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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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d'Artagnan schon in England gewesen sei, worauf dieser kurz erwiderte, daß er in Herrn von Trévilles Auftrag dort Pferde gekauft, und vier Stück als Muster mitgebracht habe. Einige ausgetauschte Höflichkeiten beendeten den Besuch. Auf der Treppe begegnete d'Artagnan der hübschen Zofe der Mylady, die auf den Namen Ketty hörte, und an dem schmucken Kavalier offensichtlich sehr viel Gefallen fand. In den folgenden Tagen besuchte d'Artagnan Lady Winter noch einigemal und fand sie jedesmal schöner und liebenswürdiger, als er sie beim jeweils letzten Besuch gefunden hatte. Nach einer dieser Visiten ging Ketty, die Zofe, d'Artagnan auf der Treppe entgegen und lispelte ihm zu, daß sie ihm etwas Wichtiges unter vier Augen mitzuteilen habe; sie führte den erstaunten Kavalier in ihr Zimmer, das an das ihrer Herrin stieß und schloß sorgfältig die Tür hinter sich. Dann verriet sie d'Artagnan mit naiver und zugleich leidenschaftlicher Manier, daß Mylady in Liebe zu einem andern Manne, nämlich zum Grafen von Wardes, entbrannt sei, und reichte dem empörten und überraschten Chevalier zur Bekräftigung ihrer Aussage einen von Mylady geschriebenen Brief ohne Adresse, der folgenden Inhalt hatte: »Sie haben auf mein erstes Briefchen nicht geantwortet. Sind Sie etwa unwohl, oder haben Sie darauf vergessen, welche Blicke Sie auf dem Balle der Frau von Guise auf mich geworfen haben? Die Gelegenheit ist da, Graf, lassen Sie sie nicht entweichen!« D'Artagnan wurde rot und blaß vor Zorn und Scham. In diesem Augenblick hörte man, wie Mylady das Zimmer nebenan betrat und nach Ketty rief. D'Artagnan schlüpfte eiligst in einen Schrank und hörte folgendes Gespräch, das Lady Winter mit ihrer Zofe führte: »Nun,« sagte Mylady, »ich habe unsern Gascogner diesen Abend nicht gesehen.«
    »Wie, Madame,« versetzte Ketty, »er ist gar nicht gekommen? Wird er flatterhaft, ehe er noch beglückt ist?«
    »Ach, nein, Herr von Tréville oder Herr des Essarts werden ihn abgehalten haben. Ich verstehe mich darauf, Ketty, ich habe ihn geangelt.«
    »Und was wird die Madame mit ihm tun?«
    »Was ich tun werde? seiruhig, Ketty! zwischen mir und diesem Manne liegt etwas, das er nicht weiß. Er war Ursache, daß ich bei Seiner Eminenz fast den Kredit verloren habe. O, ich will mich rächen.«
    »Ich dachte, daß ihn Madame liebe?«
    »Ich ihn lieben? o, ich verabscheue ihn. Ein Schwachkopf, der das Leben des Lord Winter in den Händen hat, ihn nicht töte und mich dadurch die Rente von dreitausend Livres verlieren macht!«
    »Es ist wahr,« versetzte Ketty, »Ihr Sohn wäre der einzige Erbe seines Oheims, und bis zu seiner Großjährigkeit hätten Sie den Fruchtgenuß seines Vermögens gehabt.« D'Artagnan schauderte bis ins Mark seiner Beine, als er vernahm, wie es ihm dieses süße Wesen mit jener scharfen Stimme, die sie nur mit Mühe im Gespräch dämpfen konnte, zum Vorwurf machte, daß er nicht einen Menschen tötete, den sie, wie er selbst gesehen, mit Beweisen von Freundschaft überhäufte. »Ich hätte mich auch schon an ihm gerächt, fuhr Mylady fort, »wenn mir nicht der Kardinal, ich weiß nicht warum, aufgetragen hätte, seiner zu schonen.«
    »Ach, ja! aber Madame schonte nicht der kleinen Frau, die er geliebt hat.«
    »Ah, die Krämerin aus der Gasse Fossoyeurs? Hat er nicht bereits auf sie vergessen? Meiner Treu! eine hübsche Rache.« Ein kalter Schweiß rann d'Artagnan über die Stirn; dieses Weib war offenbar ein Ungetüm. Er horchte abermals, doch zum Unglück war die Toilette beendet. »Es ist gut,« sagte Mylady, »kehre in dein Zimmer zurück, und suche morgen eine Antwort auf den Brief zu erhalten, den ich dir übergeben habe.«
    »Für Herrn von Wardes?« fragte Ketty. »Nun ja. für Herrn von Wardes.«
    »Dieser Herr«, versetzte Ketty, »kommt mir vor, als wäre er gerade das Gegenteil von dem armen Herrn d'Artagnan.«
    »Geh, Mademoiselle,« sagte Mylady, »ich mag keine Kommentare.« D'Artagnan hörte die Tür zuschließen, dann vernahm er auch, wie Mylady zwei Riegel vorschob, um sich einzusperren. Ketty drehte ihrerseits den Schlüssel einmal um, so sanft wie es vermochte. Sonach stieß d'Artagnan die Tür des Schrankes auf. »O, mein Gott!« sagte Ketty ganz leise, »was haben Sie? Ach, Sie sind ganz blaß.«
    »Die Abscheuliche!« murmelte d'Artagnan. »Stille! stille! Gehen Sie hinaus,« sagte Ketty, »es ist zwischen meinem Zimmer und dem der Mylady nur eine dünne Wand; man hört in dem einen, was in dem

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