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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Kardinal noch im Louvre sei. Man meldete ihm, daß Seine Eminenz im Arbeitskabinett die Befehle Seiner Majestät erwarte. Der König begab sich unverweilt zu ihm. »Nun, Herzog!« sprach er zu ihm, »Sie hatten recht, und ich hatte unrecht; die ganze Intrige ist politischer Art, und von der Liebe ist in diesem Briefe gar nicht die Rede. Dagegen geschieht Ihrer stark Erwähnung.« Der Kardinal nahm den Briefund las ihn mit der größten Aufmerksamkeit. Als er zum Schluß kam, fing er ihn noch einmal zu lesen an. »Nun, Ew. Majestät,« sprach er, »Sie sehen, worauf es meine Feinde anlegen. Man droht Ihnen mit zwei Kriegen, wenn Sie mich nicht entfernen. An Ihrer Stelle, Sire, würde ich wirklich einem so mächtigen Andringen nachgeben, und ich meinerseits schätze mich glücklich, wenn ich mich von den Geschäften zurückziehen dürfte.«
    »Was sprechen Sie da, Herzog?«
    »Ich sage, Sire! daß bei diesen außerordentlichen Kämpfen und beständigen Anstrengungen meine Gesundheit erliegen wird. Ich sage, daß ich die Mühewaltung bei der Belagerung von La Rochelle kaum werde aushalten können, und daß Sie besser täten, den Herrn von Condé oder Herrn von Bassompierre, oder einen andern tapferen Mann zu erwählen, dessen Beruf der Krieg ist, aber nicht mich, der ich ein Mann der Kirche bin, nicht mich, der ich ohne Unterlaß von meinem Beruf abgezogen werde, um mich für Dinge zu verwenden, für die ich nicht tauge. Sie werden glücklicher sein im Innern, Sire, und ich zweifle nicht daran, auch größer nach außen.«
    »Herr Herzog,« sagte der König, »seien Sie ruhig, ich sehe das ein; alle diejenigen, die in diesem Briefe genannt sind, sollen bestraft werden, wie sie es verdienen, und die Königin selber.«
    »Sire, was sprechen Sie da? Gott soll mich bewahren, daß die Königin meinetwegen im mindesten behelligt werde; sie hielt mich immer für ihren Feind, Sire, obwohl ich Ew. Majestät bezeigen könnte, daß ich sie stets eifrigst und sogar gegen Sie in Schutz genommen habe. O, wenn sie Ew. Majestät hinsichtlich der Ehre verraten könnte, so wäre das etwas anderes, und ich wäre der erste, der da sagte: ›Keine Gnade, Sire! keine Gnade für die Schuldige.‹ Glücklicherweise ist das nicht so, und Ew. Majestät erlangte hiervon einen neuen Beweis.«
    »Es ist wahr, Herr Kardinal,« sprach der König, »Sie haben recht, wie immer; allein die Königin verdient deshalb nicht weniger meinen ganzen Zorn.«
    »Sie haben sich den ihrigen zugezogen, Sire, und wirklich wäre es mir erklärlich, wenn sie Ew. Majestät ernstlich gram würde...«
    »Solcher Art will ich stets meine und Ihre Feinde behandeln, Herzog, wie hoch auch dieselben gestellt sein mögen, und welcher Gefahr ich auch laufe bei ihrer strengen Behandlung.«
    »Die Königin ist meine Feindin, doch ist sie nicht die Ihrige, Sire, im Gegenteil ist sie eine ergebene und tadellose Gemahlin. Gestatten also Ew. Majestät, daß ich mich bei Ihnen für sie verwende.«
    »So soll sie sich demütigen und mir zuerst entgegenkommen.«
    »Im Gegenteil, Sire, geben Sie ihr das Beispiel: Sie hatten zuerst unrecht, da Sie die Königin in Verdacht gezogen haben.«
    »Ich sollte den ersten Schritt tun?« sagte der König; »nimmermehr.«
    »Sire, ich bitte inständig.«
    »Außerdem, wie sollte ich ihr zuerst entgegenkommen?«
    »Indem Sie etwas tun, wovon Siewissen, daß es ihr angenehm wäre.«
    »Was?«
    »Geben Sie einen Ball; Sie wissen doch, wie sehr die Königin den Tanz liebt; ich bürge dafür, daß sie auf eine solche Aufmerksamkeit keinen Groll mehr nähren werde.«
    »Herr Kardinal, Sie wissen, daß ich die weltlichen Vergnügungen nicht liebe.«
    »Die Königin wird Ihnen um so dankbarer sein, als sie Ihre Abneigung gegen diese Vergnügungen kennt. Außerdem wird ihr eine Gelegenheit geboten, die schönen, diamantenen Nestelstifte zu tragen, die Sie ihr an ihrem Namenstag, schenkten, und womit sie sich bisher noch nicht geschmückt hat.«
    »Wir wollen sehen, Herr Kardinal, wir wollen sehen,« sagte der König, »wir wollen sehen, doch bei meiner Ehre, Sie sind zu nachsichtsvoll.«
    »Sire,« versetzte der Kardinal, »überlassen Sie die Strenge Ihren Ministern, die Nachsicht ist eine königliche Tugend; wenden Sie dieselbe an, und Sie werden sich überzeugen, daß Sie sich dabei wohl befinden.« Als hierauf der Kardinal die Pendeluhr elf Uhr schlagen hörte, verneigte er sich tief, bat den König, sich entfernen zu dürfen, und ersuchte ihn, als er

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