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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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mir, daß ich ein ebenso zärtlicher Freund von ihm bin, als du es sein kannst, wonach dieses Tuch ebensogut aus deiner Tasche als aus der meinigen gefallen sein könnte.«
    »Nein, bei meiner Ehre!« rief der Gardesoldat Seiner Majestät. »Du schwörst bei deiner Ehre und ich bei meinem Worte, wonach offenbar einer von uns beiden lügen muß. Halt, Montaran, es wird am besten fein, jeder von uns nimmt die Hälfte.«
    »Von dem Sacktuch?«
    »Ja.«
    »Allerliebst,« riefen die beiden andern Gardesoldaten, »das ist das Urteil Salomons. Aramis! Du bist wirklich der Weisheit voll.« Die jungen Leute fingen laut zu lachen an, und wie es sich erraten läßt, hatte die Sache keine weitere Folge, das Gespräch hörte allsogleich auf, die drei Soldaten und der Musketier drückten sich herzlich die Hände und gingen jeder seines Weges. »Das ist der Augenblick, um mit diesem artigen Manne Frieden zu schließen,« dachte d'Artagnan, der sich gegen den Ausgang des Gesprächs ein wenig ferngehalten hatte, und mit dieser löblichen Gesinnung trat er zu Aramis, der sich entfernte, ohne weiter auf ihn zu achten. »Mein Herr,« sprach er zu ihm, »ich hoffe, Ihr werdet mich entschuldigen.«
    »Ha, mein Herr,« unterbrach ihn Aramis, »erlaubt mir, Euch zu bemerken, daß Ihr bei diesem Vorgang nicht gehandelt habt, wie es ein artiger Mann hätte tun sollen.«
    »Wie, mein Herr, Ihr glaubt...«
    »Ich glaube, mein Herr, daß Ihr nicht blöde seid, und obwohl Ihr aus der Gascogne kommt, doch wohl wisset, daß man nicht ohne Ursache auf Sacktüchern herumtritt. Zum Teufel, Paris ist ja nicht mit Batist gepflastert.«
    »Mein Herr, Ihr tut nicht recht daran, wenn Ihr mich zu demütigen sucht,« entgegnete d'Artagnan. »Es ist wohl wahr, ich bin aus der Gascogne, und da Ihr dies wißt, so brauche ich Euch nicht zu sagen, daß die Gascogner wenig ausharren, und wenn sie sich einmal entschuldigt haben, sei es auch einer Albernheit wegen, so sind sie überzeugt, daß sie mehr als die Hälfte getan haben, als sie schuldig waren.«
    »Mein Herr,« versetzte Aramis, »was ich Euch sage, geschieht nicht, um Streit anzufangen. Ich gehöre, gottlob! nicht zu den Raufbolden, und da ich für jetzt nur Musketier bin, so schlage ich mich bloß, wenn man mich dazu zwingt, und jederzeit mit Widerwillen. Allein, diesmal ist die Sache wichtig, denn Ihr habt die Ehre einer Dame bloßgestellt.«
    »Ich? Was wollt Ihr damit sagen?« fragte d'Artagnan. »Warum waret ihr so ungeschickt, mir dieses Sacktuchzuzustellen?«
    »Warum waret Ihr so ungeschickt, es fallen zu lassen?«
    »Ich sagte es schon und wiederhole es, daß das Tuch nicht aus meiner Tasche kam.«
    »Nun, mein Herr, so habt Ihr zweimal gelogen, denn ich sah es herausfallen, ich!«
    »Hm, Ihr nehmt diesen Ton an, Herr Gascogner? Nun gut, ich will Euch Lebensart lehren.«
    »Und ich will Euch in Eure Messe zurückschicken, mein Herr! Zieht den Degen, wenn es beliebt, und auf der Stelle.«
    »Nein, wenn es beliebt, mein schöner Freund, wenigstens nicht hier. Seht Ihr nicht vor uns das Hotel d'Aiguillon, das voll von Anhängern des Kardinals ist? Wer bürgt mir, ob Euch nicht Seine Eminenz beauftragt hat, ihm meinen Kopf zu verschaffen? Nun bin ich auf lächerliche Weise meinem Kopfe zugetan, weil ich glaube, daß er gut zu meinen Schultern steht. Ich will Euch wohl töten, seid ganz ruhig, aber in der Stille, an einem verschlossenen, bedeckten Orte, da, wo Ihr gegen niemanden mit Eurem Tode prahlen könnt.«
    »Ich gebe das wohl zu, doch verlaßt Euch nicht darauf, und nehmt Euer Taschentuch, es mag Euch gehören oder nicht; vielleicht findet Ihr Gelegenheit, Euch desselben zu bedienen.«
    »Der Herr ist ein Gascogner?« fragte Aramis. »Ja, aber der Herr verschiebt nicht aus Klugheit ein Rendezvous.«
    »Die Klugheit, mein Herr, ist für Musketiere eine ziemlich unnütze Tugend, ich weiß das, doch ist sie unerläßlich für Kirchliche, und da ich nur einstweilen Musketier bin, so sorge ich dafür, klug zu bleiben. Um zwei Uhr werde ich die Ehre haben, Euch im Hotel des Herrn von Tréville zu erwarten.«
    »Dort will ich Euch gute Plätze andeuten.« Die zwei Männer verneigten sich; Aramis ging durch die Straße, die nach dem Luxembourg führte, indes d'Artagnan den Weg nach den Karmeliter-Barfüßern nahm, da er sah, daß die festgesetzte Stunde heranrückte. Hier sprach er zu sich selbst: »Ich kann offenbar nicht davonkommen, werde ich aber getötet, so geschieht es doch wenigstens durch

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