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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Geistesgegenwart gewonnen hatte. »Wie soll ich es begreifen? Ich weiß ja nichts.«
    »Sie begreifen nicht, daß mich Herr d'Artagnan, der mein Freund war, in sein Vertrauen einweihte?«
    »Wirklich?«
    »Sie begreifen nicht, wie ich alles weiß: Ihre Entführung aus dem kleinen Haus in St. Germain, seine Verzweiflung, das Leid seiner Freunde, ihre Nachforschungen seit jener Stunde? und ich soll nicht überrascht sein, wenn ich mich wider alles Vermuten in Ihrer Nähe befinde, nachdem wir so oft von Ihnen gesprochen haben, von Ihnen, die er mit der ganzen Innigkeit seiner Seele liebt, von Ihnen, die er mich lieben machte, ehe ich Sie noch gesehen habe! Ha, meine teure Konstanze! endlich – endlich habe ich Sie gefunden!« hier spannte Mylady ihre Arme gegen Madame Bonacieux aus, die jetzt in dieser Frau, die sie kurz zuvor noch für ihre Nebenbuhlerin hielt, einzig und allein eine ergebene und herzliche Freundin erblickte. »O, vergeben Sie, vergeben Sie mir,« stammelte sie und sank auf ihre Schulter hin, »ich liebe ihn so warm!« Die beiden Frauen hielten sich ein Weilchen umschlungen. Wären Myladys Kräfte ihrem Hasse gleichgekommen, so hätte diese Umarmung nur mit dem Tode der Madame Bonacieux geendet. Da sie aber die junge Frau nicht zu ersticken vermochte, so lächelte sie ihr zu und sprach zu ihr: »O, meine Liebe! meine schöne Kleine! wie fühle ich mich glücklich, Sie zu sehen! Lassen Sie meine Augen an Ihnen weiden.«
    »Ja, Sie sind es! nach dem, was er mir von Ihnen erzählt hat, erkenne ich Sie zur Stunde, erkenne Sie ganz und gar.«
    »Nun, Sie wissen, was ich ausgestanden habe,« sagte Madame Bonacieux, »da er Ihnen meine Lebensgeschichte erzählt hat. Doch achte ich es als ein Glück, für ihn zu dulden.« Mylady wiederholte mechanisch: »Ja, es ist ein Glück!« Sie dachte an etwas anderes. »Und dann,« fuhr Madame Bonacieux fort, »mein Unglück erreicht bald sein Ende; morgen, vielleicht diesen Abend schon werde ich ihn wiedersehen, und dann gibt es für mich keine Vergangenheit mehr.«
    »Diesen Abend? morgen?« fragte Mylady, durch diese Worte aus ihren Träumengerüttelt. »Was wollen Sie damit sagen? Erwarten Sie etwa von ihm Nachricht?«
    »Ich erwarte ihn selber!«
    »Ihn selber?« – d'Artagnan hier!«
    »Ihn selber!«
    »Das ist unmöglich; er ist mit dem Kardinal bei der Belagerung von La Rochelle, und wird erst nach der Eroberung dieser Stadt nach Paris zurückkommen.«
    »Das glauben Sie, allein meinen Sie denn, daß meinem d'Artagnan, diesem vortrefflichen und wackeren Edelmann, etwas unmöglich sei?«
    »O, ich kann es nicht glauben.«
    »Nun, so lesen Sie!« rief im Übermaß der Freude und des Stolzes die unglückselige junge Frau, indem sie Mylady einen Brief überreichte. »Das ist die Handschrift der Frau von Chevreuse!« sagte Mylady zu sich selbst. »Ich war versichert, daß von dieser Seite ein Einvernehmen statthatte.« Sie las die folgenden Zeilen mit Begierde: »Mein liebes Kind, sei gewärtig, unser Freund wird Euch bald besuchen, um Euch aus dem Gefängnis zu führen, wo Ihr Eurer Sicherheit halber versteckt sein mußtet. Macht Eure Anstalten zur Abreise und verzweifelt nie an uns. Unser wackerer Gascogner hat sich auch kürzlich wieder, wie immer, brav und getreu bewiesen. Sagt ihm, daß man ihm irgendwo recht dankbar sei für den Rat, den er gegeben hat!«
    »Ja, ja,« versetzte Mylady, »ja, dieser Brief lautet bestimmt. Wissen Sie vielleicht, worin dieser Rat bestanden hat?«
    »Nein, aber ich vermute, daß er die Königin von irgend einer Machination ihrer Feinde in Kenntnis gesetzt hat.«
    »Ja, so wird es zweifelsohne sein,« entgegnete Mylady, reichte den Brief der Madame Bonacieux zurück und senkte ihr Haupt nachdenkend auf die Brust herab. In diesem Moment vernahm man den Galopp eines Pferdes. »Ha!« rief Madame Bonacieux und stürzte an das Fenster, »sollte er es sein?« Mylady war, von Betroffenheit verstimmt, im Bette geblieben. Es begegneten ihr plötzlich so unerwartete Dinge, daß sie zum erstenmal ihren Kopf verlor. »Er, er!« stammelte sie. »sollte er es sein?« sie verblieb in ihrem Bette mit stierem Blicke. »Ach, nein!« sagte Madame Bonacieux, »es ist ein Mann, den ich nicht kenne. Wie es scheint, kommt er hierher; er ritt langsamer – nun hält er vor dem Tore – nun läutet er.« Mylady sprang aus dem Bette. »Sind Sie dessen gewiß, daß er es nicht ist?« sagte sie, »Ach ja, ganz gewiß.«
    »Sie haben doch vielleicht schlecht

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