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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Bettler einen raschen Blick umher, um sich zu versichern, daß ihn niemand sehen oder hören konnte, öffnete sein, mit einem Ledergürtel nur schlecht umfangenes, zerlumptes Oberleibchen, trennte sein Wams oben auf und nahm einen Brief hervor. Aramis stieß einen Freudenschrei aus, als er das Siegel erblickte, und öffnete mit einer fast religiösen Ehrfurcht den Brief, der folgendes enthielt: »Freund! das Schicksal will es, daß wir noch für einige Zeit getrennt seien, allein die schönen Tage der Jugend sind nicht unwiederbringlich verloren. Erfüllen Sie Ihre Pflicht im Feld, ich erfülle die meinige anderweitig. Nehmen Sie, was Ihnen der Träger überbringen wird; machen Sie den Feldzug als schöner und braver Edelmann mit, und gedenken Sie meiner. Leben Sie wohl, oder vielmehr auf Wiedersehen!« Der Bettler war noch immer mit dem Auftrennen beschäftigt. Er zog aus den schmutzigen Kleidern hundertfünfzig spanische Doppelpistolen, eine nach der andern hervor, und reihte sie auf dem Tisch aneinander; dann öffnete er die Tür und ging fort, ohne daß der erstaunte junge Mann noch ein Wort zu ihm sprechen konnte. Aramis durchlas den Brief abermals und bemerkte, daß er auch eine Nachschrift habe. P. S. »Sie können den Briefträger gut empfangen, denn er ist Graf und Grand von Spanien.«
    »Das sind goldene Träume!« rief Aramis: »o, wie schön ist das Leben! ja, wir sind noch jung, ja, wir erleben noch schöne Tage! O, dir, dir, meine Liebe! mein Herz! mein Dasein! Alles, alles, alles, meine schöne Geliebte!« Er küßte voll Leidenschaftlichkeit den Brief, ohne das funkelnde Gold auf dem Tisch anzublicken. Bazin kratzte an der Tür; Aramis hatte keinen Grund mehr, ihn fernzuhalten und erlaubte ihm einzutreten. Bazin war ganz verblüfft beim Anblick dieses Goldes und vergaß, daß er d'Artagnan anmelden sollte, der aus Neugierde zu Aramis kam, nachdem er von Athos weggegangen war. Da sich jedoch d'Artagnan bei Aramis keinen Zwang auferlegte, meldete er sich selbst, als er sah, daß Bazin auf ihn vergessen hatte. »Ah, Teufel! mein lieber Aramis, wenn das die Pflaumen sind, die man Ihnen aus Tours sendet, so machen Sie den Gärtner, der sie zieht, mein Kompliment.«
    »Sie irren, mein Lieber!« entgegnete Aramis, stets schweigsam, »mein Buchhändler schickte mir soeben das Honorar für mein Gedicht in einsilbigen Versen, die ich dort unten verfaßt habe. »Ei, wirklich,« rief d'Artagnan. »Je nun, Ihr Buchhändler ist großherzig, lieber Aramis, das ist alles, was ich sagen kann.«
    »Wie doch, gnädiger Herr,« rief Bazin, »ein Gedicht verkauft man so teuer? Das ist unglaublich! O, gnädiger Herr, tun Sie alles, was Sie wollen, Sie können noch Herrn Voiture und Herrn von Benserade gleichkommen. Auch ich habedas gern. O, Herr Aramis, ich bitte Sie, werden Sie doch ein Dichter.«
    »Mein Freund Bazin,« sagte Aramis, »ich glaube, du mengst dich in das Gespräch.« Bazin fühlte sein Unrecht, senkte den Kopf und entfernte sich, »Ha!« rief d'Artagnan lächelnd, »Sie verkaufen Ihre Geistesprodukte nach Goldgewicht? Sie sind doch übrigens glücklich, mein Freund. Aber geben Sie acht, Sie verlieren den Brief, der aus Ihrer Kasake hervorragt, und gewiß auch von Ihrem Verleger kommt.« Aramis errötete bis zum Weiß der Augen, schob den Brief tiefer hinein, und knöpfte das Wams wieder zu. Dann sprach er: »Lieber d'Artagnan, wir wollen, wenn es Ihnen beliebt, unsere Freunde aufsuchen, und da ich wieder reich bin, so lange miteinander mittagmahlen, bis sie gleichfalls zu Geld kommen.«
    »Meiner Treu, mit großem Vergnügen,« antwortete d'Artagnan. »Es ist schon lange her, daß wir kein rechtschaffenes Mittagmahl eingenommen haben, und da ich diesen Abend ein etwas kühnes Wagnis zu bestehen habe, so wäre es mir, freigestanden, nicht unlieb, den Kopf mit einigen Bouteillen altem Burgunder ein wenig zu begeistern.«
    »So mag es denn alter Burgunder sein! ich hasse ihn ebensowenig,« versetzte Aramis, dem der Anblick des Goldes die Gedanken nach der Zurückgezogenheit weggewischt hatte.
    Die beiden Freunde begaben sich zuvörderst zu Athos, der getreu seinem Schwure, nicht auszugehen, sich's gefallen ließ, daß das Mittagmahl in seine Wohnung gebracht werde. Da er sich sehr wohl auf die gastronomischen Einzelheiten verstand, so legten ihm d'Artagnan und Aramis in bezug auf diese Sorge kein Hindernis in den Weg. Hierauf verfügten sie sich zu Porthos und begegneten an der Ecke der Gasse du Bac

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