Die drei Musketiere
in die Bäder von Forges gereist. Diese blieben unterwegs zurück, aber Sie setzten Ihre Reise fort. Das ist ganz einfach, da sie Geschäfte in England hatten.«
»Monseigneur,« stammelte d'Artagnan, ganz verblüfft, »ichging...«
»Auf die Jagd nach Windsor oder anderswohin, das geht niemand etwas an. Ich weiß das, weil ich alles wissen muß. Bei Ihrer Zurückkunft sind Sie von einer vornehmen Person empfangen worden, und ich sehe mit Vergnügen, daß Sie das Andenken, das Sie von derselben erhielten, bewahrt haben.« D'Artagnan trug den Diamanten am Finger, den ihm die Königin gegeben, und wandte rasch den Stein nach innen, doch war es schon zu spät. »Am folgenden Tage nach diesem Empfang kam Herr von Cavois zu Ihnen,« fuhr der Kardinal fort. »Er forderte Sie auf, in den Palast zu kommen; Sie erwiderten aber seinen Besuch nicht, und taten unrecht daran.«
»Monseigneur, ich war in Angst, daß ich mir die Ungnade Euer Eminenz zugezogen habe.«
»Warum, mein Herr, etwa weil Sie die Aufträge Ihrer Vorgesetzten mit mehr Mut und Beharrlichkeit besorgt haben, als es irgend ein anderer getan hätte? Sie sollten sich meine Ungnade zugezogen haben, während Sie nur Lob verdienten? Ich bestrafe diejenigen, die nicht gehorchen, aber nicht die, welche, wie Sie, nur... zu gut gehorchen. Erinnern Sie sich zum Beweis dessen an das Datum, wo ich Sie zu mir entbot, und befragen Sie Ihr Gedächtnis, was an diesem Tage geschah.« Auf diesen Tag fiel gerade die Entführung der Madame Bonacieux. D'Artagnan gedachte mit Schauer, daß eine halbe Stunde früher die arme Frau an ihm vorüberfuhr, zweifelsohne von derselben Macht weggeführt, der man ihr Verschwinden zumuten mußte. »Da ich seit einiger Zeit nichts mehr von Ihnen gehört habe,« fuhr der Kardinal fort, »so wollte ich wissen, was Sie denn tun. Außerdem sind Sie mir jedenfalls einigen Dank schuldig, da es Ihnen nicht entgehen konnte, wie sehr Sie in jeder Hinsicht geschont worden sind.« D'Artagnan verneigte sich ehrfurchtsvoll. »Das kam nicht bloß von einem Gefühl natürlicher Billigkeit,« fuhr der Kardinal fort, »sondern auch von einem Plan, den ich mir in bezug auf Sie entworfen habe.« D'Artagnan war mehr und mehr erstaunt. »Ich wollte Ihnen«, sprach der Kardinal, »diesen Plan an dem Tage meiner ersten Einladung mitteilen, allein Sie kamen nicht. Glücklicherweise ist durch diese Verzögerung noch nichts verloren, und Sie sollen ihn heute vernehmen. Setzen Sie sich, Herr d'Artagnan, Sie sind ein zu guter Edelmann, als daß Sie mich stehend anhören sollten.« Der Kardinal wies mit dem Finger nach einem Stuhl, doch der junge Mann war über das, was vorging, so erstaunt, daß er erst einem zweiten Wink nachkam. »Sie sind tapfer, Herr d'Artagnan,« fuhr Seine Eminenz fort, »und was noch mehr gilt, Sie sind besonnen. Ich liebe die Menschen von Kopf und Herz. Erschrecken Sie nicht,« sprach er lächelnd, »unter den Menschen von Herz verstehe ich die Menschen von Mut; allein, wie jung Sie auch sind, und wiewohl Sie kaum erst in die Welteintreten, so haben Sie doch schon mächtige Feinde. Wenn Sie nicht auf der Hut sind, so gehen Sie zu Grunde.«
»Ach, Monseigneur,« entgegnete der junge Mann, »meine Feinde werden das leicht zu stande bringen, da sie stark sind, und unterstützt werden, während ich allein dastehe.«
»Ja, das ist wahr, jedoch, obgleich Sie allein sind, so haben Sie doch schon viel getan, und werden noch viel tun, wie sich nicht bezweifeln läßt. Meiner Meinung nach brauchen Sie aber einen Führer auf der abenteuerlichen Laufbahn, die Sie eingeschlagen haben; denn, wenn ich nicht irre, kamen Sie in der ehrgeizigen Absicht nach Paris, da Ihr Glück zu machen.«
»Monseigneur,« versetzte d'Artagnan, »ich bin in dem Alter toller Hoffnungen.«
»Tolle Hoffnungen haben nur die Toren, mein Herr; aber Sie sind ein Mann von Geist. Nun, was würden Sie wohl sagen zu einer Fähnrichsstelle bei meiner Leibwache und zu einer Kompagnie nach dem Feldzug?«
»Ah, Monseigneur!«
»Sie nehmen sie an, nicht wahr?«
»Monseigneur,« stammelte d'Artagnan mit verlegener Miene. »Wie doch, Sie weigern sich?« fragte der Kardinal verwunderungsvoll. »Ich stehe bei der Leibwache Seiner Majestät und habe keine Ursache, unzufrieden zu sein.«
»Mich dünkt aber,« sagte Seine Eminenz, »daß meine Leibwache auch die Seiner Majestät ist, und daß man, wenn man in einem französischen Korps dient, dem König dient.«
»Monseigneur, Ew. Eminenz hat
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