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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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der Königin eine Zusammenkunft hatte oder haben soll.« D'Artagnan blieb bei dieser Meinung stehen, der es auch nach dem, was er gehört hatte, nicht an Wahrscheinlichkeit gebrach.
    Am Abend des zweiten Tages nach der Verhaftung des armen Bonacieux, als eben d'Artagnan wegging, um sich zu Herrn von Tréville zu begeben, da es gerade neun Uhr schlug, hörte man an der Haustür pochen. Die Tür wurde sogleich geöffnet und wieder zugemacht. Jemand kam, um sich in der Mausefalle zu fangen. D'Artagnan eilte nach der Stelle, wo die Dielen aufgerissen waren, legte sich auf den Bauch nieder und horchte. Gleich darauf ertönte dann ein Schluchzen, das man zu ersticken bemüht war. Von einem Verhör war nicht die Rede. »Teufel!« sprach d'Artagnan zu sich selbst, »mich dünkt, daß das eine Frau ist; man untersucht sie, sie leistet Widerstand, man braucht Gewalt; die Nichtswürdigen!« D'Artagnan hatte, ungeachtet seiner Besonnenheit, Mühe, sich nicht in die Szene, die unter ihm vorging, einzumengen. »Ich sage Euch aber, meine Herren! ich bin die Frau des Hauses, ich sage Euch, daß ich Frau Bonacieux bin! ich sage Euch, daß ich im Dienste der Königin stehe!« rief die unglückliche Frau. »Madame Bonacieux!« murmelte d'Artagnan, »wäre ich so glücklich, das, was jedermann sucht, gefunden zu haben?!«
    »Auf Euch haben wir eben gewartet,« sagten die Fragenden unten. Die Stimme wurde immer erstickter, eine laute Bewegung ertönte an dem Getäfel, das Opfer widersetzte sich, soweit sich eine Frau vier Männern zu widersetzen vermag. »Vergebt, meine Herren! ach ver...« lallte die Stimme, die nur unartikulierte Töne vernehmen ließ. »Sie knebeln sie, sie wollen sie fortzerren!« rief d'Artagnan, und sprang empor wie eine Feder. »Meinen Degen! ah! er hängt mir an der Seite. Planchet!«
    »Mein Herr!«
    »Suche eilends Athos, Porthos und Aramis auf. Einer von den dreien ist sicher zu Hause, vielleicht sind schon alle drei heimgekehrt. Sie sollen sich bewaffnen und hierher eilen. Ha, es fällt mir ein, daß Athos bei Herrn von Tréville ist.«
    »Doch wohin gehen Sie, mein Herr, wohin wollen Sie?«
    »Ich steige hinab durch das Fenster,« rief d'Artagnan, »um schneller dort zu sein. Du lege wieder die Dielen nieder, säubere den Boden, gehe durch die Tür und laufe, wie ich dir sagte.«
    »O, mein Herr! mein Herr! Sie fallen sich tot,« schrie Planchet. »Schweig, du Einfältiger!« rief d'Artagnan. Er klammerte sich mit der Hand an die Fensterrahmen und ließ sich hinabgleiten vom ersten Stockwerke, das zum Glück nicht hoch war, ohne sich auch nur zu ritzen. Dann pochte er an die Tür und murmelte: Auch ich will mich in der Mausefalle fangen lassen, doch wehe den Katzen, die eine solche Mausantasten.« Der Türhammer hatte kaum noch unter der Hand des jungen Mannes geschallt, als das Geräusch verstummte; es näherten sich Tritte, die Tür ging auf, und d'Artagnan stürzte mit entblößter Klinge in das Zimmer des Meisters Bonacieux, dessen Tür zweifelsohne an einer Feder ging und sich von selbst wieder schloß. Sofort hörten jene, die noch in dem unglückseligen Haus des Bonacieux wohnten, sowie die nächsten Nachbarsleute ein großes Geschrei, ein Stampfen, ein Degengeklirr und ein Zerschmettern von Möbeln: einen Augenblick darauf konnten die Leute, die sich über dieses Getöse erstaunt an ihre Fenster gestellt hatten, um davon die Ursache zu erfahren, bemerken, wie die Tür wieder aufging und vier schwarzgekleidete Menschen viel mehr herausflogen als gingen, gleich scheu gewordenen Raben, auf dem Boden und an den Tischecken Federn von ihren Flügeln zurücklassend, das heißt Lappen von ihren Kleidern und Fetzen von ihren Mänteln. D'Artagnan ward Sieger ohne große Anstrengung, doch man muß anführen, daß nur einer der Häscher bewaffnet war, und dieser wehrte sich bloß der Form wegen. Wohl versuchten es die drei andern, den jungen Mann mit Sesseln, Bänken und Töpfen zu Boden zu schmettern; allein zwei oder drei Hiebe von dem Stoßdegen des Gascogners versetzten sie in Schrecken. Zehn Minuten reichten hin zu ihrer Niederlage, und d'Artagnan blieb Meister auf dem Wahlplatz.
    Als nun d'Artagnan mit Madame Bonacieux allein war, wandte er sich zu ihr. Die arme Frau saß in einem Lehnstuhl und war halb ohnmächtig. D'Artagnan prüfte sie mit einem raschen Blick. Sie war eine reizende Frau von fünfundzwanzig bis sechsundzwanzig Jahren, von bräunlicher Gesichtsfarbe, mit blauen Augen, leicht aufgeworfener

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