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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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dieselbe eines Tages wiederfinden; und mein Gott!« fügte er mit dem ihm eigenen misantropischen Tone hinzu, »vielleicht noch früher, als Sie es wünschen.« Es schlug halb acht Uhr; der Wagen war um zwanzig Minuten später eingetroffen, als das Rendezvous anberaumt wurde. Die Freunde mahnten d'Artagnan, daß er einen Besuch zu machen habe, bemerkten aber, es wäre noch immer Zeit, sich davon loszusagen. Allein d'Artagnan war zugleich halsstarrig und neugierig. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, er wolle nach dem Palais-Cardinal reiten, um zu erfahren, was ihm Seine Eminenz sagen würde, und so konnte ihn nichts von seinem Vorsatz abbringen.
    D'Artagnan trat kühn durch den Haupteingang. Wiewohl sich der junge Mann kräftig unterstützt fühlte, so war er doch nicht frei von Unruhe, als er die große Treppe hinanstieg. Sein Benehmen gegen Mylady glich sozusagen einer Verräterei, und er vermutete, daß diese Frau in politischen Angelegenheiten verwickelt sei; überdies war Herr von Wardes, den er so übel Zugerichtet hatte, ein getreuer Anhänger des Kardinals, und d'Artagnan wußte es, daß Seine Eminenz in allem den Feinden ebenso furchtbar, als seinen Freunden zugetan war. Als er in das Vorgemach trat, übergab er seinen Brief dem Türhüter, der den Dienst hatte, ihn in das Wartezimmer führte und sich in das Innere des Palastes begab. In diesem Wartesaal standen fünf bis sechs Leibwachen des Kardinals, die ihn, da sie d'Artagnan kannten und auch wußten, daß er Jussac verwundet hatte, mit einem seltsamen Lächeln anblickten. Der Türhüter kam zurück und gab d'Artagnan ein Zeichen, ihm zu folgen. Es schien dem jungen Mann, als flüsterten die Garden, wie sie ihn weggehen sahen. Er schritt durch einen Korridor, dann durch einen Salon, trat in ein Bibliothekzimmer und stand vor einem Manne, der an einem Schreibtisch saß und schrieb. Der Türhüter, der ihn eingeführt hatte, ging fort, ohne ein Wort zu reden. D'Artagnan blieb prüfend vor jenem Manne stehen. Anfangs glaubte d'Artagnan, erhabe es mit einem Richter zu tun, der einen Stoß Akten untersuchte, allein er bemerkte, daß der Mann am Schreibtisch Worte an den Fingern skandierte, schrieb, oder vielmehr Zeilen von ungleicher Länge korrigierte; kurz, er sah, daß er einen Dichter vor sich habe. Gleich darauf schloß der Dichter seine Handschrift, auf deren Deckel »Mirame, Trauerspiel in fünf Akten« geschrieben stand, und erhob seinen Kopf. D'Artagnan erkannte den Kardinal.

Eine schreckliche Erscheinung
    Richelieu stützte seinen Ellbogen auf seine Handschrift, seine Wange an seine Hand, und sah d'Artagnan ein Weilchen an. Niemand besaß ein so tiefforschendes Auge als der Kardinal, und der junge Mann fühlte, wie dieser Blick gleich einem Fieber durch seine Adern glühte. Er blieb indes gefaßt, hielt seinen Hut in der Hand und wartete, was seine Eminenz zu sagen beliebte, ohne zuviel Stolz, aber auch ohne zuviel Demut. »Mein Herr,« sagte der Kardinal, »sind Sie ein d'Artagnan aus Bearn?«
    »Ja, Monseigneur.«
    »Es gibt mehrere Zweige der d'Artagnans in Tarbes und in der Umgebung; zu welchem gehören Sie?«
    »Ich bin der Sohn desjenigen, der die Religionskriege mit dem großen König Heinrich, dem Vater Sr. Majestät, mitgemacht hat.«
    »Ganz Wohl. Sie sind es, der vor etwa sieben oder acht Monaten seine Heimat verließ, um in der Hauptstadt sein Glück zu suchen?«
    »Ja, Monseigneur.«
    »Sie sind durch Meung gereist, wo Ihnen etwas begegnet ist, ich weiß nicht mehr genau was, kurz, etwas.«
    »Monseigneur,« sagte d'Artagnan. »es war...«
    »Es ist unnötig,« sprach der Kardinal mit einem Lächeln, das anzeigte, daß ihm der Vorfall so gut bekannt war wie demjenigen, der ihn erzählen wollte. »Sie waren Herrn von Tréville empfohlen, nicht wahr?«
    »Ja, Monseigneur, doch eben bei jenem unglückseligen Vorfall in Meung...«
    »Ging der Empfehlungsbrief verloren,« fuhr Se. Eminenz fort; »ja, ich weiß davon. Doch Herr von Tréville ist ein geschickter Physiognomiker, der die Menschen auf den ersten Blick kennt, und er hat Sie in der Kompagnie seines Schwagers, des Herrn des Essarts, untergebracht, wobei er Sie hoffen ließ, daß Sie früher oder später bei den Musketieren eintreten würden.«
    »Monseigneur ist vollständig unterrichtet.«
    »Seitdem ist Ihnen mancherlei zugestoßen. Eines Tages lustwandelten Sie hinter den Karmelitern, wo es besser gewesen wäre, Sie hätten sich anderswo befunden; dann sind Sie mit Ihren Freunden

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