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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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andern gesprochen wird.«
    »Ganz wohl, aber ich will nicht eher gehen, als bis du mir sagst, was aus Madame Bonacieux geworden ist.« Das arme Mädchen schwor es d'Artagnan auf das Kruzifix, daß sie es nicht bestimmt wisse, denn ihre Herrin lasse ihre Geheimnisse nur bis zur Hälfte durchblicken. Sie glaube bloß bürgen zu können, daß sie nicht tot sei. Auch in bezug auf die Ursache davon, daß Mylady beim Kardinal an Kredit verloren habe, wußte Ketty nicht mehr anzugeben. Doch hier hatte d'Artagnan einen tieferenBlick als sie. Da er Mylady in dem Augenblick, wo er England verließ, auf einem konsignierten Schiffe gesehen hatte, so vermutete er, daß hier die diamantenen Nestelstifte im Spiele seien. Hierin zeigte sich nun am klarsten, daß der wahre Haß, der tiefe Haß, der eingewurzelte Haß der Mylady gegen d'Artagnan seinen Grund darin habe, daß er ihren Schwager nicht tötete.
    D'Artagnan kehrte am folgenden Tage zu Mylady zurück; sie war übelgestimmt; d'Artagnan erriet, dies rühre von dem Mangel einer Antwort des Herrn von Wardes her. Ketty trat ein, aber Mylady empfing sie sehr hart. Ein Blick auf d'Artagnan wollte sagen: »Sie sehen, was ich Ihretwegen leide!« Aber gegen Ende des Abends sänftigte sich die schöne Löwin, sie hörte lächelnd die süßen Worte d'Artagnans und reichte ihm sogar die Hand zum Kuß. Als d'Artagnan fortging, wußte er nicht mehr, was er denken sollte; da er aber als ein Gascogner nicht so leicht aus der Fassung zu bringen war, so entwarf er in seinem Geist ein Plänchen. Er traf Ketty an der Tür und ging mit ihr, wie am Vortag, hinauf, um Neuigkeiten zu vernehmen. Ketty wurde heftig ausgezankt, man beschuldigte sie der Fahrlässigkeit. Mylady konnte sich das Stillschweigen des Grafen von Wardes nicht erklären und befahl ihr, daß sie um neun Uhr früh in ihr Schlafzimmer komme und ihre Aufträge einhole. D'Artagnan ließ sich von Ketty versprechen, daß sie am folgenden Tage zu ihm komme, damit sie ihm sage, worin diese Aufträge bestanden haben. Das arme Kind versprach, was d'Artagnan verlangte, sie war töricht. Um elf Uhr sah er Ketty kommen. Sie trug ein neues Briefchen von Mylady in der Hand. Diesmal suchte es ihm das arme Mädchen gar nicht streitig zu machen, sondern überließ es ihm; sie gehörte ja dem schönen Krieger mit Leib und Seele. D'Artagnan öffnete das zweite Briefchen, das gleichfalls weder Adresse noch Unterschrift hatte, und las wie folgt: »Das ist das dritte Briefchen, worin ich Ihnen schreibe, daß ich Sie liebe; hüten Sie sich, daß ich Ihnen nicht zum viertenmal schreibe, um Ihnen zu sagen, daß ich Sie hasse!« D'Artagnan wurde während des Lesens abwechselnd blaß und rot. »O, Sie lieben sie noch immer!« seufzte Ketty, die ihre Augen von dem Antlitz des jungen Mannes nicht einen Augenblick lang weggewendet hatte. »Nein, Ketty! du irrst, ich liebe sie nicht mehr, doch will ich mich für ihre Verachtung rächen.« Ketty seufzte. D'Artagnan ergriff eine Feder und schrieb: »Madame, ich habe bisher daran gezweifelt, ob Ihre zwei ersten Briefchen an mich gerichtet waren, so sehr habe ich mich einer solchen Ehre für unwürdig gehalten. Aber heute muß ich wohl an das Übermaß Ihrer Güte glauben, weil es mir nicht bloß Ihr Schreiben, sondern auch Ihre Zofe bekräftigt, daß ich so glücklich bin, von Ihnen geliebt zu werden. Ich will Sie diesenAbend um elf Uhr bitten, mir zu vergeben. Jetzt noch einen Tag zu zögern, hieße eine neue Beleidigung zufügen. Derjenige, den Sie zum Glücklichsten auf Erden machen.« Dieses Briefchen war eben keine Fälschung, denn d'Artagnan unterfertigte es nicht, doch war es eine Unzartheit, ja sogar von dem Gesichtspunkt unserer gegenwärtigen Sitten eine Art Schimpf; man enthielt sich damals aber weniger, als es heutzutage geschieht. D'Artagnans Plan war sehr einfach, er gelangte durch Kettys Zimmer in das ihrer Gebieterin; er beschämte die Ungetreue, er drohte, sie durch einen öffentlichen Lärm bloßstellen zu wollen, und erfuhr von ihr mittels des Schreckens alles das, was er über Konstanzes Schicksal zu wissen wünschte. Vielleicht hatte das sogar die Freiheit der hübschen Krämerin zur Folge. »Da,« versetzte der junge Mann und reichte Ketty das Briefchen zugesiegelt, »bringe diesen Brief Mylady; es ist die Antwort des Herrn von Wardes.« Die arme Ketty wurde blaß wie der Tod; sie ahnte den Inhalt des Briefes. »Höre, liebes Kind,« sprach d'Artagnan zu ihr, »du begreifst wohl, daß dies

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