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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Königin nur den Schein haben, als hätte sie diese Personen verlassen, doch soll man nicht dem Scheine glauben. Je mehr sie verfolgt werden, desto mehr denkt Ihre Majestät an dieselben, und sie erhalten den Beweis einer herzlichen Erinnerung oft in dem Augenblick, wo sie meinen, daß die Königin gar nicht ihrer gedenke.«
    »Ach,« sagte Mylady, »ich glaube es; die Königin ist so gut...«
    »Sie kennen also diese schöne, edle Königin, da Sie derart von ihr sprechen?« sprach die Novize mit Begeisterung. »Das heißt,« antwortete Mylady bedrängt in ihrem Rückhalt, »ich habe nicht die Ehre, sie persönlich zu kennen, doch kenne ich viele von ihren vertrautesten Freunden. Ich kenne zum Beispiel Herrn Putange, ich lernte in England Herrn Dujart kennen; ich kenne Herrn von Tréville.«
    »Herrn von Tréville?« riefdie Novize, »Sie kennen Herrn von Tréville?«
    »Ja, und zwar recht gut.«
    »Den Kapitän der Musketiere des Königs?«
    »Den Kapitän der Musketiere des Königs.«
    »O, jetzt werden Sie sehen,« sagte die Novize, »daß wir alsbald ganz gut miteinander bekannt, ja fast Freundinnen sein werden. Wenn Sie Herrn von Tréville kennen, so waren Sie gewiß auch in seinem Haus?«
    »Oft,« entgegnete Mylady, welche die Lüge aufs äußerste treiben wollte, da sie sah, sie nähere sich auf diesem Pfad ihrem Ziele. »Sie mußten bei ihm wohl auch einige Musketiere gesehen haben?«
    »Alle diejenigen, welche er gewöhnlich empfängt,« versetzte Mylady, für die diese Unterredung stets anziehender zu werden anfing. »Nennen Sie mir doch einige derselben, die Sie kennen, und Sie werden sehen, daß es meine Freunde sind.« Mylady antwortete etwas verlegen: »Ich kenne Herrn von Louvigny, Herrn von Coutivron, Herrn von Férussac.« Die Novize ließ sie ausreden, doch als sie sah, daß sie anhielt, so fragte sie: »Kennen Sie nicht auch einen Edelmann namens Athos?« Mylady wurde so blaß wie die Decke ihres Bettes, und wie sehr sie sich auch zu beherrschen verstand, konnte sie doch nicht umhin, einen Schrei auszustoßen, indem sie die Novize bei der Hand nahm und mit dem Blicke verschlang. »Wie, was ist Ihnen? mein Gott!« fragte die arme junge Frau; »sagte ich etwas, das Sie beleidigte?«
    »Nein, allein der Name ist mir aufgefallen, weil ich diesen Mann gleichfalls kenne, und weil es mich seltsam befremdet, hier jemanden zu finden, der mit ihm so gut bekannt ist!«
    »O, ja! recht gut bekannt und nicht bloß mit ihm, sondern auch mit seinen Freunden, den Herren Porthos und Aramis.«
    »Wirklich? Auch ich kenne sie,« versetzte Mylady und fühlte dabei eine eisige Kälte durch ihr Herz schauern. »Nun, wenn Sie dieselben kennen, werden Sie auch wissen, daß sie gute und redliche Freunde sind. Warum wenden Sie sich nicht an sie, wenn Sie eines Beistands bedürfen?«
    »Das heißt,« stammelte Mylady, »ich stehe nicht gerade in einer Verbindung mit irgend einem von ihnen. Ich kenne sie nur, weil ich einen ihrer Freunde, Herrn d'Artagnan, von ihnen reden hörte.«
    »Sonach kennen Sie Herrn d'Artagnan?« fragte die Novize, während sie gleichfalls ihre Hände erfaßte und sie mit den Augen verschlang. Dann sprach sie, als sie in Myladys Blicke den seltsamen Ausdruck bemerkte: »Um Vergebung, Madame, in welcher Hinsicht kennen Sie ihn?«
    »Nun,« erwiderte Mylady verlegen, »in freundschaftlicher Hinsicht.«
    »Sie hintergehen mich, Madame,« versetzte die Novize, »Sie sind seine Geliebte gewesen.«
    »Sie sind es gewesen, Madame,« erwiderte Mylady. »Ich!?« rief die Novize. »Ja, doch, Sie – jetzt kenne ich Sie. Sie sind Madame Bonacieux.« Die junge Frau trat betroffen und erschreckt zurück, »O, leugnen Sie nicht, antworten Sie,« sagte Mylady. »Nunja, Madame, ich liebe ihn. Sind wir Nebenbuhlerinnen?« Myladys Antlitz erleuchtete sich von einem so wilden Feuer, daß sich Madame Bonacieux unter allen andern Umständen angstvoll gefühlt hätte; doch jetzt wurde sie einzig nur durch die Eifersucht beherrscht. »Reden, sprechen Sie, Madame,« fuhr Madame Bonacieux mit einer Energie fort, deren man sie gar nicht für fähig hielt, »waren Sie seine Geliebte?«
    »Ach, nein,« erwiderte Mylady in einem Tone, der an der Wahrheit dessen, was sie sagte, gar nicht zweifeln ließ, »niemals, niemals!«
    »Ich glaube Ihnen,« sagte Madame Bonacieux, »doch warum jenen Schrei?«
    »Wie doch, Sie begreifen das nicht?« versetzte Mylady, die sich in ihrer Erschütterung gefaßt und wieder ihre volle

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