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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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gesehen?«
    »O, ich würde ihn kennen, erblickte ich nur die Feder seines Hutes, den Saum seines Mantels.« Mylady kleidete sich an. »Gleichviel, Sie sagen, daß dieser Mann hierherkomme?«
    »Ja, er ist schon in das Kloster getreten.«
    »Das geschieht entweder Ihretwillen oder meinetwegen.«
    »O mein Gott! wie sind Sie doch aufgeregt!«
    »Ich gestehe, daß ich nicht Ihre Zuversicht teile, sondern von seiten des Kardinals alles befürchte.«
    »Stille!« mahnte Madame Bonacieux, »man kommt.« In der Tat ging die Tür auf und die Äbtissin trat ein. »KommenSie von Boulogne?« fragte sie Mylady. »Ja,« erwiderte diese und bemühte sich, ihre Kaltblütigkeit wiederzugewinnen. »Wer erkundigt sich nach mir?«
    »Ein Mann, der seinen Namen nicht nennen will, aber von dem Kardinal kommt.«
    »Und er will mich sprechen?« fragte Mylady. »Er will eine Dame sprechen, die von Boulogne gekommen sein soll.«
    »Dann, Madame, bitte ich, ihn eintreten zu lassen.«
    »Ach, mein Gott! mein Gott!« klagte Madame Bonacieux, »sollte er etwa schlimme Nachrichten bringen?«
    »Das befürchte ich.«
    »Ich lasse Sie allein mit diesem Fremdling; doch wenn er sich entfernt hat, komme ich mit Ihrer Erlaubnis wieder zurück.«
    »Ich bitte Sie darum.« Die Äbtissin und Madame Bonacieux gingen mitsammen fort. Mylady blieb allein, die Augen starr nach der Tür gerichtet. Alsbald hörte man auf der Treppe das Klirren von Sporen. Darauf näherten sich die Tritte, die Tür ging auf und ein Mann trat ein. Mylady stieß einen Jubelschrei aus. Dieser Mann war der Graf von Rochefort, die ergebenste Seele Seiner Eminenz.

Zwei Spielarten von Teufeln.
    »Ha!« riefen zu gleicher Zeit Rochefort und Mylady, »Sie sind es!«
    »Ja, ich bin es.«
    »Und Sie kommen?« fragte Mylady. »Von La Rochelle. Und Sie?«
    »Von England.«
    »Buckingham?«
    »Tot – oder gefahrvoll verwundet. Als ich abreiste, ohne daß ich von ihm etwas zu erlangen vermochte, hat ihn ein Fanatiker umgebracht.«
    »Ah!« sagte Rochefort lächelnd; »das ist ein ungemein glücklicher Zufall, worüber sich Se. Eminenz sehr freuen wird. Haben Sie ihm schon Nachricht gegeben?«
    »Ich habe ihm aus Boulogne geschrieben. Doch wie kommen Sie hierher?«
    »Seine Eminenz war beunruhigt und sandte mich ab, um Sie aufzusuchen.«
    »Ich bin erst gestern hier angekommen.«
    »Und was haben Sie seit gestern getan?«
    »Ich habe meine Zeit nicht verloren.«
    »O, das läßt sich wohl erraten.«
    »Wissen Sie, wen ich hier angetroffen habe?«
    »Nein.«
    »Raten Sie.«
    »Wie soll ich raten?«
    »Die junge Frau, welche die Königin aus dem Gefängnis befreit hat.«
    »Die Geliebte des kleinen d'Artagnan?«
    »Ja, Madame Bonacieux, deren Aufenthalt dem Kardinal unbekannt war.«
    »Nun,« sagte Rochefort, »das ist wieder ein Zufall, der das Seitenstück des andern bildet. Der Kardinal ist wirklich vom Glück bevorzugt.«
    »Können Sie sich meine Verwunderung darstellen,« fuhr Mylady fort, »als ich hier diese Frau antraf?«
    »Weiß sie, wer Sie sind?«
    »Nein.«
    »Sie glaubt, daß Sie eine Fremde sind?« Mylady sagte lachend: »Ich bin ihre beste Freundin.«
    »Auf Ehre!« rief Rochefort, »nur Sie, meine liebe Gräfin, können solche Wunder verrichten.«
    »Es geschah zu rechter Zeit, Chevalier,« versetzte Mylady, »denn wissen Sie, wasvorgeht?«
    »Nein.«
    »Man will Sie morgen oder übermorgen im Auftrag der Königin abholen.«
    »Wirklich? wer denn?«
    »D'Artagnan und seine Freunde.«
    »In Wahrheit? Sie treiben es so weit, daß man sie in die Bastille stecken muß.«
    »Weshalb ist das nicht schon geschehen?«
    »Nun, der Herr Kardinal hat für diese Menschen eine Schwäche, die mir unbegreiflich ist.«
    »Was hat Ihnen der Kardinal hinsichtlich meiner Person gesagt?«
    »Ich soll Ihre geschriebenen oder mündlichen Depeschen in Empfang nehmen, und mit Postpferden zurückeilen. Wenn er einmal weiß, was Sie getan haben, wird er Befehl geben, was Sie weiter tun sollen.«
    »Jetzt soll ich also hier bleiben?«
    »Hier oder in der Umgebung.«
    »Sie können mich nicht mitnehmen?«
    »Nein, der Befehl lautet bestimmt.«
    »Nun, es ist wahrscheinlich, daß hier meines Bleibens nicht sei.«
    »Weshalb?«
    »Sie vergessen, daß meine Feinde jeden Augenblick eintreffen können.«
    »Das ist wohl wahr, dann aber wird diese kleine Frau entkommen.«
    »Bah,« versetzte Mylady mit einem ihr eigentümlichen Lächeln, »Sie vergessen wieder, daß ich ihre beste Freundin bin.«
    »Ah, das

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