Die drei Musketiere
dahin,« sagte Porthos, »würde man uns nicht mehr sehen, und das wäre schade. Also auf, meine Herren!«
»Sie vergessen aber auf den zweiten Brief,« ermahnte Athos. »Das Siegel scheint mir anzuzeigen, daß er wert ist, geöffnet zu werden. Lieber d'Artagnan, ich kümmerte mich mehr um diesen, als um den kleinen Zettel dort, den Sie ganz zärtlich an Ihr Herz legten.« D'Artagnan wurde rot und sagte: »Nun, meine Herren, wollen wir sehen, was Seine Eminenz von mir will.« Er entsiegelte den Brief und las: »Herr d'Artagnan, von der Garde des Königs, Kompagnie des Essarts, wird diesen Abend um acht Uhr im Palais-Cardinal erwartet. Lahoudinière, Kapitän der Garden.«
»Teufel!« rief Athos, »das ist ein Rendezvous, das viel mehr Unruhe einflößen muß als das andere.«
»Ich gehe zu dem zweiten, wenn ich vom ersten zurückkehre.« versetzte d'Artagnan. »Das eine findet um sieben, das andere um acht Uhr statt. Ich habe Zeit für beide.«
»Ei, ich ginge nicht,« sagte Aramis. »Ein galanter Ritter darf bei einem Stelldichein, das ihm eine Dame gibt, nicht ausbleiben. Aber ein kluger Edelmann kann sich entschuldigen und nicht zu Seiner Eminenz gehen, zumal, wenn er Ursache hat, zu glauben, daß man ihn nicht berufe, um ihm Schönheiten zu sagen.«
»Ich trete der Ansicht des Aramis bei,« bemerkte Porthos. »Meine Herren,« entgegnete d'Artagnan, »ich erhielt schon einmal durch Herrn von Cavois eine ähnliche Einladung von Seiner Eminenz. Ich ließ sie außer acht, und am folgenden Tage begegnete mir ein großer Unfall. Konstanze verschwand. Ich gehe jedenfalls, was auch geschehen mag.«
»Ist es Ihr fester Entschluß, so führen Sie ihn aus,« sagte Athos. »Doch die Bastille?« bemerkte Aramis. »Bah, Sie werden mich wohl daraus befreien,« erwiderte d'Artagnan. »Allerdings,« entgegnete Aramis und Porthos mit bewundernswerter Festigkeit, als wäre das eine ganz einfache Sache. »Wir werden Sie allerdings daraus befreien; da wir jedoch inzwischen übermorgen abreisen, so täten Sie wohl besser daran, wenn Sie sich der Gefahr der Bastille nicht aussetzen möchten.«
»Wir tun, was in unsern Kräften steht,« sagte Athos, »und verlassen ihn diesen Abend nicht. Wir erwarten ihn jeder an einem Tore des Palastes, je mit drei Musketieren hinter uns. Sehen wir nun, daß ein verschlossener Wagen und von verdächtigem Aussehen herauskommt, so packen wir ihn an. Wir hatten ohnedies schon lange keinen Hader mehr mit den Leibwachen des Herrn Kardinals, undHerr von Tréville muß meinen, daß wir tot seien.«
»Sie sind augenscheinlich ein geborener Heerführer, Athos,« rief Aramis. »Was sagen Sie zu diesem Plänchen, meine Herren?«
»Es ist vortrefflich!« riefen im Chor die jungen Männer. »Gut,« versetzte Porthos, »ich eile nach dem Hotel und melde unsern Kameraden, sie sollen sich auf dem Platze des Palais-Cardinal bereit halten; Ihr laßt inzwischen die Pferde durch die Bedienten satteln.«
»Aber ich habe kein Pferd,« erwiderte d'Artagnan, »doch will ich eines von Herrn von Tréville nehmen.«
»Das ist nicht nötig,« entgegnete Aramis, »Sie können ja eines von den meinigen nehmen.«
»Wieviel haben Sie denn?« fragte d'Artagnan. »Drei,« antwortete Aramis lächelnd. »Mein Lieber,« rief Athos, »Sie sind der am besten honorierte Dichter in Frankreich und Navarra.«
»Hören Sie, lieber Aramis, Sie werden gar nicht wissen, was Sie mit drei Pferden anfangen sollen, nicht wahr? Ich begreife auch gar nicht, warum Sie sich drei Pferde gekauft haben!«
»Ich habe auch bloß zwei gekauft,« entgegnete Aramis. »So ist Ihnen das dritte vom Himmel zugefallen?«
»Nein, das dritte wurde mir diesen Morgen von einem Bedienten ohne Livree gebracht, der mir nicht sagen wollte, wem er zugehöre, und mir versicherte, er sei hierzu von seinem Herrn beauftragt worden.«
»Oder von seiner Herrin,« fiel d'Artagnan ein. »Das tut nichts zur Sache,« antwortete Aramis errötend, »er hat es mir bekräftigt, sage ich, auf Befehl seines Herrn oder seiner Herrin dieses Pferd in meinen Stall zu bringen, ohne zu sagen, woher es käme.«
»Das begegnet nur einem Dichter,« versetzte Athos ernst. »Nun, so lassen Sie uns das benützen,« sagte d'Artagnan. »Welches von den zwei Pferden wollen Sie selber reiten? das Sie gekauft, oder das Sie geschenkt bekommen haben?«
»Offenbar jenes, das mir geschenkt worden ist. Sie sehen ein, d'Artagnan, ich könnte solch eine Beleidigung...«
»Schicken Sie Ihren Sattel
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