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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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glauben, daß ichden Preis Ihres Lebens annehmen würde? O, Sie denken nicht so, wie Sie da reden.«
    »Lassen Sie mich gewähren, Felton, lassen Sie mich gewähren,« rief Mylady in großer Aufregung. »Jeder Soldat ist ehrsüchtig, nicht wahr? Sie sind Leutnant, nun, Sie werden meinen Leichenzug mit dem Rang eines Kapitäns begleiten.«
    »Doch was habe ich Ihnen getan,« rief Felton erschüttert, »daß Sie mir vor Gott und den Menschen eine solche Verantwortlichkeit aufladen? In wenigen Tagen sind Sie von hier entfernt, Madame! Ihr Leben steht nicht mehr unter meiner Obhut, und dann,« fügte er mit einem Seufzer hinzu, »dann werden Sie tun, was Sie wollen.« Mylady erwiderte, als könnte sie einem heiligen Unwillen nicht widerstehen: »Sie also, ein heiliger Mann, Sie, den man einen Gerechten nennt, Sie fordern weiter nichts, als daß man Sie wegen meines Todes nicht einer Fahrlässigkeit beschuldige?«
    »Ich muß Ihr Leben behüten, Madame, und werde es behüten.«
    »Doch wissen Sie auch, welchen Befehl Sie da vollziehen? Ist er schon an und für sich grausam, selbst wenn ich schuldig wäre, welchen Namen werden Sie ihm geben, wenn ich schuldlos bin?«
    »Ich bin Soldat, Madame, und vollziehe, was man mir befiehlt.«
    »Glauben Sie wohl, Gott werde beim Jüngsten Gericht die verblendeten Henker von den ungerechten Richtern absondern? Sie wollen nicht, daß ich meinen Leib töte, und machen sich doch zum Werkzeug des Mannes, der meine Seele töten will.«
    »Ich wiederhole Ihnen,« erwiderte Felton tiefbewegt, »daß Ihnen keine Gefahr droht; ich bürge Ihnen für Lord Winter wie für mich selber.«
    »Unsinniger!« rief Mylady, »armer Unsinniger! der für einen andern Menschen bürgen will, indes die Weisesten, die Gottergebensten Anstand nehmen, für sich selbst zu bürgen und der sich zur stärksten, glücklichsten Partei wendet, um diese schwächste, unglücklichste zu zermalmen!«
    »Unmöglich, Madame, unmöglich!« stammelte Felton, der im Grunde seines Herzens die Nichtigkeit dieser Worte empfand. »Sie werden durch mich als Gefangene nicht die Freiheit und als Lebende nicht den Tod erhalten.«
    »Ja,« erwiderte Mylady, »ich werde verlieren, was mir kostbarer ist als das Leben; Felton, ich werde die Ehre verlieren, und Sie will ich über meine Schmach und Schande vor Gott und Menschen verantwortlich machen!« Sie bemerkte seine Unruhe, und gleich einem geschickten Heerführer erhob sie sich, ging würdevoll auf ihn zu, und rief mit ihrer so süßen Stimme, der sie nach Gelegenheit eine furchtbare Macht zu geben verstand: »Den Löwen wirft die Märtyrin, Und Baal das Opfer vor – du sollst es bereuen, Gott weiß es, daß ich schuldlos bin, Ich will zu ihm aus meinem Abgrund schreien.« Felton war wie versteinert und rief, die Hände faltend: »Wer sind Sie? Ha, wer sind Sie? O, sind Sie Engel oder Teufel? HeißenSie Eloa oder Astartes?«
    »Hast du mich nicht erkannt? Felton, ich bin weder ein Engel noch ein Teufel. Ich bin eine Tochter der Erde, bin eine Schwester deines Glaubens, weiter nichts.«
    »Ja, ja,« versetzte Felton, »ich zweifelte noch, aber jetzt glaube ich.«
    »Du glaubst, und doch bist du der Mitschuldige des Kindes Belials, Lord Winter zubenannt? Du glaubst, und kannst mich in den Händen des Mannes lassen, der mein Feind, der Englands Feind und Gottes Feind ist? Du glaubst, und doch überlieferst du mich demjenigen, der die Welt mit seinen Ketzereien und Ausschweifungen erfüllt und besudelt, diesem ruchlosen Sardanapal, welchen die Blinden Herzog von Buckingham und die Gläubigen Antichrist heißen.«
    »Ich überliefere Sie Buckingham? Was sprechen Sie da?«
    »Sie haben Augen,« rief Mylady, »und werden nicht sehen, Sie haben Ohren und werden nicht hören.«
    »Ja, ja!« versetzte Felton, und fuhr mit der Hand über seine mit Schweiß bedeckte Stirn, als ob er den letzten Zweifel wegwischen wollte; »ja, ich erkenne die Stimme wieder, die in meinen Träumen mit mir spricht; ja, ich erkenne die Züge des Engels, der mir in jeder Nacht erscheint, und meiner schlaflosen Seele zuruft: 'Schlage, rette England, rette dich, denn du wirst sterben, ohne Gott entwaffnet zu haben.' Reden Sie, ach, reden Sie,« rief Felton, »denn jetzt kann ich Sie verstehen.« Ein Blitzstrahl entsetzlicher Freude, doch rasch wie der Gedanke, zuckte aus Myladys Augen. Wie flüchtig auch dieser mörderische Schimmer war, so entging er doch Felton nicht, und er schauderte, als hätte dieser Blitzstrahl

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