hatte, ging bis zur Überfahrt und fragte den Schiffer. Dieser hatte gegen sieben Uhr eine in einen schwarzen Mantel gehüllte Frau übergesetzt, die sich alle Mühe zu geben schien, nicht erkannt zu werden; allein gerade infolge dieser Vorsichtsmaßregeln, die sie nahm, betrachtete sie der Schiffer um so aufmerksamer und erkannte, daß sie eine junge, hübsche Frau gewesen. Es gab damals, wie noch jetzt, eine Menge junger und hübscher Frauen, die nach Saint-Cloud kamen, und die nicht gern erkannt sein wollten, und dennoch zweifelte d'Artagnan keinen Augenblick, daß diese Frau, die der Schiffsmann bezeichnete, Madame Bonacieux war. Alles vereinigte sich, um d'Artagnan zu beweisen, daß ihn seine Vorgefühle nicht betrogen, und daß ein großes Unglück geschehen sei. Er kehrte schnell zurück auf dem Wege zum Schlosse, denn es bedünkte ihn, als habe sich im Pavillon vielleicht etwas Neues ereignet und als könnte er dort Auskunft erhalten. Die kleine Gasse war noch immer öde, und derselbe stille und sanfte Lichtschein verbreitete sich vom Fenster. D'Artagnan dachte nun an das stumme und blinde Mauerwerk, das aber doch gesehen hatte, und vielleicht zusprechen vermöchte. Die Tür des Vorschlosses war gesperrt, doch er sprang über das Gehege und näherte sich der Hütte, ungeachtet ihn ein Kettenhund anbellte. Auf das erste Anklopfen gab niemand Antwort; es herrschte eine Grabesstille in der Hütte wie im Pavillon; da aber diese Hütte seine letzte Zuflucht war, so wich er nicht von der Stelle. Bald darauf schien es ihm, als hörte er im Innern ein leichtes Geräusch, ein furchtsames Geräusch, das selber zitterte, vernommen zu werden. D'Artagnan ließ nun ab, zu klopfen, und fing an, in einem Tone so voll Unruhe und Versprechungen, Schreck und Schmeichelei zu bitten, daß seine Stimme natürlich den Furchtsamsten beschwichtigen mußte. Endlich öffnete sich ein alter, wurmstichiger Fensterbalken, doch nur halb, und schloß sich sogleich wieder, als der Schimmer einer armseligen Lampe in einem Winkel d'Artagnans Wehrgehänge, den Degengriff und den Pistolenschaft beleuchtete. Doch wie rasch auch die Bewegung war, so konnte d'Artagnan doch den Kopf eines Greises bemerken. »Im Namen des Himmels!« rief er, »hört mich; ich warte auf jemand, der nicht kommt, und sterbe vor Unruhe. Ist in der Nähe hier ein Unglück geschehen? O, sprecht!« Das Fenster ging abermals langsam auf und dasselbe Gesicht kam wieder zum Vorschein, nur war es jetzt noch blasser als das erstemal. D'Artagnan erzählte ganz freimütig seine Geschichte bis auf die Namen. Der Greis horchte ihm aufmerksam zu, dann, als d'Artagnan beendet hatte, schüttelte er das Haupt mit einer Miene, die nichts Gutes verkündete. »Was wollt Ihr damit sagen?« fragte d'Artagnan; »in des Himmels Namen! redet, erkläret Euch.«
    »O, mein Herr,« versetzte der Greis, »fragen Sie mich nicht, denn, wenn ich Ihnen sagte, was ich sah, würde es mir gewiß nicht gut ergehen.«
    »Ihr habt also etwas gesehen?« rief d'Artagnan; »nun im Namen des Himmels!« fuhr er fort, und warf dem Greis eine Goldmünze zu, »redet, sagt, was Ihr gesehen habt, und ich verbürge Euch mein Wort als Edelmann, daß ich kein Wort von dem weitersage, was Ihr mir anvertraut.« Der Greis las so viel Offenheit und Schmerz in d'Artagnans Gesicht, daß er ihm ein Zeichen gab, ihn anzuhören; dann sprach er mit tiefer Stimme: »Ungefähr um neun Uhr vernahm ich ein Getöse auf der Straße und wollte wissen, was das sein könnte; da näherte man sich einer Tür und ich bemerkte, daß man einzutreten suchte. Da ich arm bin und nicht ausgeraubt zu werden fürchte, so schloß ich auf, und sah einige Schritte vor mir drei Männer. Im Schatten stand ein Wagen mit angeschirrten und mit Handpferden. Diese Handpferde gehörten offenbar den drei Männern, die ritterlich angezogen waren. ›Ach, meine guten Herrn,‹ fragte ich, ›was verlangen Sie?‹ ›Hast du nicht eine Leiter?‹ sprach derjenige, der ihr Oberhaupt zu sein schien. ›Ja, mein Herr, die, womit ich mein Obst abpflücke.‹ ›Gib sie uns,und kehre wieder nach Hause; da hast du einen Taler für die verursachte Störung. Bedenke aber, wenn du ein Wort von dem sagst, was du sehen oder hören wirst, daß du verloren bist.‹ Mit diesen Worten warf er mir einen Taler zu, den ich aufhob,

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