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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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mich denn auch, Herr Kardinal, da Sie immer so meinem Willen widerstreben? Sind Sie auch einverstanden, mit dem Spanier und dem Engländer? mit Frau von Chevreuse und der Königin?«
    »Sire!« entgegnete der Kardinal lächelnd, »ich glaubte gegen einen solchen Argwohn gesichert zu sein!«
    »Herr Kardinal! Sie haben mich verstanden, ich will diese Briefe haben.«
    »Hierzu gäbe es nur ein Mittel.«
    »Welches?«
    »Diese Angelegenheit müßte dem Herrn Siegelbewahrer Séguier übertragen werden. Die Sache gehört ganz in sein Bereich.«
    »Man soll ihn auf der Stelle berufen.«
    »Er wird bei mir sein, Sire! ich ließ ihn bitten, zu kommen, und als ich in den Louvre ging, gab ich Befehl, ihn, wenn er kommt, warten zu lassen.«
    »Man hole ihn auf der Stelle.«
    »Der Befehl, Ew. Majestät, wird vollzogen werden, aber...«
    »Was, aber?«
    »Aber die Königin wird sich vielleicht weigern, zu gehorchen.«
    »MeinenBefehlen?«
    »Ja, wenn Sie nicht weiß, daß diese Befehle vom König ausgehen.«
    »Nun, damit sie ja nicht daran zweifle, will ich es ihr selber melden.«
    »Ew. Majestät wolle nicht vergessen, daß ich alles tat. um einen Bruch zu vermeiden.«
    »Ja, Herzog! Ich weiß es, Sie sind zu nachsichtsvoll für die Königin; und ich sage Ihnen, wir müssen später darüber sprechen.«
    »Wann es Ew. Majestät belieben wird, aber ich werde immerhin glücklich und stolz sein, Sire, mich der guten Harmonie zu opfern, die meinen Wünschen gemäß zwischen dem König und der Königin von Frankreich herrschen soll.«
    »Gut, Kardinal! gut, doch lassen Sie mir den Siegelbewahrer holen, indes ich bei der Königin eintrete.« Ludwig XIII. öffnete die Verbindungstür und trat in den Korridor, der zur Königin Anna von Österreich führte.
    Die Königin war in düstere Gedanken versenkt, als die Tür aufging und der König eintrat; tiefes Stillschweigen verbreitete sich in der Umgebung der Königin. Der König unterließ jede Höflichkeitsbezeigung, hielt vor der Königin und sagte mit bewegter, bebender Stimme: »Madame, Sie werden einen Besuch bekommen von dem Herrn Kanzler, der Ihnen meinem Auftrag gemäß gewisse Angelegenheiten mitteilen wird.« Die unglückselige Königin, die ohne Unterlaß mit Ehescheidung, Verbannung und sogar mit einem Gericht bedroht wurde, erblaßte trotz ihrer Schminke und konnte sich nicht erwehren zu sagen: »Doch wozu diesen Besuch, Sire? Was wird der Kanzler mir sagen, das mir Ew. Majestät nicht selber sagen könnte?« Der König drehte sich auf der Ferse herum, ohne zu antworten, und fast in demselben Augenblick meldete der Gardekapitän, Herr von Quitant, den Besuch des Kanzlers. Als der Kanzler eintrat, hatte sich bereits der König durch eine andere Tür entfernt.
    Der Kanzler war halb lächelnd, halb errötend, eingetreten. Da wir im Verlauf dieser Geschichte wieder auf ihn zurückkommen werden, so kann es nicht schaden, wenn unsere Leser gleich jetzt mit ihm Bekanntschaft machen. Dieser Kanzler war ein seltsamer Mann. Des Roches le-Masle, Kanonikus von Notre-Dame, und vormals Kammerdiener des Kardinals, stellte ihn Seiner Eminenz als einen ganz ergebenen Mann vor. Der Kardinal hatte ihm vertraut, und war mit ihm gut gefahren.
    Die Königin stand noch, als er eintrat, als sie ihn aber sah, setzte sie sich wieder in ihren Lehnstuhl und winkte ihren Frauen, sich auf ihre Kissen und Stühle niederzulassen. Dann fragte sie mit stolzer Miene: »Was wollen Sie, mein Herr? und zu welchem Ende sind Sie hier?«
    »Madame, um in des Königs Namen, abgesehen von aller Ehrerbietung, genau alle Ihre Papiere zu untersuchen.«
    »Wie, meinHerr? eine Durchsuchung meiner Papiere? — Mir das? ha, das ist eine unwürdige Behandlung!«
    »Wollen Sie mir vergeben, Madame: ich bin in dieser Hinsicht nur das Werkzeug, dessen sich der König bedient. Ging Seine Majestät nicht eben von hier fort? Hat er Sie nicht selbst aufgefordert, sich auf diesen Besuch vorzubereiten?«
    »Durchsuchen Sie also, mein Herr; ich bin, wie es scheint, eine Verbrecherin; Estefania! geben Sie ihm die Schlüssel zu meinen Tischen und Schränken.« Der Kanzler durchsuchte diese Geräte wohl der Form wegen, allein er wußte recht gut, daß die Königin den wichtigen Brief, den sie an diesem Tage geschrieben, nicht in diese Möbel sperren werde. Nachdem der Kanzler die Laden des Sekretärs zwanzigmal auf und zu gemacht hatte, so mußte er, wie er auch zögerte, so mußte er, sage ich, mit seinem Geschäft ans Ende kommen, das

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