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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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er dachte, es wäre der rechte Moment, die Aufforderung anzubringen, die er erst am Tage vor der Festlichkeit machen sollte.
    »Madame,« sprach er mit Majestät, »es findet nächstens ein Ball statt im Rathaus; ich erwarte, daß Sie dort, um unsern braven Schöppen die Ehre anzutun, in Prachtkleidung erscheinen, und insbesondere mit den diamantenen Nestelstiften geschmückt sein werden, die ich Ihnen zu Ihrem Namensfest gab. Das ist meine Antwort.« Die Antwort war schrecklich. Anna von Österreich glaubte, Ludwig XIII. wisse bereits alles, und der Kardinal habe von ihm diese lange Verstellung von sieben bis acht Tagen erlangt, die übrigens schon in seinem Charakter lag. Sie wurde entsetzlich blaß, stützte sich mit ihrer wunderbar schönen Hand an eine Stuhllehne, blickte den König mit erschreckten Augen an und erwiderte keine Silbe. »Sie verstehen doch, Madame,« sprach der König, indem er sich an dieser Verlegenheit in ihrer ganzen Ausdehnung weidete, ohne doch die Ursache zu erraten: »Sie verstehen mich?«
    »Ja, Sire, ich verstehe,« stammelte die Königin.
    »Sie werden erscheinen auf diesem Ball?«
    »Ja.«
    »Mit Ihren Nestelstiften?«
    »Ja.« Die Blässe der Königin hatte sich womöglich noch vermehrt, und der König, der es bemerkte, empfand dabei jene kalte Grausamkeit, die eine schlimme Seite seines Charakters bildete. Dann sprach er: »Somit ist die Sache abgetan, und das ist alles, was Ich Ihnen zu sagen hatte.«
    »An welchem Tage findet dieser Ball statt?« fragte Anna von Österreich. Ludwig XIII. empfand instinktmäßig, daß er auf diese Frage nicht antworten sollte, welche die Königin mit fast sterbender Stimme machte,
    »Recht bald, Madame,« antwortete der König, »doch erinnere ich mich nicht mehr genau an den Tag, und will deshalb den Kardinal fragen.«
    »Hat Ihnen also der Kardinal dieses Fest angezeigt?« rief die Königin.
    »Ja, Madame,« entgegnete der König erstaunt, »aber warum das?«
    »Hat er Ihnen gesagt, Sie möchten mich auffordern, mit den Nestelstiften zu erscheinen?«
    »Das heißt... Madame!«
    »Er war es, Sire, er.«
    »Was liegt daran, ob er es war oder ich? Ist denn diese Aufforderung ein Verbrechen?«
    »Nein, Sire.«
    »Nun, Sie werden erscheinen?«
    »Ja, Sire.«
    »Gut,« sprach der König, sich zurückziehend, »gut, ich rechne darauf.« Die Königin verneigte sich, weniger aus Etikette, als weil die Knie unter ihr einsanken. Der König ging entzückt hinweg.
    »Ich bin verloren,« stammelte die Königin, »verloren, denn der Kardinal weiß alles; »er stachelte den König an, der noch nichts weiß, aber bald alles erfahren wird. Ich bin verloren, mein Gott! mein Gott! mein Gott!« Sie kniete auf ein Kissen und betete, den Kopf zwischen die bebenden Arme gesenkt.
    Ihre Lage war auch wahrhaftig schrecklich. Buckingham befand sich in London, Frau von Chevreuse in Tours. Indem sie nun ihr bedrohliches Unglück und ihre Verlassenheit ins Auge faßte, brach sie in ein Schluchzen aus. »Kann ich Ihrer Majestät nicht behilflich sein?« fragte plötzlich eine Stimme voll Sanftmut und Teilnahme. Die Königin wandte sich rasch um, denn man konnte sich an dem Ton dieser Stimme nicht irren; es war eine Freundin, die also sprach. In der Tat war an einer von den Türen, die in dieses Gemach führten, die hübsche Madame Bonacieux erschienen; als der König eintrat, war sie eben damit beschäftigt, Kleider und Wäsche in einem Kabinett zu ordnen, konnte da nicht weggehen und hatte alles mitangehört. Die Königin stieß einen durchdringenden Schrei aus, als sie sich überrascht sah, denn sie kannte in ihrer Betäubung anfangs die junge Frau nicht, die ihr Laporte beigegeben hatte. »O, fürchten Sie nichts, Madame,« sprach die junge Frau, indem sie die Hände faltete und über die Ängstlichkeit der Königin weinte. »Ich gehöre Ihrer Majestät mit Leib und Seele, und wie fern ich auch von derselben stehe, wie untergeordnet auch meine Stellung sei, so glaube ich doch, ein Mittel entdeckt zu haben, Ihre Majestät aus der Bedrängnis zu ziehen.«
    »Ihr, o Himmel! Ihr?« rief die Königin; »aber blicket mir ins Gesicht. Ich bin von allen Seiten verraten; darf ich mich auf Euch verlassen?«
    »O Madame,« rief die junge Frau und warf sich auf die Knie, »o, bei meiner Seele, ich bin bereit, für Sie zu sterben!« Diese Rede kam aus dem Grunde des Herzens, und man konnte sich über ihre Wahrhaftigkeit nicht täuschen. »Ja,« fuhr Madame Bonacieux fort, »ja, es gibt

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