Die drei Steine der Macht
Gesicht, so dass sie dem Tode sehr nahe aussah. Die Freunde wechselten besorgte Blicke. Als sie endlich ihre Augen wieder öffnete, waren diese klar.
Max kniete sich neben sie, und sie wandte ihm ihr Gesicht zu.
„Wer bist du?“, fragte er. Ihre strahlend blauen Augen wanderten von einem zum anderen und blieben wieder an Max hängen.
„Ich bin Lairea ... ich ...“
„Du bist vom Himmelsvolk, nicht wahr?“
Anemone hatte sich neben Max gehockt, wieder den ehrfürchtigen Ausdruck auf dem Gesicht. Lairea nickte langsam, unsicher und sich ihrer hilflosen Lage bewusst.
„Du bist abgestürzt. Der Baum hat dich abgefangen“, erklärte Max ihr.
Lairea runzelte die Stirn, als versuchte sie, sich zu erinnern.
„... eine plötzliche Windböe ... habe das Gleichgewicht verloren ...“
Ihre Stimme war so leise, dass Max kaum verstand, was sie sagte. Sie bewegte sich und verzog das Gesicht.
„Wir haben deine Wunden versorgt und dich abgetastet, ob etwas gebrochen ist“, erzählte Anemone dem Mädchen.
„Es ist nicht ausgeschlossen, dass du innere Verletzungen davon getragen hast“, fügte Max hinzu.
Lairea nickte, das sie verstanden hatte, dann schloss sie für einen Moment die Augen. Max sah, dass sie die Zähne zusammenbiss. Dann schob sie die Decke, die sie über sie gebreitet hatten, zur Seite, drehte sich langsam, unter leisem Stöhnen, auf den Bauch und kam mühsam auf die Knie. Sie schien aufstehen zu wollen. Max hielt das für keine gute Idee, griff aber vorsichtig zu, um ihr zu helfen.
Zusammen mit Anemone zog er Lairea auf die Füße. Sie bewegte erst die Arme und die Finger, rollte dann den Kopf und ging ein paar Schritte. Schließlich spreizte sie die Flügel, und ein Wimmern kam über ihre Lippen. Tränen schossen ihr in die Augen.
„Was ist? Doch etwas gebrochen?“, fragte Anemone besorgt und fasste sie am Oberarm, weil sie gefährlich schwankte.
Lairea schüttelte den Kopf und biss sich auf die Lippen. Sie entfaltete ihre Flügel komplett und bewegte sie auf und ab. Nun fasste auch Max zu, weil er sah, wie die Knie unter ihr nachgaben. Besorgt sahen er und Anemone Lairea an, die schwer atmend halb in ihren Armen hing. Mimbelwimbel hatte ihre Rucksäcke zu einem Haufen gestapelt, und nun setzten sie Lairea behutsam darauf ab.
„Mein linker Flügel ist gezerrt, und ein paar Federn sind geknickt.“
Max schaute sich die Flügel genauer an und sah, dass ein Teil der Federn in eine verkehrte Richtung zeigten.
„Sie müssen gezogen werden!“, flüsterte Lairea.
„Sofort?“
Max und Anemone sahen sich unbehaglich an.
„Ich mach das!“, sagte Mimbelwimbel kurzerhand.
Als ob er nie etwas anderes gemacht hatte, zog er eine beschädigte Feder nach der anderen mit einem Ruck. Lairea zuckte jedes Mal zusammen, gab aber keinen Laut von sich.
„Wachsen die wieder nach?“, fragte Max neugierig.
Lairea nickte und zuckte wieder zusammen.
„So!“, meinte Mimbelwimbel und schaute noch einmal genau nach, ob er nicht eine Feder übersehen hatte. „Mit dem Fliegen ist es jetzt erst mal eine Weile vorbei.“
Er warf die gerupften Federn abseits auf einen Haufen, und Lairea sah mit einem Seufzer nach ihren Flügeln, die nun einige Lücken aufwiesen.
„Und wie geht es dir sonst?“, wollte Mimbelwimbel wissen. „Kannst du normal atmen? Tut dir im Bauch etwas weh?“
Lairea schloss die Augen und schien in sich hinein zu horchen. Mimbelwimbel sah sie gespannt an. Nach einer Weile machte sie die Augen wieder auf und lächelte matt.
„Ich denke, es ist alles in Ordnung. Es ist schwer zu sagen, weil mir eigentlich alles weh tut.“
Mimbelwimbel lächelte schief und tätschelte ihr sanft die Schulter.
„Am besten isst du jetzt etwas und ruhst dich dann weiter aus.“
Der einfache Eintopf war himmlisch nach dem ewigen Wild der letzten Wochen, selbst Lairea aß mit Appetit und Hunger. Kaum hatte sie aufgegessen, kippte sie vor Erschöpfung fast von ihrem Sitz. Sie sei nur ein wenig müde, murmelte sie, während Max und Anemone ihr halfen, sich halbwegs bequem hinzulegen. Noch bevor sie sie in eine Decke gewickelt hatten, war Lairea schon eingeschlafen.
Am nächsten Morgen ging es ihr deutlich besser, obwohl ihre Haut nun eine breite Palette an Farben zeigte. Sie hatte kaum eine Stelle an ihrem Körper, die nicht geprellt, zerkratzt oder abgeschürft war. Aber sie würde es überleben. Unaufgefordert erzählte sie ihre Geschichte beim späten Frühstück.
Ihr Volk lebte in den hohen
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