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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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und nahm meine Leiter. Als ich die Tür des Geheges hinter ihnen zugemacht hatte, stellte ich mich wirklich, als ob ich in das Haus zurückkehrte, allein ich ging sogleich wieder durch eine Hintertür hinaus, schlüpfte in den Schatten und erreichte glücklich das Holundergesträuch, aus dem ich alles sehen konnte, ohne bemerkt zu werden. Die drei Männer ließen den Wagen geräuschlos vorwärts fahren; sie zogen daraus einen kleinen, dicken, kurzen und ärmlich gekleideten Mann hervor, der vorsichtig über die Leiter stieg, verstohlen in das Innere des Zimmers blickte, sachte wieder zurückkletterte und mit leiser Stimme sprach: ›Sie ist es!‹ Alsogleich trat derjenige, der mit mir gesprochen hatte, zu der Tür des Pavillons, öffnete mit dem Schlüssel, den er bei sich trug, sperrte wieder ab, und verschwand. Zu gleicher Zeit kletterten die zwei andern über die Leiter. Der kleine Alte blieb bei dem Kutschenschlag, der Kutscher hielt die Wagenpferde, der Lakai die Sattelpferde. Auf einmal erschallte im Pavillon ein großes Geschrei. Eine Frau lief zum Fenster und machte es auf, als wollte sie sich hinausstürzen. Wie sie aber die zwei Männer erblickte, eilte sie wieder zurück, und die zwei Männer stürzten ihr nach in das Zimmer. Von jetzt an sah ich nichts mehr, allein ich hörte das Krachen der Geräte, die man zerbrach. Die Frau schrie und rief um Hilfe. Ihr Geschrei war bald erstickt; die drei Männer traten ans Fenster, die Frau auf ihren Armen. Zwei stiegen die Leiter herab und brachten sie in den Wagen, in den nach ihr der kleine Alte stieg. Jener, der im Pavillon zurückblieb, machte den Balken wieder zu, kam bald darauf zur Tür heraus, und überzeugte sich, daß sich die Frau wirklich im Wagen befinde; seine zwei Gefährten erwarteten ihn schon zu Pferde. Er schwang sich gleichfalls in den Sattel; der Lakai nahm seinen Platz neben dem Kutscher, der Wagen, von den drei Reitern begleitet, rollte fort, und alles war zu Ende.«
    D'Artagnan war zermalmt von einer so schrecklichen Nachricht und blieb stumm und regungslos, während in seinem Innern alle Dämone des Ingrimms und der Eifersucht tobten. »Wisset Ihr nicht beiläufig,« sagte d'Artagnan, »wer jener Mann ist, der diese teuflische Expedition geleitet hat?«
    »Ich kenne ihn nicht.«
    »Da er aber mit Euch sprach, so konntet Ihr ihn wohl sehen.«
    »Ha, Sie verlangen von mir eine nähere Beschreibung?«
    »Ja!«
    »Ein großer, hagerer Mann, von brauner Gesichtsfarbe, mit schwarzem Schnurrbart, schwarzen Augen und dem Aussehen eines Edelmannes.«
    »Er ist es!« rief d'Artagnan, »wieder er, immer er! Er ist mein Dämon, wiees scheint. – Und der andere?«
    »Welcher?«
    »Der Kleine.«
    »O, das ist kein vornehmer Herr, das kann ich versichern; auch trug er keinen Degen, und die andern begegneten ihm rücksichtslos.«
    »Vielleicht ein Lakai,« murmelte d'Artagnan. »O arme, arme Frau, was werden sie dir getan haben!«
    »Sie haben mir Verschwiegenheit versprochen,« sagte der Greis. »Ich wiederhole Euch mein Versprechen. Seid unbekümmert, ich bin ein Edelmann. Ein Edelmann hat nur sein Ehrenwort, und ich habe Euch das meinige verpfändet.« D'Artagnan begab sich wieder mit blutender Seele auf den Weg nach der Überfahrt. »O, wenn ich doch meine Freunde hätte,« seufzte er, »dann könnte ich doch wenigstens die Hoffnung nähren, sie wiederzufinden; allein wer weiß, was aus ihnen geworden ist?«
    Es war fast Mitternacht, und nun handelte es sich darum, Planchet aufzusuchen. D'Artagnan ließ sich der Reihe nach alle Schenken öffnen, worin er Licht bemerkte, doch Planchet fand sich in keiner derselben. Bei der sechsten dachte er darüber nach, daß sein Nachsuchen ein bißchen gewagt sei. D'Artagnan gab seinem Bedienten erst um sechs Uhr morgens die Stunde, und so war dieser im Recht, wo er sich auch befand. Außerdem bedachte der junge Mann, wenn er in dieser Gegend bleibe, wo das Ereignis vorfiel, so könnte er wohl einigen Aufschluß über diese geheimnisvolle Geschichte bekommen. Er hielt somit bei der sechsten Schenke an, verlangte eine Flasche vom besten Wein und zog sich in die finsterste Ecke zurück, um hier den Tag zu erwarten. Doch auch diesmal täuschte ihn seine Hoffnung, denn wie er auch mit gespannten Ohren lauschte, so konnte er doch mitten unter den Flüchen, Späßen und Roheiten, welche die Arbeiter, Bedienten und Fuhrleute, in deren Gemeinschaft er geraten war, gegenseitig wechselten, durchaus nichts vernehmen, was ihn

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