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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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einen Musketier!«

Die Musketiere des Königs und die Garden des Herrn Kardinals
    D'Artagnan kannte niemand in Paris. Er begab sich also zu dem Rendezvous des Athos, ohne einen Sekundanten mitzubringen, und wollte sich mit denen begnügen, die sein Gegner gewählt haben würde. Außerdem war er fest entschlossen, gegen den wackeren Musketier jede gebührliche Entschuldigung, aber ohne alle Schwachheit, vorzubringen, indem er fürchtete, dieser Zweikampf könnte das zur Folge haben, was gewöhnlich das Resultat einer solchen Angelegenheit ist, wenn sich ein junger, kräftiger Mann mit einem verwundeten und geschwächten Gegner schlägt; wird er besiegt, so verdoppelt er den Triumph seines Widersachers, und siegt er, so beschuldigt man ihn der Pflichtverletzung und eines geringen Mutes.
    Haben wir übrigens den Charakter unseres Abenteuers nicht schlecht dargestellt, so mußte der Leser bemerkt haben, daß d'Artagnan ganz und gar kein gewöhnlicher Mensch war. Obwohl er sich immerhin wiederholte, daß sein Tod unausweichlich sei, so gab er sich doch nicht darein, so ganz lautlos zu sterben, wie es wohl ein anderer Mann, der weniger Mut besaß, an seiner Stelle getan hätte. Ferner besaß d'Artagnan jene unerschütterliche Festigkeit des Entschlusses, die sich durch die Ermahnungen seines Vaters in seinem Herzen gebildet hatte, und darin bestand, von niemandem etwas zu erdulden, außer von dem König, dem Kardinal und Herrn von Tréville. Somit ging oder flog er dem Karmeliterkloster, einem Gebäude ohne Fenster, das am Rande dürrer Wiesen lag, einem Anhängsel des Pré-aux-Cleres, und zu Zweikämpfen gewöhnlich solchen Leuten diente, die keine Zeit zu verlieren hatten. Als nun d'Artagnan bei diesem kleinen Terrain ankam, wartete Athos erst seit fünf Minuten, und es schlug eben die Mittagsstunde. Er war somit pünktlich wie die Samaritanerin, und der strengste Kasuist hätte in bezug auf Duelle nichts einzuwenden gewußt. Athos, den seine Wunde noch immer furchtbar schmerzte, obgleich sie ihm der Wundarzt des Herrn von Tréville um neun Uhr verbunden hatte, saß auf einem Brunnenkorb und erwartete seinen Gegner mit jener ruhigen Haltung und würdigen Miene, die er stets bewies. Als er d'Artagnan kommen sah, stand er auf und ging ihm höflich einige Schritte entgegen. Auch dieser empfing seinen Gegner mit dem Hut in der Hand und seine Feder bis zur Erde streifend. »Mein Herr,« sprach Athos, »ich habe es zweien meiner Freunde gemeldet, die mir als Sekundanten dienen werden; doch sind diese zwei Freunde noch nicht angekommen. Ich wundere mich, daß sie sich verspäten, da es sonst nicht ihre Gewohnheit ist.«
    »Ich habe keinen Sekundanten, mein Herr!« versetzte d'Artagnan, »denn da ich erst gestern in Paris ankam, so kenne ich hier niemanden außer Herrn von Tréville, dem mich mein Vater empfohlen hat, der die Ehre genießt, zu seinen Freunden zu gehören.« Athos dachte ein Weilchen nach, dann sagte er: »Ihr kennet niemand, als Herrn von Tréville?«
    »Ja, mein Herr, ich kenne bloß ihn.«
    »Ha, doch!« fuhr Athos fort, indem er halb zu sich, halb zu d'Artagnan redete; »wenn ich Euch töte, sehe ich aus wie ein Kinderfresser.«
    »Nicht so ganz!« entgegnete d'Artagnan mit einer Verbeugung, der es nicht an Würde fehlte: »nicht ganz so, da Ihr mir die Ehre erweiset, gegen mich den Degen mit einer Wunde zu führen, die Euch sehr beschwerlich sein muß.«
    »Auf mein Wort, sehr beschwerlich! und ich muß sagen, Ihr habt mir teuflisch wehe getan, doch will ich die linke Hand nehmen, wie ich es unter solchen Umständen zu tun Pflege. Glaubt ja nicht, daß Euch damit eine Gnade geschieht, denn ich fechte gleichmäßig mit beiden Händen; es wird Euch sogar nachteilig sein:denn ein Linker ist sehr schwierig für diejenigen, die nicht darauf gefaßt und eingeübt sind. Es ist mir daher sehr leid, daß ich Euch diesen Umstand im voraus nicht bekanntgab.« D'Artagnan verneigte sich von neuem und sagte: »Mein Herr, Ihr erzeigt mir in der Tat eine Artigkeit, für die ich Euch sehr verbunden bin,«
    »Ihr beschämt mich,« entgegnete Athos mit seiner edelmännischen Miene; »ich bitte, sprechen wir von etwas anderem, wenn es Euch nicht unangenehm ist. Ha, bei Gott! wie weh habt Ihr mir getan; es brennt mich noch die Schulter!«
    »Wenn Ihr erlauben wollet,« sagte d'Artagnan mit Schüchternheit. »Was, mein Herr?«
    »Ich habe einen wunderbaren Balsam für Verwundungen, einen Balsam, den mir meine Mutter gegeben, und

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