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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Strümpfe des Krämers; man hätte wirklich glauben mögen, sie seien in denselben Schlamm getaucht worden, da sich an dem einen wie an dem andern ganz ähnliche Makel bemerkbar machten. Auf einmal stieg d'Artagnan ein Gedanke auf: jener kleine, dicke, kurze, graue, bedientenartig und gemein gekleidete Mann, den die Leute vom Degen jener Eskorte so rücksichtslos behandelten, war Bonacieux selber. Der Mann leitete die Entführung seiner Frau. D'Artagnan empfand eine namenlose Lust, den Krämer an der Kehle zu packen und zu erwürgen, allein er war, wie gesagt, ein kluger Junge, und hielt an sich. Doch der Aufruhr im Herzen drückte sich im Gesicht deutlich ab, daß Bonacieux darüber erschrak und einen Schritt zurückzutreten versuchte; da er aber gerade vor dem geschlossenen Türflügel stand, so nötigte ihn dieses materielle Hindernis, an derselben Stelle zu bleiben. »Ei doch. Sie scherzen, mein guter Herr!« versetzte d'Artagnan, »mich dünkt, wenn meine Stiefel des Schwammes benötigen, so rufen auch Ihre Schuhe und Strümpfe ein wenig nach der Bürste. Sie sind gewiß auch ein bißchen herumgestiegen, Herr Bonacieux? Ach, Teufel! das könnte man einem Manne von Ihrem Alter gar nicht verzeihen, zumal er eine so hübsche Frau hat wie Sie.«
    »Ach, mein Gott! nein,« entgegnete Bonacieux, »allein, ich war gestern in Saint-Mandé, um Nachfrage über eine Magd zu halten, da ich eine solche aufzunehmen genötigt bin, und weil die Wege schlecht waren, so brachte ich all den Schmutz mit, den wegzubürsten ich noch nicht Zeit gehabt habe.« Der Ort, den Bonacieux als Zielpunkt seines Ausflugs angab, bestärkte d'Artagnan aufs neue in seinem Verdacht. Bonacieux bezeichnete Saint-Mandé, das doch ganz in einer entgegengesetzten Richtung von Saint-Cloud gelegen war. Er freute sich bei seiner Vermutung. Wenn Bonacieux wußte, wo seine Frau war, so konnte man jederzeit die äußersten Mittel anwenden und den Krämer zwingen, daß er den Mund aufschließe und sein Geheimnis von sich gebe. Es handelte sich darum, dieseWahrscheinlichkeit in Gewißheit umzuwandeln. »Um Vergebung, mein lieber Herr Bonacieux, wenn ich mit Ihnen keine Umstände mache,« sagte d'Artagnan; »aber nichts regt so auf, als eine schlaflose Nacht, und ich habe entsetzlichen Durst; erlauben Sie mir, ein Glas Wasser bei Ihnen zu trinken. Sie wissen ja, daß Nachbarn das einander nicht abschlagen.« Und ohne, daß d'Artagnan die Erlaubnis seines Wirtes abgewartet hätte, ging er rasch in das Haus und warf einen schnellen Blick auf das Bett. Das Bett war unberührt; Bonacieux hatte nicht darin geschlafen. Er war also erst vor einer oder zwei Stunden heimgekehrt, und hatte seine Frau begleitet, entweder bis zu der Stelle, wohin man sie führte, oder mindestens bis zur ersten Wechselstation. »Dank, Meister Bonacieux!« sagte d'Artagnan, nachdem er sein Glas geleert hatte; »das war alles, was ich von Ihnen wollte. Jetzt gehe ich in meine Wohnung, lasse mir von Planchet meine Stiefel putzen, und wenn er das getan hat, so schicke ich ihn, wenn es beliebt, zu Ihnen, daß er Ihre Schuhe abbürste.« Er verließ den Krämer, selbst betroffen über diesen seltsamen Abschied, und fragte sich, ob er sich nicht etwa bloßgestellt habe.
    Oben an der Treppe traf er Planchet ganz bestürzt. Als der Lakai seinen Herrn erblickte, rief er: »Ach, mein Herr! sind Sie endlich hier? ich konnte Ihre Zurückkunft kaum erwarten,«
    »Was gibt es denn?« fragte d'Artagnan. »O, mein Herr, ich wette hundert und tausend, daß Sie nicht erraten, welchen Besuch ich in Ihrer Abwesenheit erhalten habe.«
    »Wann?«
    »Vor einer halben Stunde, während Sie sich bei Herrn von Tréville befanden.«
    »Wer ist also gekommen? sag' an.«
    »Herr von Cavois.«
    »Herr von Cavois?«
    »In Person.«
    »Der Kapitän der Leibwachen Seiner Eminenz?«
    »Er selbst.«
    »Kam er, um mich zu verhaften?«
    »Ich vermute das, ungeachtet seines freundlichen Aussehens.«
    »Er machte ein freundliches Gesicht?«
    »Er war ganz Honig, mein Herr.«
    »Wirklich?«
    »Wie er vorgab, kam er im Namen Seiner Eminenz, die Ihnen sehr geneigt wäre, und wollte Sie bitten, ihm nach dem Palais-Royal zu folgen.«
    »Und was hast du ihm geantwortet?«
    »Das könnte nicht geschehen, denn Sie wären nicht zu Hause, wie er sich selbst überzeugte.«
    »Und was sprach er dann?«
    »Sie sollen ja nicht ermangeln, ihn diesen Tag über zu besuchen; dann fügte er leise hinzu: ›Melde deinem Herrn, Seine Eminenz sei ihm

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