Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
Vom Netzwerk:
mindestens zwei Stunden dauert. Kommen Sie zu mir, wir werden allein sein, und unsere Sache in Richtigkeit bringen.«
    »Wohl, das nenne ich vernünftig reden, meine Liebe!«
    »Sie verzeihen mir?«
    »Wir wollen sehen,« antwortete Porthos majestätisch. Sie schieden nach öfterer Wiederholung: »Also diesen Abend!«
    »Teufel!« dachte Porthos, als er wegging, »mich dünkt, daß ich der Goldkiste des Herrn Coquenard naherücke!«...

Des Nachts sind alle Katzen grau.
    Endlich kam der Abend heran, dessen Porthos und d'Artagnan so ungeduldig harrten. D'Artagnan hatte sich, wie gewöhnlich, gegen neun Uhr bei Mylady eingestellt. Er traf sie in der heitersten Stimmung, nie hatte sie ihn so empfangen. Unser Gascogner sah auf den ersten Blick, daß Ketty das vermeintliche Briefchen des Grafen von Wardes ihrer Gebieterin eingehändigt habe, und daß dasselbe seine Wirkung tat. Ketty trat ein und brachte Erfrischungen. Ihre Herrin machte ihr die huldreichste Miene und lächelte sie auf das liebevollste an; doch die Arme war über die Anwesenheit d'Artagnans bei Mylady so betrübt, daß sie auf das Wohlwollen der letzteren gar nicht achtete. Um zehn Uhr fing Mylady an, beunruhigt zu scheinen; d'Artagnan erhob sich, nahm seinen Hut, und Mylady bot ihm die Hand zum Kusse. Der junge Mann fühlte, daß sie ihm die Hand drückte und sah ein, das geschehe nicht aus Koketterie, sondern aus einem Gefühl von Dankbarkeit, weil er sich entferne. »Sie liebt ihn rasend,« murmelte er, und ging fort. Ketty saß, ihr Gesicht in den Händen verborgen, und weinte. Sie hörte d'Artagnan wohl eintreten, richtete aber ihr Köpfchen nicht empor.
    Wie es d'Artagnan vermutete, hatte Mylady, als sie jenen Brief erhielt, den sie für eine Antwort des Grafen von Wardes hinnahm, in ihrer überströmenden Freude der Zofe alles eingestanden, und für die gute Erfüllung des Auftrags eine Börse zum Lohn gegeben. Als nun Ketty in ihr Zimmer zurückkehrte, warf sie die Börse in einen Winkel, wo sie auch liegenblieb neben drei ober vier Goldstücken, die herausgefallen waren. Bei d'Artagnans Stimme blickte das arme Mädchen in die Höhe. D'Artagnan erschrak über dieVeränderung in ihren Gesichtszügen; sie faltete die Hände mit flehender Miene, wagte aber kein Wort laut werden zu lassen. Übrigens ließ sich der Plan d'Artagnans um so leichter ausführen, als Mylady aus Gründen, die man nicht ermitteln konnte, die aber sehr wichtig zu sein schienen, Ketty den Auftrag erteilt hatte, sowohl in ihrem Zimmer, als auch in dem der Zofe alle Lichter auszulöschen. Nach einem kleinen Weilchen hörte man Mylady in ihr Gemach zurückkehren. D'Artagnan schlüpfte sogleich in den Schrank, und kaum befand er sich in demselben, als das Glöckchen ertönte.
    Als endlich die Stunde der Ankunft des Grafen nahte, ließ Mylady wirklich alle Lichter bei sich auslöschen, und befahl Ketty, in ihr Zimmer zurückzukehren und den Grafen von Wardes bei ihr einzuführen, sobald er käme. Ketty brauchte nicht lange zu warten. Kaum hatte d'Artagnan durch das Schlüsselloch seines Schrankes gesehen, daß im ganzen Zimmer Finsternis herrschte, so sprang er aus seinem Schlupfwinkel in dem Moment hervor, wo Ketty die Verbindungstür zuschloß. »Was ist das für ein Geräusch?« fragte Mylady. »Ich bin es,« sprach d'Artagnan mit verstellter Stimme, »ich, Graf von Wardes.«
    »O, mein Gott! mein Gott!« stammelte Ketty, »er vermochte nicht einmal die Stunde abzuwarten, die er selbst bestimmt hat.«
    »Nun,« sagte Mylady mit zitternder Stimme, »warum tritt er denn nicht ein? Graf, Graf, Sie wissen, daß ich auf Sie warte.« Auf diesen Ruf schob d'Artagnan die Zofe sanft zur Seite und ging schnell in das Gemach der Mylady. Er war nun in einer martervollen Lage, die er nicht voraussah; die Eifersucht folterte sein Herz, und er litt ebensoviel wie die arme Ketty, die dort im anstoßenden Zimmer weinte. »Ja, Graf!« versetzte Mylady mit ihrer sanftesten Stimme, indem sie ihm dabei eine Hand drückte, »ja, ich bin glücklich in der Liebe, die mir Ihre Blicke und Ihre Worte verkündeten. Aber ich liebe Sie ebenfalls. Morgen, ja, morgen, will ich von Ihnen irgend ein Unterpfand zum Beweis, daß Sie an mich denken, und da Sie meiner vergessen könnten, so nehmen Sie hier —-« Sie zog einen Ring vom Finger und steckte ihn an den von d'Artagnan. Es war ein herrlicher Saphir, von Brillanten eingefaßt. Die erste Regung d'Artagnans war, ihr denselben zurückzustellen, allein Mylady

Weitere Kostenlose Bücher