Die Drei !!! Skandal auf der Rennbahn
aber was hatte Tony mit einem Jockey zu tun? Offensichtlich war er nicht zum ersten Mal hier auf der Rennbahn. Denn der Geruch, der Franzi bald darauf in die Nase stieg, erinnerte sie stark an den Pizzaabend im Haus von Mr Appleton. Klar, Pferdemist riecht in jedem Stall gleich, trotzdem brachte der Geruch, der jetzt immer stärker wurde, sofort wieder den Tag in ihr Gedächtnis, an dem sie Tony das erste Mal gesehen hatte. Sie musste mittlerweile nahe bei den Stallungen sein, denn zu dem Geruch gesellte sich noch lautes Wiehern. Und als sie dem großen Flachbau näherkam, hörte sie auch das Klappern von Hufen.
Ein breitschultriger Mann kam mit strammen Schritten auf sie zu. Security prangte auf seiner Tweed-Jacke. Franzis Herz klopfte. Und nun? Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Offensichtlich waren auf diesem Teil des Geländes keine Zuschauer erwünscht. Sollte sie so tun, als hätte sie sich verlaufen?
In dem Moment sah sie Tony im Eingang der Stallungen stehen. So laut sie konnte rief sie ihm zu: »Tony, how are you?« Etwas Besseres fiel ihr auf die Schnelle nicht ein. Tony sah sie irritiert an, winkte dann aber und rief zurück: »Hey, Franzi!« Der Sicherheitsbeamte sah Franzi streng an, blickte dann zum Jockey neben Tony, und zurück zu Franzi.
Für den Sicherheitsbeamten war damit die Frage, was sie hier verloren hatte, offensichtlich beantwortet, denn er ließ sie ungehindert durch die Absperrung. Franzi straffte die Schultern und ging trotz heftigstem Herzpochen mit sicherem Schritt auf Tony zu. Ob ihr Herz wegen Tony so stark gegen ihren Brustkorb klopfte, oder weil der Mann vom Sicherheitsdienst ihr einen gehörigen Schrecken versetzt hatte, war ihr jetzt egal. Doch nicht nur der Blick der Security war streng. Auch Tony funkelte sie jetzt wütend an.
»What are you doing here?«, zischte er und klang nicht gerade erfreut, Franzi hier zu sehen. »Sorry, I’m in a hurry«, fügte er hinzu und machte auf dem Absatz kehrt. Er wendete sich wieder dem Jockey zu, der nervös mit den Fingern gegen seinen Oberschenkel trommelte. Sie drehten sich auf der Stelle um und verschwanden, ohne sich weiter um Franzi zu kümmern. Dann eben nicht, dachte Franzi, ich sehe ihn ja sowieso heute Abend wieder. Wie praktisch, wenn man mit seinem Schwarm unter einem Dach lebte – selbst wenn es nur für ein paar Wochen war.
Wo sie schon mal hier war, wollte sie es sich nicht nehmen lassen, einen Blick auf die Rennpferde zu werfen. Also trottete Franzi in die Stallungen. Schließlich waren Pferde eine ihrer Leidenschaften. Aber was Tony hier zu suchen hatte, konnte sie sich noch immer nicht erklären. Für einen Jockey war er eindeutig zu groß und zu muskulös. Außerdem hatte er laut Mr Appleton mit Pferden eigentlich nichts am Hut. Sie hatte ihn extra noch mal möglichst unauffällig über seinen Sohn ausgefragt, in der Hoffnung, sie und Tony hätten etwas gemeinsam, worüber sie reden könnten. Franzi suchte seit dem ersten Blick in seine umwerfenden Augen fieberhaft nach einem Grund, Tony in seinem Zimmer zu besuchen. Aber ihr fiel einfach keiner ein. Selbst die Musik, die sie durch die dünne Zimmerwand hörte, gab ihr keinen vernünftigen Anlass. Die war einfach nur laut und schrecklich. Und »your music steps on my nerves« war nun wirklich kein guter Auftakt für einen Flirt. Mal ganz abgesehen davon, dass der Satz bestimmt auch völlig falsches Englisch gewesen wäre.
Und jetzt war sie hier auf der Rennbahn. Und Tony auch. Sie wäre ja schön blöd gewesen, wenn sie zurück zur Reisegruppe gegangen wäre. Selbst ein Blick in die königliche Loge konnte sie nicht so sehr reizen, wie gemeinsam mit Tony über Rennpferde zu fachsimpeln. Wenn er nur mal etwas mehr Zeit für sie hätte!
Franzi ging durch den hellen Gang des Pferdestalls. Durch die Glaskonstruktion der Decke fiel Sonnenlicht herein. Staubflocken tänzelten im Lichtschein. Die Pferde standen ruhig in ihren Boxen und schnaubten nur hin und wieder zufrieden. Franzi sog den herrlichen Duft nach Stroh und Pferd ein, während sie die Boxen abschritt. »Star Of Orion, Flying Wave, Diomed IX., Black Diamond«, las Franzi leise die Namen der edlen Vollblüter vor, an deren Boxen sie vorbeikam. Das Fell der Tiere glänzte, und auch die Boxen sahen sauber, ja fast schon steril aus. Für Tinka wäre das nichts, schoss es Franzi durch den Kopf. Ihr eigenes Pony brauchte unordentliches Stroh und eine stets tropfende Trinkanlage. Franzi musste lächeln, als sie
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