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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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sich wegbegab, noch einmal, daß er sich mit der Königin wieder aussöhne.
    Anna von Österreich, die wegen des ihr abgenommenen Briefes auf Vorwürfe gefaßt war, verwunderte sich sehr, als sie am folgenden Tage sah, wie er sich ihr zu nähern bemüht war. Ihre erste Bewegung war zurückweisend; der Stolz der Frau und die Würde der Königin waren zu grausam verletzt, so daß sie sich von dem ersten Schlag nicht sogleich erholen konnte. Allein durch die Frauen ihres Gefolges bewogen, gab sie sich die Miene, als wollte sie allmählich vergessen. Der König benutzte den ersten Augenblick, um ihr unablässig zu sagen, er sei gesonnen, eine Festlichkeit zu veranstalten. Eine Festlichkeit war für die arme Anna von Österreich etwas so Seltenes, daß bei dieser Ankündigung, wie es der Kardinal voraussah, die letzte Spur ihres Grames, wenn auch nicht in ihrem Gemüt, doch mindestens in ihrem Antlitz, verschwand. Sie fragte, wann diese Festlichkeit stattfinden sollte, allein der König erwiderte, daß er sich jedenfalls mit dem Kardinal besprechen müsse. In der Tat fragte der König täglich den Kardinal, wann die Festlichkeit statthaben sollte, und jeden Tag verschob es der Kardinal unter irgend einem Vorwand, sich darüber bestimmt zu erklären. So vergingen zehn Tage.
    Acht Tage nach diesem erzählten Auftritt erhielt der Kardinal einen Brief mit dem Stempel von London, worin bloß diese Zeilen standen: »Ich habe sie– allein ich kann London nicht verlassen, weil es mir an Geld gebricht; senden Sie mir fünfhundert Pistolen, und vier bis fünf Tage nach dem Empfang derselben werde ich in Paris sein.« An demselben Tag, als der Kardinal diesen Brief erhalten, wandte sich der König wieder an ihn mit der gewöhnlichen Frage.Richelieu zählte an seinen Fingern und sprach ganz still zu sich selbst:
    »Wie sie schreibt, kommt sie vier oder fünf Tage nach dem Empfang des Geldes; das Geld braucht vier oder fünf Tage, um dahin zu kommen; sie braucht vier oder fünf Tage, um hier einzutreffen, das macht zehn Tage; rechnen wir noch widrige Winde, böse Zufälle, Weiberschwäche, und nehmen wir zwölf Tage an.«
    »Nun, Herr Herzog,« sagte der König, »ist Ihre Rechnung gemacht?«
    »Ja, Sire! wir haben heute den zwanzigsten September; die Stadtschöppen geben am 3. Oktober ein Fest. Das trifft herrlich zusammen; da brauchen Sie sich nicht die Miene zu geben, als tun Sie etwas wegen der Aussöhnung mit der Königin.« Dann fügte er noch hinzu: »Allein, vergessen Sie nicht, Sire, am Tage vor dem Fest Ihrer Majestät zu sagen, daß Sie zu sehen wünschen, wie gut ihr die diamantenen Nestelstifte stehen.«

Die Hauswirtschaft des Bonacieux.
    Der Kardinal kam in seinem Gespräch mit dem König zum zweitenmal auf die diamantenen Nestelstifte zurück. Diese wiederholte Erinnerung fiel Ludwig XIII. auf und er dachte, in dieser dringlichen Empfehlung müsse wohl ein Geheimnis stecken. Der König ward schon öfters als einmal dadurch gedemütigt, daß der Kardinal mittels seiner vortrefflichen Stadtwache über das, was in seinem eigenen Haushalt geschah, besser als er selbst unterrichtet war. Er hoffte somit, durch eine Unterredung mit Anna von Österreich einiges Licht zu bekommen, und sofort mit irgend einem Geheimnis, sei es nun dem Kardinal bekannt oder nicht bekannt, zu Seiner Eminenz zurückzukehren, wodurch er in den Augen seines Ministers ungemein gewinnen müßte. Er ging also zu der Königin und begann sein Gespräch wie gewöhnlich mit Drohungen gegen jene, die sie umgaben. Anna von Österreich neigte den Kopf und ließ den Strom verrinnen, ohne zu antworten, in der Hoffnung, er würde zuletzt doch anhalten; allein das war es nicht, was Ludwig XIII. wollte; Ludwig XIII. wollte einen Wortwechsel, aus dem irgend ein Funke hervorsprühen sollte; da er überzeugt war, der Kardinal nähre irgend einen Hintergedanken und bereite ihm eine von jenen schrecklichen Überraschungen, wie es Seine Eminenz zu tun verstand. Er erreichte dieses Ziel damit, daß er in seinen Anklagen beharrte. »Aber,« entgegnete Anna von Österreich, die dieser vagen Angriffe müde war, »aber, Sire, Sie sagen mir alles, was Ihnen auf dem Herzen liegt. Was habe ich denn getan? Reden Sie, welches Verbrechen habe ich begangen? Ew. Majestät kann unmöglich all diesen Lärm wegen eines Briefes erheben, den ich an meinen Bruder geschrieben habe.«Der König, der hier auf eine so bestimmte Weise angegriffen wurde, wußte nicht, was er antworten sollte;

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