Die Drei !!! Skandal auf der Rennbahn
die auf Säulen vor dem Fenster standen, warfen bizarre Schatten an die Wand. Erneut hörte Kim ein Scheppern. Lauter noch, als das, das sie eben aus dem Schlaf gerissen hatte. Es kam aus dem Hof hinter dem Hotel. Diebe, schoss es ihr in den Kopf. Sie sprang aus dem Bett und ging zum Fenster. Vorsichtig schob sie die Vorhänge zur Seite und warf einen Blick in den schwach beleuchteten Hof. Sie sah ein paar Möwen, die sich an den Mülltonnen zu schaffen machten. Ja, sie hatte die Mülldiebe soeben auf frischer Tat ertappt. Toll, noch ein neuer Fall! Ein schnell gelöster Fall. Hätten die Engländer ihre alten Blechtonnen durch Plastiktonnen ersetzt, so wie in jedem modernen Land, hätte ich heute Nacht friedlich schlummern können. Ich hätte es mir verdient gehabt, dachte Kim und schlüpfte wieder unter die Bettdecke. Immer wieder wurde sie beim Einschlafen von erneutem Scheppern der Deckel gestört. Sie wälzte sich von links nach rechts. An Schlaf war nicht mehr zu denken. Dabei hätte sie noch zwei Stunden bis zum Aufstehen gehabt. 6:00 Uhr, puh, viel zu früh zum Aufstehen, dachte Kim und knipste die Nachttischlampe an. Schlafen oder schreiben? Wieder lärmte es aus dem Hof zu ihr hinauf. Schreiben! Sie nahm das Detektivtagebuch aus der Nachttischschublade und schlug es auf.
Detektivtagebuch von Kim Jülich
Freitag, 6:03 Uhr
Wie wir heute den Unterricht überstehen sollen, weiß ich nicht. Pierce und seine Schlagzeilen können uns nachher bestimmt nicht vom Hocker reißen. Wir haben Wichtigeres zu tun! Die drei!!! sind definitiv wieder im Einsatz! Wir haben einen neuen Fall!!! Ich hatte recht. Das Treffen von Tony, Mr McClow und Justin Stevens war kein Zufall. Die drei stecken unter einer Decke. Da bin ich ziemlich sicher!
In Tonys Drucker lagen Ausdrucke von Wettscheinen. Er ist ein Spieler! Und dass da alles mit rechten Dingen zugeht, kann ich nicht glauben. Dafür hat er sich viel zu auffällig benommen. Marie und Franzi konnten es kaum glauben, als ich ihnen die Wettscheine gestern gezeigt habe, nachdem wir das Haus von Mr Appleton verlassen hatten. Alle Wetten waren auf ein Pferd abgeschlossen: Nighflyer.
Der Nachtportier hier im Hotel war so nett, uns so spät am Abend noch an den hoteleigenen Computer zu lassen. Wie hätten wir sonst ins Internet kommen können? Wir konnten über Nightflyer etwas in Erfahrung bringen. Nach Chestnut werden ihm gute Chancen auf einen Sieg in Aussicht gestellt. Aber alle Zeitungen sind sich einig, dass den top fitten Chestnut niemand schlagen kann. Chestnut soll in direkter Linie von dem einstigen Wunderpferd Eclipse abstammen, das zu seiner Zeit jeden Gegner weit hinter sich gelassen hat. Dass Tony also gegen einen Abkömmling von Eclipse die stolze Summe von 150.000 Pfund wettet, ist purer Leichtsinn, wie uns der Nachtportier erzählte. 150.000 Pfund! Woher hat Tony so viel Geld? Aus einem Diebstahl? Hat er eine Bank überfallen? Hat ihm seine Großmutter so viel Geld vererbt? Wohl kaum, denn er sieht nicht wie jemand aus, der plötzlich zu viel Geld gekommen ist. Und sein Vater hält sich mit diesem kleinen Haushaltswarenladen auch nur mühsam über Wasser. Vielleicht waren die 150.000 Pfund Lösegeld, das er aus einem Kidnapping erpresst hat? Unwahrscheinlich. Ich tippe eher auf regelmäßigen Wettbetrug! 150.000 Pfund! Wahnsinn! Um mehr über das System von Pferdewetten herauszubekommen, werden wir uns nach dem Unterricht mit Clark treffen. Vielleicht kann er uns ja auch noch ein paar Insiderinformationen über Mr McClow und Justin Stevens geben. Die Ermittlungen werden heute um Punkt 14 Uhr fortgesetzt — ich bin jetzt schon ganz kribbelig. Vielleicht habe ich deshalb so schlecht geschlafen. Die Möwen haben schließlich nicht das erste Mal Radau gemacht!
»Setz dich, meine Gute!«, winkte Clark Kim herein, die in der Tür zur Bibliothek stehen geblieben war, als sie sah, dass Clark Besuch hatte. Eine elegant gekleidete Dame mit sorgfältig frisiertem weißen Haar, dick aufgetragenem Make-up, das farblich zu ihrem lilafarbenen Kostüm passte, saß im Sessel neben ihm. Mit spitzen Fingern hielt sie ihre Porzellantasse und musterte Kim mit einem Lächeln auf dem viel zu stark geschminkten Mund. Ihre veilchenblauen Augen waren hellwach. Sie setzte die Tasse auf dem Teetisch ab und streckte Kim die Hand entgegen. »Setz dich zu uns. Kim, richtig? Clark hat mir schon viel von dir erzählt.«
Auch sie sprach gut deutsch, allerdings war ihr Akzent weit ausgeprägter
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