Die drei Musketiere
gut, und so war er überzeugt.
»Aber zum Teufel! welchen Schelmenstreich habt Ihr denn da wieder angefangen?« fragte Porthos, als der Rottenführer seinen Genossen gefolgt und die vier Freunde wieder allein waren. »Pfui doch, vier Musketiere lassen einen Unglücklichen, der um Hilfe fleht, in ihrer Mitte verhaften. Ein Edelmann trinkt mit einem Häscher!«
»Porthos!« versetzte Aramis, »es hat dir bereits Athos gesagt, daß du ein Schwachkopf bist, und ich trete seiner Meinung bei; d'Artagnan! du bist ein großer Mann, und kommst du einmal an den Platz des Herrn von Tréville, so bitte ich dich um deine Verwendung zur Erlangung einer Abtei.«
»Ei doch, ich bin ganz verwirrt,« sprach Porthos. »da ihr das gut heißt, was d'Artagnan getan hat.«
»Bei Gott! Das glaube ich auch,« versetzte Athos, »ich billige nicht bloß, was er getan hat, sondern wünsche ihm auch Glück.«
»Und jetzt, meine Herren!« sagte d'Artagnan, ohne es der Mühe wert zu finden, Porthos sein Benehmen zu erklären; »alle für einen, und einer für alle! nicht wahr, das ist unser Losungswort?«
»Indes...« sagte Porthos. »Strecke die Hand aus und schwöre!« riefen zugleich Athos und Aramis. Überwältigt durch das Beispiel und leise grollend, streckte Porthos die Hand aus, und die vier Freunde wiederholten mit einer Stimme die Formel, die ihnen d'Artagnan vorsagte: »Alle für einen, und einer für alle!«
»Nun gut,« rief d'Artagnan; »jeder begebe sich jetzt ruhig nach Hause, und wohlgemerkt, von diesem Augenblick an setzen wir uns in Kampf mit dem Kardinal.«
Eine Mausefalle im siebzehnten Jahrhundert.
Die Erfindung der Mausefalle gehört nicht unserer Zeit an. Da vielleicht unsere Leser mit dem Rotwelsch in der Gasse Jerusalem noch nicht bekannt sind, so wollen wir ihnen erklären, was eine Mausefalle ist. Wenn man ein Individuum, das irgendeines Verbrechens verdächtig ist, in einem Haus festgenommen hat, so hält man diese Verhaftung geheim, man legt im ersten Zimmer vier oder fünf Menschen im Hinterhalt; man öffnet die Tür allen, die anklopfen, sperrt sie hinter ihnen ab, und verhaftet sie; auf diese Art bemächtigt man sich nach ein paar Tagen fast aller Hausgenossen. Seht, das ist eine Mausefalle. Es wurde somit aus der Wohnung des Meisters Bonacieux eine Mausefalle gemacht, und wer dort erschien, wurde von den Leuten des Herrn Kardinals festgenommen und verhört. Es versteht sich von selbst, daß diejenigen, die zu d'Artagnan kamen, von dem Verhör frei blieben, da auch ein besonderer Gang nach dem ersten Stockwerk führte. Übrigens waren dahin bloß die drei Musketiere gekommen. Jeder von ihnen legte sich auf die Lauer, doch gelang es keinem, etwas auszukundschaften. Athos wagte es sogar, Herrn von Tréville zu befragen, worüber sich der Kapitän nicht wenig verwunderte, da ihm die Schweigsamkeit des würdigen Musketiers bekannt war. Herr von Tréville wußte weiter nichts, als daß das letztemal, wo er den König, die Königin und den Kardinal sah, der Kardinal eine sehr bekümmerte Miene hatte, der König sehr beunruhigt schien, und die geröteten Augen der Königin anzeigten, daß sie gewacht oder geweint habe; doch fiel ihm der letzte Umstand nicht auf, da die Königin seit ihrer Verheiratung viel gewacht und geweint hatte. Herr von Tréville legte für jeden Fall Athos den Dienst des Königs ans Herz und bat ihn, daß er seine Gefährten gleichfalls an diese Pflicht mahne. Was d'Artagnan betrifft, so rührte er sich nicht weg von seinem Zimmer, das er in ein Observatorium verwandelt hatte. Er sah von seinem Fenster aus diejenigen, die verhaftet wurden. Da er außerdem die Dielen seines Fußbodens aufgerissen hatte, und ihn nur ein dünner Plafond von dem unter ihm liegenden Zimmer trennte, wo die Verhöre stattfanden, so vernahm er alles, was zwischen den Inquisitoren und den Angeschuldigten vorging. Die Verhöre, die stets eine umständliche Untersuchung des verhafteten Individuums voranging, waren ihrem Inhalt nach so ziemlich einander ähnlich: »Hat Euch Madame Bonacieux etwas für ihren Gemahl oder eine andere Person übergeben?«
»Hat Euch Herr Bonacieux etwas für seine Gemahlin oder eine andere Person übergeben?«
»Hat Euch einer der beiden Teile irgend etwas teilnehmend anvertraut?«
»Wüßten sie etwa«,« sprach d'Artagnan zu sich selbst, »sowürden sie nicht derart fragen. Was wollen sie eigentlich in Erfahrung bringen? Ob sich der Herzog von Buckingham in Paris befindet, ob er mit
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