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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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daran lag, alles zu tun, was Ihr Freund begehrte. Herr Grimaud, dieser nannte seinen Namen, obwohl er sonst nicht viel redet, Herr Grimaud wurde nun, obgleich verwundet, in den Keller hinabgelassen. Als dieser bei seinem Herrnwar, verrammelte er gleichfalls die Tür und gebot uns, in unserer Stube zu bleiben.«
    »Doch sagt einmal,« rief d'Artagnan, »wo ist– wo ist denn Athos?«
    »Im Keller, gnädiger Herr!«
    »Wie, Unglückseliger, Ihr versperrt ihn seit dieser Zeit im Keller?«
    »Guter Himmel! nein, gnädiger Herr, wir sollen ihn im Keller versperren?!«
    »Sie wissen also nicht, was er im Keller getan hat?«
    »O, wenn Sie ihn herausbringen könnten, ich würde Ihnen mein Leben lang dankbar sein, ich würde Sie anbeten.«
    »Also ist er dort– und ich kann ihn finden?«
    »Gewiß, gnädiger Herr, er besteht darauf, im Keller zu bleiben. Man reicht ihm täglich am Ende einer Gabel Brot und Fleisch, wenn er es fordert, aber ach, sein größter Verbrauch ist nicht Brot und Fleisch. Ich versuchte es einmal, mit zweien meiner Burschen hinabzugehen, allein er geriet in eine entsetzliche Wut. Ich hörte das Geräusch, mit dem er seine Pistolen und die Muskete seines Bedienten lud. Wie wir nun fragten, was ihre Absicht wäre, so erwiderte er, daß er mit seinem Lakai noch vierzig Schüsse machen könne, und sie würden sie eher abbrennen, als sie einen von uns in den Keller treten ließen. Somit beklagte ich mich bei dem Gouverneur, allein dieser gab zur Antwort: es geschehe mir bloß, was ich verdiene, und dadurch würde ich belehrt, künftig ehrenhafte Leute, die bei mir einkehren, nicht mehr zu beleidigen.«
    »Nun, und seitdem?« fragte d'Artagnan, der nicht umhin konnte über die klägliche Miene des Gastwirtes zu lachen.
    »Nun, seitdem führen wir das traurigste Leben, gnädigster Herr, denn Sie müssen wissen, daß ich alle meine Vorräte im Keller verwahre, den Wein in Flaschen und in Fässern, das Bier, das Öl, die Liköre, den Speck und die Würste. Und da wir nicht hinabgehen dürfen, so sind wir gezwungen, den Reisenden, die bei uns einsprechen, Speise und Trank zu verweigern, wonach unser Gasthof von Tag zu Tag mehr abnimmt. Verbleibt Ihr Freund noch eine Woche im Keller, so bin ich zu Grunde gerichtet.«
    »Und das ist ganz billig, Schelm! Habt Ihr es uns denn nicht im Gesicht angesehen, daß wir Personen von Stand und nicht Falschmünzer seien?«
    »Ja, gnädiger Herr, ja. Sie haben recht,« entgegnete der Wirt. »Doch hören, ja, hören Sie nur, wie er tobt.«
    »Man wird ihn zweifelsohne gestört haben,« sagte d'Artagnan.
    »Aber man muß ihn doch stören,« versetzte der Wirt, »da eben zwei englische Edelleute ankamen.«
    »Nun?«
    »Nun, wie Sie wissen, so lieben die Engländer den guten Wein, und diese hier haben vom besten verlangt. Meine Frau wird wohl Herrn Athos gebeten haben, in den Keller gehen zu dürfen, um diesen Herren zu willfahren, und er wird sich, wie gewöhnlich, dagegen gesträubt haben. Ach, guter Gott, das Getöse nimmt noch zu.« D'Artagnan vernahm in der Tat in der Richtung gegen den Keller einen großen Lärm. Er stand auf. Der Wirt ging, die Hände ringend, ihmvoraus, und Planchet folgte mit der geladenen Büchse nach, und so trat er zu dem Orte jenes Auftritts.
    Die zwei Edelleute waren in peinlicher Aufregung; sie machten einen langen Ritt und verschmachteten schier vor Hunger und Durst.
    »Das ist doch eine Tyrannei!« riefen sie gut französisch, obwohl mit einem fremden Akzent, »daß dieser Erznarr die guten Leute nicht zu ihrem Weine lassen will. Auf, stoßen wir die Tür ein, und macht er es zu toll, so schlagen wir ihn tot.«
    »Ganz gut, meine Herren,« sprach d'Artagnan, und nahm seine Pistolen aus dem Gürtel, »Ihr werdet Wohl niemanden totschlagen.«
    »Gut, gut!« rief hinter der Tür Athos mit ruhiger Stimme, »man lasse die Kleinkinderfresser nur ein bißchen eintreten, wir wollen sehen.« Wie wacker auch die zwei vornehmen Engländer zu sein schienen, so blickten sie sich doch zaudernd an; man hätte glauben mögen, im Keller sei einer der hungrigsten Werwölfe oder einer der riesigen Helden der Volkssage, in deren Höhlen niemand ungestraft eindringen kann. Es trat ein kurzes Stillschweigen ein, doch schämten sich endlich die zwei Engländer des Zauderns, und der Streitsüchtigste von ihnen stieg die fünf oder sechs Stufen hinab und stieß so ungestüm an die Tür, als müßte er eine Mauer durchbrechen.
    »Planchet!« rief d'Artagnan und spannte

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