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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Schieferdach.«
    »Ganz wohl,« sprach der Edelmann. Er nahm den Weg nach dem Landhaus des Gouverneurs, und sein Bedienter folgte ihm nach. Auch d'Artagnan und Planchet folgten dem Edelmann auf fünfhundert Schritt. Als sie außerhalb der Stadt waren, verdoppelte d'Artagnan seine Schritte und erreichte denEdelmann, wie er eben in einen kleinen Forst trat. »Mein Herr!« sagte d'Artagnan, »es scheint, daß Sie große Eile haben.«
    »Man kann nicht bedrängter sein, mein Herr!«
    »Ich bin in Verzweiflung,« versetzte d'Artagnan, »denn da ich gleichfalls sehr bedrängt bin, so wollte ich Sie um eine Gefälligkeit ersuchen.«
    »Um welche?«
    »Mich zuerst gehen zu lassen.«
    »Das ist unmöglich,« entgegnete der Edelmann. »Ich habe sechzig Meilen in vierundzwanzig Stunden gemacht und soll morgen mittag in London eintreffen.«
    »Ich machte denselben Weg in vierzig Stunden und muß morgen früh um zehn Uhr in London eintreffen.«
    »Das ist verzweiflungsvoll, mein Herr! doch da ich zuerst ankam, will ich nicht als Zweiter gehen.«
    »Es ist verzweiflungsvoll, mein Herr! doch da ich als Zweiter ankam, werde ich als Erster gehen.«
    »Im Dienste des Königs?« fragte der Edelmann. »Im eigenen Dienste,« versetzte d'Artagnan. »Mich dünkt aber, daß Sie da einen bösen Hader mit mir anzetteln.«
    »Zum Kuckuck; wie kann es anders sein?«
    »Was begehren Sie von mir?«
    »Wollen Sie es wissen?«
    »Allerdings!«
    »Gut, ich verlange den Auftrag, den Sie zu überbringen haben, da ich keinen habe und doch desselben bedarf.«
    »Ich glaube, Sie scherzen.«
    »Ich scherze niemals.«
    »Lassen Sie mich meine Wege gehen.«
    »Sie werden keinen Schritt weiter machen.«
    »Mein wackerer junger Mann! ich will Ihnen den Kopf zerschmettern, Holla! Lubin! meine Pistolen.«
    »Planchet!« rief d'Artagnan, »nimm du den Bedienten auf dich, ich mache es mit dem Herrn aus.« Planchet, der durch die erste Tat ermutigt war, stürzte sich auf Lubin, warf ihn kraftvoll auf den Boden und setzte ihm das Knie auf die Brust. »Mein Herr,« rief Planchet, »tun Sie jetzt Ihr Geschäft ab, ich habe das meinige bereits getan.« Als der Edelmann das sah, zog er seinen Degen und fiel gegen d'Artagnan aus, doch er hatte eine schwere Arbeit. In drei Sekunden versetzte ihm d'Artagnan drei Degenstöße und sagte bei jedem derselben: »Einen für Athos, einen für Porthos und einen für Aramis.« Beim dritten Stoß sank der Edelmann wie ein Klumpen nieder. D'Artagnan hielt ihn für tot oder mindestens für ohnmächtig und trat zu ihm hin, um ihm den schriftlichen Auftrag abzunehmen; doch in dem Moment, wo er die Hand ausstreckte, um ihn zu durchsuchen, versetzte ihm der Verwundete, der seinen Degen nicht losgelassen hatte, einen Stoß in die Brust und rief: »Einen für Sie.«
    »Und einen für mich! zuletzt kommt erst das Beste!« schrie d'Artagnan wütend, bohrte ihm die Klinge in den Bauch und spießte ihn so in die Erde. Jetzt schloß der Edelmann die Augen und sank in Ohnmacht. D'Artagnan durchwühlte ihm die Tasche, in der er ihn den Überfahrtsbefehl hatte stecken gesehen, und nahm denselben. Er lautete auf den Namen des Grafen von Wardes. Sodann warf er einen letzten Blick auf den schönen jungen Mann, der kaumfünfundzwanzig Jahre zählte, und den er auf den Boden ausgestreckt, ohne Besinnung, vielleicht auch schon leblos, liegen lassen mußte, und seufzte über das seltsame Schicksal der Menschen, vermöge dessen sie sich einander im Interesse von Leuten vernichten, die ihnen fremd sind, und von denen sie oft nicht einmal wissen, daß sie existieren.
    Bald riß ihn jedoch Lubin aus seinen Betrachtungen, denn dieser fing zu heulen an und schrie aus Leibeskräften um Hilfe. Planchet legte Hand an seine Gurgel und schnürte sie ihm mit aller Gewalt zusammen. »Mein Herr,« sprach er zu d'Artagnan, »so lang ich ihn so halte, wird er sicher nicht schreien, wenn ich ihn aber loslasse, fängt er wieder an zu kreischen. Ich erkenne ihn für einen Normann, und die Normannen haben ihre starren Köpfe.« In der Tat suchte Lubin, wie gepreßt er auch war, einige Laute auszustoßen. »Warte!« sprach d'Artagnan, nahm sein Sacktuch und knebelte ihn. »Jetzt binden wir ihn an einen Baum,« sagte Planchet. Die Sache ward gewissenhaft vollzogen; dann zerrte man den Grafen von Wardes zu seinem Bedienten, und da bereits die Nacht einfiel und beide, der Verwundete und der Geknebelte, mehrere Schritte tief im Gehölz waren, so mußten sie offenbar hierbleiben

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