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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Zuversicht, mit der d'Artagnan sprach, überzeugte Patrice, so hieß dieser Diener des Ministers. Er ließ zwei Pferde satteln und übernahm es, den jungen Edelmann zu führen. Was Planchet betrifft, so hob man ihn von seinem Klepper herab, steif wie ein Rohr. Der arme Bursche war gänzlich erschöpft, während d'Artagnan von Eisen schien. Man kam im Schloß an und erkundigte sich; der König und Buckingham waren in einem zwei bis drei Meilen weit entfernten Moorgrund auf der Falkenjagd. Nach zwanzig Minuten war man am bezeichneten Ort. Alsbald vernahm Patrice die Stimme seines Gebieters, der einem Falken zurief. »Wen soll ich dem Mylord Herzog melden? fragte Patrice. »Den jungen Mann, der eines Abends auf dem Pontneuf, der Samaritaine gegenüber, Streit mit ihm gesucht hat.«
    »Das ist eine seltsame Empfehlung.«
    »Sie werden sehen, daß sie soviel als eine andere gelten wird.« Patrice spornte sein Pferd, erreichte den Herzog und meldete ihm den Boten in den eben angeführten Worten. Buckingham erkannte d'Artagnan auf der Stelle, und in der Vermutung, in Frankreich sei etwas vorgefallen, wovon man ihm Nachricht geben wollte, nahm er sich nicht die Zeit zu fragen, wo derjenige sei, der ihm Botschaft bringe, sondern sprengte fort, da er von weitem d'Artagnans Gardeuniform erkannte, und ritt gerade auf ihn zu. Patrice blieb bescheiden in der Entfernung. »Ist doch der Königin kein Unglück begegnet?« fragte Buckingham, indem er alle seine Gedanken, seine ganze Liebe in diese Frage ergoß. »Das glaube ich nicht, doch vermute ich, daß sie in einer großen Gefahr schwebt, aus der sie Ew. Hoheit allein ziehen können.«
    »Ich?« rief Buckingham, »sollte ich so glücklich sein, ihr in etwas dienen zu können? Reden, o, reden Sie!«
    »Nehmen Sie diesen Brief,« versetzte d'Artagnan. »Diesen Brief? von wem kommt er?«
    »Von Ihrer Majestät, wie ich denke.«
    »Von Ihrer Majestät!« rief Buckingham und erblaßte derart, daß d'Artagnan glaubte, er würde ohnmächtig werden. Er erbrach das Siegel. »Woher diese Verletzung?« fragte er und zeigte d'Artagnan die Stelle, wo der Brief durchbohrt war. »Ah, ich habe das nicht bemerkt,« rief d'Artagnan. »Dieses hübsche Loch machte gewiß der Degen des Grafen von Wardes, als er mir denselben in die Brust stieß.«
    »Sind Sie verwundet?« fragte Buckingham, indem er das Siegel erbrach. »O, es ist weiter nichts als eine Schramme,« versetzte d'Artagnan. »Gerechter Himmel, was habe ich gelesen!« rief der Herzog. »Patrice, bleibe hier oder eile vielmehr zum König, wo er auch sei, und melde Seiner Majestät, daß ich um Entschuldigung bitte, mich ruft ein Geschäft von höchster Wichtigkeit nach London zurück. Kommen Sie, mein Herr, kommen Sie!« Beide sprengten im Galopp auf dem Wege nach der Hauptstadt.
    Die Pferde rannten mit Windeseile und befanden sich in wenigen Minuten vor Londons Toren. D'Artagnan dachte, der Herzog würde, wenn er in der Stadt anlangte, den Lauf des seinigen etwas anhalten, doch war es nicht so; er verfolgte seinen Weg mit aller Hast und kümmerte sich nicht darum, ob er die Leute auf der Straße niederritt. In der Tat hatten sich auf diesem Ritt durch die Stadt mehrere Unfälle ereignet, allein Buckingham wandte nicht einmal den Kopf, um zu sehen, was mit denen geschah, die er niedergerannt hatte. D'Artagnan folgte ihm mitten unter Zurufungen, die wie Verwünschungen klangen.
    Als Buckingham in dem Hof seines Hotels anlangte, sprang er vom Pferde, schnellte diesem, unbekümmert, was es für Folgen habe, den Zügel um den Hals und eilte der Freitreppe zu. Der Herzog ging so schnell, daß ihm d'Artagnan kaum zu folgen vermochte. Er schritt der Reihe nach durch mehrere Salons, und endlich kam er in ein Schlafgemach, das zugleich an Geschmack und Reichtum ein Wunder war. In dem Alkoven dieses Zimmers befand sich eine Tapetentür, die der Herzog mit einem kleinen goldenen Schlüssel öffnete, den er an einer Kette von gleichem Metall am Halse hängen hatte. Als Buckingham über die Schwelle dieser Tür schritt, drehte er sich um und, das Zögern des jungen Mannes bemerkend, sagte er: »Kommen Sie, und wenn Ihnen das Glück zu teil wird, vor Ihrer Majestät erscheinen zu dürfen, so sagen Sie ihr, was Sie gesehen.« D'Artagnan war durch diese Aufforderung ermutigt und folgte dem Herzog, der die Tür hinter sich schloß. Beide befanden sich jetzt in einer kleinen Kapelle, die ganz mit persischer Seide tapeziert und mit Gold gestickt war und von

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