Die drei Steine der Macht
Nachschub besorgen. Und wir müssten uns jedes Mal trennen. Bald sind die Felder abgeerntet, da wird es schwierig für ihn sich zu verstecken.“
Anemone sah nicht sehr überzeugt aus. „Wir halten die Augen offen, und wenn uns etwas merkwürdig vorkommt, machen wir die Fliege“, schlug Mimbelwimbel vor, und Anemone gab sich geschlagen.
Diese Nacht übernahm sie die erste Wache und wollte Max in ein paar Stunden wecken. Er rollte sich in seine Decke, und die Angst vor dem morgigen Tag kroch mit darunter. Er erinnerte sich noch sehr deutlich an die misstrauischen Gesichter der Menschen in Weizendorf. Gut, dass er es nicht geschafft hatte, zum Friseur zu gehen, und seine Haare nun die Ohren zum Teil bedeckten. Er durfte sie sich nur nicht hinter das Ohr klemmen. Mit einem unguten Gefühl im Bauch schlief er schließlich ein.
Sie wachten am nächsten Morgen mit den ersten Sonnenstrahlen auf. Max hatte nur unruhig, von Alpträumen gequält, geschlafen. Immer war er auf der Flucht gewesen, verfolgt von Schwerter und Messer schwingenden gesichtslosen Gestalten.
Nach einem schweigsamen, kargen Frühstück machten sie sich wieder auf den Weg. Die anderen sahen auch nicht allzu frisch aus. Nicht nur Max schien schlecht geschlafen zu haben. Nur Hund schien völlig sorgenfrei zu sein. Er lief wie gewohnt ein Stück voraus. Schnüffelte hier, schnüffelte da, hob das Bein und lief weiter.
Am späten Vormittag hatten sie Elversdorf schließlich erreicht. Die meisten der Bewohner waren auf den Feldern, aber die Bäuerin war noch auf dem Hof und begrüßte sie herzlich. Sie erinnerte sich an Mimbelwimbel und auf seine Frage, ob sie gegen ein paar Stunden Arbeit einen Platz zum Schlafen für eine Nacht und ein paar Lebensmittel bekommen könnten, stimmte sie ohne weiteres zu.
„Mit dem nächsten Wagen fahrt ihr auf die Wiesen. Das bereits trockene Heu muss auf die Wagen geladen und das gestern gemähte Gras gewendet werden.“
Sie zeigte ihnen eine Stelle in der noch fast leeren Scheune, wo sie ihre Taschen lassen und auch schlafen konnten. Hund bekam von Anemone den Befehl, in der Scheune zu bleiben und auf die Sachen aufzupassen, was er sich nicht zweimal sagen ließ, denn in der gut durchlüfteten Scheune war es angenehm kühl.
Als sie aus der Scheune traten, kam gerade ein mit Heu beladener Wagen auf den Hof gefahren, und sie halfen gleich beim Abladen. Als der Wagen fast leer war, kam die Bäuerin wieder zu ihnen. Sie brachte ihnen drei Päckchen mit Proviant zur Stärkung. Während sie ihnen diese gab, fragte sie, ob nicht einer von ihnen schon mal beim Schlachten geholfen habe. Sie wolle heute ein Schwein schlachten und Wurst machen. Anemone verzog angeekelt das Gesicht und schüttelte den Kopf. Mimbelwimbel hatte zwei Tage zuvor, als Hund zwei Kaninchen für das Abendbrot angeschleppt hatte, Max flüsternd gestanden, dass ihm immer übel wurde beim Anblick von fließendem Blut und er solche Sachen nach Möglichkeit anderen überließ.
„Ich mach das“, sagte Max. „Mutters Spezialität ist hausgemachte Wurst. Sie schlachtet immer einmal im Jahr ein Schwein. Einer ihrer Bekannten ist Metzger. Ich bin schon ein paar Mal dabei gewesen.“
Die Bäuerin nickte erfreut.
„Berold hat sich gestern den Arm gebrochen, und wir brauchen noch jemanden, der uns hilft und bei dem Anblick nicht gleich in Ohnmacht fällt.“
Max sprang vom Wagen, von dem er Heu heruntergeworfen hatte.
„Ich dachte, wir wollten uns nicht trennen?“, fragte Anemone leise.
„Ist schon gut“, meinte Mimbelwimbel und hielt ihr eine Hand hin, um ihr auf den Wagen zu helfen. „Je weniger Leute ihn sehen, desto besser. Er ist hier auf dem Hof sicherer als auf dem Feld.“
Nicht ganz überzeugt, aber überstimmt kletterte Anemone auf den Wagen. Max winkte ihnen hinterher und folgte dann der Bäuerin.
Am Abend, kurz vor der Dämmerung, saßen sie alle wieder zusammen. Max hatte beim Schlachten geholfen und das Abendbrot für die Erntehelfer mit vorbereitet. Es gab einen kräftigen Eintopf und saftige Steaks. Er war völlig kaputt und zum Umfallen müde. Heute Nacht würde er gewiss gut schlafen. Anemone und Mimbelwimbel waren ebenfalls fix und fertig von der anstrengenden Feldarbeit, die auch sie nicht gewohnt waren. Anemone hatte ihre Hände in feuchte Tücher gewickelt, um die Blasen zu kühlen.
Die kräftige Mahlzeit tat ihnen allen gut. Alle Erntehelfer und Hofbewohner saßen an den Tischen, die um das große Lagerfeuer herum im Hof
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