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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Gefälligkeit sprach, die er sich schuldig zu sein glaubte, »wenn du gut wegkommst, was gar nicht wahrscheinlich ist, so heißt es in Zukunft ganz artig sein. Man muß dich künftig bewundern, man muß dich als Muster aufstellen. Zuvorkommend und artig sein, heißt nicht feige sein. Man blicke nur Aramis an. Aramis ist die Sanftmut, die Holdseligkeit selber. Niemandem fiel es noch ein zu sagen, Aramis sei ein Feigling. Nein, wahrlich nicht, und künftig will ich mich in allem nach ihm richten. Ach, da ist, er ja!«
    D'Artagnan, der im Gehen mit sich selber sprach, war bis auf einige Schritte zum Hotel d'Aiguillon gekommen, und vor diesem Hotel bemerkte er Aramis, der sich eben mit drei Edelleuten des Königs fröhlich unterredete. Auch Aramis bemerkte d'Artagnan, da er sich aber erinnerte, daß sich Herr von Tréville diesen Morgen in seiner Anwesenheit etwas derb ausgedrückt hatte, und ihm ein Zeuge der den Musketieren gemachten Vorwürfe keinesfalls angenehm war, so tat er, als ob er ihn gar nicht bemerkte. D'Artagnan hingegen, der ganzmit seinen Aussöhnungs- und Artigkeitsplänen beschäftigt war, näherte sich den vier jungen Männern, und begleitete seine tiefe Begrüßung mit einem anmutigen Lächeln. Aramis nickte leicht mit dem Kopf, ohne zu lächeln. Alle Vier unterbrachen augenblicklich ihre Unterredung. D'Artagnan war nicht so blöd, um nicht zu begreifen, daß er hier zu viel war, allein er hatte in den Manieren der schönen Welt noch zu wenig Erfahrung, um sich gewandt aus einer schwierigen Lage zu ziehen. Er suchte nun in sich selbst ein Mittel auf, den Rückzug so wenig linkisch zu machen als möglich; da sah er aber, daß Aramis ein Sacktuch entfallen war, auf das er zweifelsohne aus Unvorsichtigkeit seinen Fuß gesetzt hatte; eben das dünkte ihn ein günstiger Augenblick, seine Ungeschicklichkeit wieder gutzumachen; er bückte sich, zog mit der anmutigsten Miene, die er sich nur geben konnte, das Sacktuch unter dem Fuße des Musketiers hervor, welche Mühe sich auch dieser gab, es zurückzuhalten, und sagte, indem er ihm dasselbe zustellte: »Ich glaube, mein Herr, daß es Euch leid täte, dieses Sacktuch zu verlieren.« Das Sacktuch war in der Tat reich gestickt, und hatte in einer seiner Ecken eine Krone und ein Wappen. Aramis errötete über die Maßen, er nahm, ja, er riß vielmehr das Taschentuch aus den Händen des Gascogners. »Ha, ha!« rief einer von den Umstehenden, »wirst du jetzt noch sagen, Aramis, daß du übel stehst mit Frau von Bois-Tracy, indem diese holdselige Dame so gefällig ist, dir ihre Taschentücher zu borgen?« Aramis schleuderte auf d'Artagnan einen jener Blicke, die einem Menschen begreiflich machen, daß er sich einen Todfeind zugezogen hat; doch nahm er seine süße Miene wieder an und sagte: »Meine Herren, ihr irrt Euch, dieses Sacktuch gehört nicht mir, und ich weiß nicht, wie es diesem Menschen da einfiel, es eher mir als einem von Euch zu geben; denn der Beweis davon ist, daß ich das meinige im Sacke habe.« Bei diesen Worten zog er sein eigenes Taschentuch hervor, das gleichfalls sehr zierlich und von feinem Batist war, der damals hoch im Preise stand; doch war es ohne Wappen, ohne Stickerei und nur mit einem einzigen Buchstaben, mit dem seines Eigentümers, gemerkt. Diesmal sprach d'Artagnan keine Silbe, er hatte seinen Mißgriff erkannt; allein die Freunde des Aramis gaben sich durch dessen Leugnen nicht zur Ruhe, und einer von ihnen wandte sich zu dem jungen Musketier mit geheucheltem Ernst und sagte: »Wenn das so wäre, wie du vorgibst, so wäre ich gezwungen, lieber Aramis, es von dir zurückzuverlangen, denn wie du weißt, so ist Bois-Tracy einer meiner wärmsten Freunde, und so will ich nicht, daß man aus den Effekten seiner Frau Trophäen mache.«
    »Du bringst dein Verlangen nicht gehörig vor,« entgegnete Aramis, »und während ich deine Forderung als begründet ansehe, müßte ich sie doch wegen der Form zurückweisen.« Hier wagte d'Artagnan schüchtern zu bemerken: »In der Tat, ich sahdas Tuch nicht aus Aramis Tasche fallen. Er stand mit dem Fuße darauf, das ist alles, und weil er den Fuß darauf hatte, so war ich der Meinung, daß das Sacktuch ihm gehöre.«
    »Und Ihr habt Euch geirrt, mein lieber Herr,« antwortete Aramis kalt und mit dieser Entschuldigung wenig zufriedengestellt. Dann wandte er sich an den, der sich den Freund des Bois-Tracy genannt hatte, und fuhr fort: »Außerdem, mein lieber Freund des Bois-Tracy, denke ich bei

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