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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Schritte gegen die Tür; allein die Gefangene, die ihn nicht aus den Augen ließ, eilte ihm nach und hielt ihn zurück. »Mein Herr,« rief sie, »o seien Sie barmherzig, hören Sie meine Bitte, das Messer, das die unselige Vorsicht des Barons weggenommen hat, weil er weiß, welchen Gebrauch ich davon machen will... O, hören Sie mich bis zu Ende. Dieses Messer, ach! geben Sie es mir nur auf eine Minute zurück, geben Sie es mir aus Gnade, aus Mitleid. Ich umklammere Ihre Knie! —- Sie schließen die Tür.– Ach, ich will nicht Ihnen ans Leben gehen, Gott! Ihnen ans Leben gehen, Ihnen, dem einzigen gerechten, gütevollen und teilnehmenden Wesen, das ich hier gefunden habe – Ihnen – vielleicht meinem Retter! Eine Minute, nur eine Minute lang dieses Messer, und ich gebe es Ihnen wieder zurück durch das Gitter der Tür! Nur eine Minute, Herr Felton! und Sie haben mir die Ehre gerettet.«
    »Sie töten!« rief Felton voll Schrecken, und vergaß seine Hände aus den Händen der Gefangenen zurückzuziehen; »Sie töten!«
    »Ich habe es ausgesagt, mein Herr,« murmelte Mylady, senkte ihre Stimme und fiel kraftlos auf den Boden nieder, »ich habe mein Geheimnis ausgesagt, er weiß alles, mein Gott, ich bin verloren.« Felton blieb regungslos und unentschlossen stehen. Man hörte im Korridor gehen, Mylady erkannte den langsamen Tritt des Lord Winter. Auch Felton erkannte ihn und näherte sich der Tür. Mylady erhob sich rasch und sprach mit gedämpfter Stimme: »O, nicht ein Wort, reden Sie nicht ein Wort zu diesem Menschen von alledem, was ich Ihnen gesagt habe, oder ich bin verloren – und Sie – Sie – –« Felton drückte Mylady sanft zurück, und diese sank auf einen Stuhl. Lord Winter schritt an der Tür vorbei, ohne daß er anhielt, und man hörte das Geräusch der Tritte, wie sie sich entfernten. Felton war blaß wie der Tod und horchte ein Weilchen mit gespannten Ohren, doch als das Geräusch gänzlich verhallte, atmete er wie ein Mensch, der aus dem Traum erwacht, und verließ eilig das Zimmer. »Wenn er mit dem Baron spricht,« sagte sie sich, »so bin ich verloren; denn der Baron, der recht gut weiß, daß ich mir das Leben nicht nehme, wird mir in seiner Gegenwart ein Messer in die Hände geben, und Felton wird sehen, daß diese ganze bedrohliche Verzweiflung nichts weiter war als ein Schauspiel.« Sie stellte sich vor den Spiegel und betrachtete sich; sie war noch nie so schön gewesen. Am Abend kam Lord Winter zugleich mit dem Mahl. Er nahm sofort einen Lehnstuhl, stellte ihn neben sie, nahm darauf Platz, zog ein Papier aus seiner Tasche und entfaltete es langsam. Dann sprach er: »Hört, ich wollte Euch diesen Reisepaß zeigen, den ich selbst abgefaßt habe, und der Euch als Verhaltungsnorm in dem Leben dienen soll, das ich Euch lasse.« Dann wandte er sich unter Myladys Augen und las: »Befehl. Die... – der Name ist noch ausgelassen,« unterbrach sich Lord Winter, »gebt Ihr einem Ort den Vorzug, so nennt mir denselben, beträgt die Entfernung mindestens eintausend Meilen von London, so soll Eurem Wunsche willfahrt werden. – Ich fahre nun fort: Befehl. – Charlotte Backson, gebrandmarkt durch die Gerichte des Königreichs Frankreich, doch nach der erhaltenen Strafe wieder in Freiheit gesetzt, ist zu bringen nach... Sie hat in diesem Orte zu verbleiben, ohne sich jemals über dreiMeilen weit zu entfernen. Für den Fall eines Fluchtversuches soll über sie die Todesstrafe verhängt werden. Für Wohnung und Kost hat sie täglich fünf Schilling zu beziehen.«
    »Dieser Befehl geht mich nicht an,« versetzte Mylady kalt, »indem ein anderer Name als der meinige eingeschrieben steht.«
    »Ein Name! – habt Ihr denn einen Namen?«
    »Ich habe den Eures Bruders.«
    »Ihr irrt; mein Bruder ist nur Euer zweiter Gemahl, und der erste ist noch am Leben. Nennt mir den Namen, und ich will ihn an die Stelle von Charlotte Backson setzen. Nun, wollt Ihr nicht? – Ihr schweigt. Gut, Ihr werdet unter dem Namen Charlotte Backson in die Gefangenenliste gesetzt.«
    Mylady blieb stumm; nur geschah es diesmal nicht aus Heuchelei, sondern aus Schrecken. Sie dachte, man werde schnell diesen Befehl vollziehen, sie fürchtete, Lord Winter habe ihre Abreise beschleunigt und hielt sich schon für verurteilt, daß man sie diesen Abend noch wegbringen werde; für einen Augenblick wähnte sie schon alles verloren, als sie plötzlich bemerkte, daß der Befehl noch nicht mit einer Unterschrift ausgefertigt sei. Die Freude

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