Die drei Steine der Macht
ehrfürchtig und zog die Kette aus dem Kästchen. „Die sind so selten ... Wunderschön!“
Max hielt ihm das Kästchen hin, und er legte sie wieder zögernd hinein.
„Anemone wird sich riesig darüber freuen!“, meinte Max mit einem Lächeln.
Sie suchten weiter und fanden ein paar Geldstücke, verstreut unter den Trümmern.
Anemone gesellte sich zu ihnen, als sie die Münzen einsammelten.
„Sie schläft jetzt“, berichtete sie in einem leicht gereizten Ton. Max richtete sich auf und sah sie besorgt an.
„Was ist los?“, fragte er.
„Sie redet gern“, kam die knappe Antwort.
Anemone schaute sich mit verkniffenem Gesicht um.
„Ich habe etwas für dich!“
Max holte das Kästchen hervor und gab es ihr, in der Hoffnung sie aufzumuntern. Anemone öffnete es und ihre Augen wurden groß und rund vor Staunen.
„Oh, wie schön“, hauchte sie.
Sie nahm die Kette, die sie trug, ab und legte sich den Stein um, dann verpackte sie die Kette von der Dracheninsel in dem Kästchen und stopfte es in eine Rocktasche. Strahlend warf sie Max die Arme um den Hals und küsste ihn ausgiebig.
„Du kannst mit Mimbelwimbel weitersuchen, während ich Abendbrot mache“, bot er ihr an.
Am nächsten Morgen schliefen sie aus und packten in aller Ruhe ihre Taschen. Anemone hatte in den Trümmern noch ein paar halbwegs heile Gewänder des alten Zauberers gefunden, die sie für Lairea in eine Tasche stopfte.
Max löschte gerade das Feuer, als er bemerkte, wie sich der Stein unter seinem Hemd von allein erwärmte. Er wurde schnell heißer und Max schaffte es gerade noch, die Kette vom Hals zu nehmen, bevor der Stein ihm die Haut verbrannte. Den Stein an der Kette vor sich haltend, sah er, wie sich das Leder rauchend schwarz färbte und plötzlich in Flammen aufging. Mit einem Aufschrei ließ Max die Kette los und sprang zurück.
Im hohen Norden auf der Dracheninsel stand Agilwardus, vor Wut schäumend, im verwüsteten Gemach seines Bruders Widradus vor den verkohlten Überresten des Piratenkapitäns. Der Stein war nicht hier. Er konnte es spüren. Jemand war ihm zuvor gekommen. Aber wer? War es der Auserwählte, den der Hundertjahrezauber aus einer anderen Welt geholt hatte, um die Steine in die heilige Grotte zurückzubringen? Oder war der Stein von einem Unwissenden gestohlen worden? Er glaubte es nicht. Dieser Auserwählte hatte sich als zäher als die Auserwählten vor ihm erwiesen. Zweimal war er knapp den Männern seines Bruders Manegold entkommen und hatte es bis zur Weisen Magna geschafft, um von seiner Aufgabe zu erfahren. Diesmal war alles schief gelaufen, obwohl er nun endlich wusste, wie sie sich des Zaubers entledigen konnten. Sein Blick schweifte ein letztes Mal durch das geschwärzte, ausgeplünderte Zimmer. Draußen lag der einfältige Drache, den er im Schlaf überrascht und mit Hilfe seiner Steine in seinen Bann gebracht hatte. Er würde ihm dienen müssen, und mit seiner Hilfe würde Altseeburg bald ihm gehören.
Agilwardus umklammerte die beiden Steine, die sich zu einem verbunden hatten, und heißer Zorn durchfuhr ihn. Er ließ die Steine aufglühen, bis Rauch aus seiner Faust drang und er verbranntes Fleisch roch. Wer auch immer den Stein genommen hatte, würde es bereuen und sich bald wünschen, dass er nie geboren worden wäre.
Teil 4
Die Steine der Macht
Der Auserwählte
Fassungslos stand Max vor dem brennenden Häufchen, das vor ihm auf dem Boden lag. Es war so plötzlich und so unerwartet gekommen. Er hatte den heiß brennenden Zorn gespürt und gewusst, dass er ihm galt.
„Was hat das zu bedeuten?“
Anemone klammerte sich schmerzhaft an seinen Arm. Sanft machte er sich los.
„Agilwardus hat wohl gerade herausgefunden, dass der dritte Stein nicht mehr auf der Dracheninsel ist.“
Max hockte sich vor das Aschehäufchen. Das Leder war völlig zerfallen.
„Er scheint ja sehr sauer zu sein“, meinte Mimbelwimbel lakonisch.
Max hielt die Hand über den Stein, der aus der Asche herausragte. Er spürte keine Wärme.
„Er ist wieder völlig normal“, meinte er verwundert und nahm die Kette auf, bedacht darauf, den Stein nicht zu berühren.
Anemone hatte inzwischen ein Stück Leder hervorgekramt und hielt es ihm hin, aber Max schüttelte den Kopf.
„Ich brauche irgendetwas anderes. Er macht das jetzt vielleicht öfter, und nachher bekomme ich ihn nicht rechtzeitig vom Hals. Das könnte schmerzhaft werden.“
Anemone schnipste mit den Fingern.
„Warte, ich hab was!“
Sie holte das
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