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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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ob dieser Bemerkung war so groß, daß sie nicht im Stande war, dieselbe zu verhehlen. »Ja, ja!« sagte Lord Winter, als er gewahrte, was in ihr vorging, »ja, Ihr vermißt die Unterschrift, und sagt Euch, es wäre noch nicht alles verloren, weil das Aktenstück nicht unterfertigt ist. Man zeigt es mir bloß, um mich in Schrecken zu versetzen, das ist alles. – O, Ihr irrt, morgen wird dieser Befehl Lord Buckingham zugeschickt, übermorgen kommt er, von seiner Hand unterschrieben, und mit seinem Siegel versehen zurück, und vierundzwanzig Stunden darauf, das bürge ich, wird mit der Vollstreckung angefangen. Adieu, Madame, ich habe Euch nichts weiter mitzuteilen.«
    »Und ich, mein Herr, sage Euch noch, dieser Mißbrauch der Gewalt, diese Verbannung unter einem fremden Namen ist eine Ruchlosigkeit.«
    »Nun, Mylady, ist es Euch lieber, unter Eurem wahren Namen gehenkt zu werden? Ihr wißt, die englischen Gesetze sind unerbittlich in betreff einer Doppelehe; erklärt Euch freimütig; wiewohl mein Name, oder vielmehr der meines Bruders, in diese Sache verwickelt ist, so wehre ich mich doch nicht vor dem Skandal eines öffentlichen Prozesses, wenn ich überzeugt sein kann, mit einem Schlag Euer los zu werden.« Mylady, antwortete nicht, doch wurde sie leichenfahl. »Felton hat nicht geplaudert,« sprach Mylady zu sich selbst, »noch ist nichts verloren.« »Und jetzt, Madame, auf Wiedersehen; morgen werde ich Euch die Abreise meines Boten mitteilen.« Lord Winter stand auf, verneigte sich ironisch vor Mylady und ging fort. Mylady atmete wieder; sie hatte noch vier Tage vor sich; vier Tage waren für sie hinreichend, um Felton zu verführen.
    Als Felton am folgenden Margen zu Mylady kam, traf er sie auf einem Lehnstuhl, wie sie eben einen Strick in der Hand hielt, den sie aus mehreren Streifen zerrissener Batistsacktücher gedreht hatte. Bei dem Geräusch, das Felton mit dem Aufschließen der Tür verursachte, sprang Mylady leicht vom Stuhl herab und versuchte diesen improvisierten Strick mit der Hand hinter sich zu verstecken. Der junge Mann sah noch blasser aus als gewöhnlich, und seine von Schlaflosigkeit geröteten Augen gaben Zeugnis, daß er die Nacht im Fieber zugebracht hatte. Indes war seine Stirn mit einem tieferen Ernst bewaffnet als je. Er näherte sich langsam Mylady, die sich, gesetzt hatte, ergriff das mörderische Geflecht, das sie mit einem Ende hervorblicken ließ und fragte kalt: »Was soll das heißen, Madame?«
    »Das? nichts,« entgegnete sie mit jenem schmerzhaften Ausdruck lächelnd, den sie ihrem Lächeln so gut zu geben verstand. »Die Langweile ist der Todfeind der Gefangenen, wie Sie wissen. Ich langweilte mich, und suchte Zerstreuung, indem ich diesen Strick drehte.« Felton wandte seine Augen nach dem Punkte der Wand, vor dem er Mylady auf dem Stuhl stehend angetroffen hatte, auf dem sie jetzt saß, und bemerkte über ihrem Kopf einen in der Mauer befestigten goldenen Haken, der zum Aufhängen von Waffen oder Kleidungsstücken gehörte. »Und warum sind Sie auf diesem Stuhl gestanden?« fragte er. »Was kümmern Sie sich um das?« erwiderte Mylady. »Nun, ich möchte es gern wissen.«
    »Fragen Sie mich nicht, entgegnete die Gefangene, »Sie wissen ja, uns wahren Christen ist das Lügen verboten.«
    »Nun,« versetzte Felton. »Ich will es Ihnen sagen, was Sie taten, oder vielmehr tun wollten. Sie wollten einen unseligen Gedanken ausführen, den Sie bei sich gefaßt haben. Wenn Ihr Gott das Lügen verbietet, Madame, so verbietet er noch viel strenger den Selbstmord.«
    »Wenn Gott eines seiner Geschöpfe ungerecht verfolgt und zwischen Selbstmord und Schande gestellt sieht, erwiderte Mylady im Tone tiefer Überzeugung, »glauben Sie mir, mein Herr, so ist Gott dem Selbstmord gnädig, wenn er dabei zum Märtyrertum wird.«
    »Sie sagen da zu viel oder zu wenig; reden Sie, Madame, im Namen des Himmels! erklären Sie sich.«
    »Was soll ich denn die Unglücksfälle meines Lebens erzählen, damit Sie dieselben etwa für Märchen halten! Was soll ich Ihnen meine Pläne mitteilen, damit Sie dieselben meinen Verfolgern verraten! Nein, mein Herr; und was liegt Ihnen an dem Leben oder dem Tod einer unglücklich Verurteilten? Sie sind nur verantwortlich für meinen Leib, insofern man, wenn Sie einen Leichnam vorzeigen, den man als den meinigen erkennt, nicht mehr von Ihnen fordern wird; ja, man wird Ihnen vielleicht den Lohn sogar verdoppeln.«
    »Mir. Madame, mir?« rief Felton; »Sie können

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