Die drei Steine der Macht
den Hof im Blickfeld hatte, aber selbst nicht gesehen werden konnte. Hinter dem Fenster einer der Gauben konnte er eine leichte Bewegung erkennen. So wie es aussah, war er nicht der einzige, der Wache hielt.
Die Nacht war sternenklar und der Mond schien so hell, dass Max kaum eine Regung auf dem Hof entging. Trotz der Anspannung hielt Max seine Wache nur mit Mühe und Not ohne einzuschlafen durch und war froh, als er Anemone wecken konnte. Er berichtete ihr kurz, was er und Mimbelwimbel beobachtet hatten und gab die Anweisung, im Morgengrauen aufzubrechen, weiter. Seufzend rollte er sich unter seiner Decke zusammen und war augenblicklich eingeschlafen.
Wie verabredet weckte Anemone sie, sobald das erste Licht über den Horizont kroch. Um sie herum erwachte auch der Bauernhof. Als sie aus der Scheune traten, herrschte bereits reges Treiben. Bauer Elvers kam auf sie zu und wünschte ihnen gerade noch eine gute Reise, als einer der Erntehelfer, die sie den ganzen gestrigen Abend beobachtet hatten, aus dem Haus stürzte.
„Haltet sie, sie haben mich bestohlen!“, schrie er laut und zeigte mit dem Finger auf die Drei.
Bauer Elvers schaute verdutzt und bestürzt in die entrüsteten Gesichter von Max, Mimbelwimbel und Anemone.
„Wann sollen wir denn das getan haben, wir haben das Haus doch gar nicht betreten!“, rief Mimbelwimbel empört.
„Hatte ich auch so in Erinnerung“, meinte der Bauer, unterstützt von seiner Frau, die hinzugekommen war.
„Was wurde denn eigentlich gestohlen, und wo ist dein Freund?“, fragte Max und schaute sich betont um.
Bauer Elvers tat es ihm gleich, und sein sonst so gutmütiges Gesicht verfinsterte sich.
„Jetzt reicht es mir!“, brüllte er den Erntehelfer an, der erschrocken zurückwich. „Ihr faules Pack! Erst arbeitet ihr nicht vernünftig und nutzt meine Gutmütigkeit aus, dann beklaut ihr euch gegenseitig und wollt es auch noch guten und ehrlichen Leuten in die Schuhe schieben! Raus mit dir, ich verzichte auf deine Hilfe!“
Er hatte die letzten Worte aus voller Lunge geschrien, so dass es jeder auf dem Hof mitbekam. Nun sah sich der Erntehelfer umringt von den Hofbewohnern und Saisonarbeitern, die ihn böse und verächtlich anschauten.
„Ich hole seine Sachen, er soll unser Haus nicht noch einmal betreten!“, sagte die Bäuerin und verschwand im Haus.
„Verzeiht die Unannehmlichkeiten“, schnaufte Bauer Elvers, in seiner Aufregung noch etwas außer Atem, und drückte Mimbelwimbel noch einmal die Hand zum Abschied.
Mimbelwimbel trieb sie zur Eile an und musste sich dabei nicht einmal anstrengen.
„Er wollte uns aufhalten, Zeit rausschinden“, keuchte Max, während sie einen lang gestreckten Hügel hinaufeilten.
„Der andere ist vielleicht los, um die Söldner aus dem Wald zu holen“, vermutete Anemone.
„Das denke ich auch“, stimmte Mimbelwimbel zu. „Wir erreichen bald die Furt durch die Unstet, danach ist es nicht mehr weit, bis die Wälder beginnen. Dann sollten wir von der Hauptstraße runter und abseits gehen. Diese Söldner werden nicht lockerlassen.“
Als ob sie seine Worte gehört hatten, erschien auf dem Hügel auf der anderen Seite des Tales eine Gruppe von Männern. Hastig überquerten die drei Freunde die Hügelkuppe in der Hoffnung, dass man sie nicht bemerkt hatte. Max und Mimbelwimbel schlichen zurück, um zu sehen, was geschah. Die Gruppe hatte das Tor fast erreicht, und der entlassene Erntehelfer kam ihnen entgegen.
„Ah, da ist der andere. Haben wir also richtig vermutet. Sie müssen die ganze Nacht durchgelaufen sein. Hoffentlich sind sie erschöpft und müde.“
Bauer Elvers begann mit den Söldnern eine heftige Diskussion.
„Hoffentlich passiert ihm nichts“, knurrte Mimbelwimbel.
Sie hatten genug gesehen und zogen sich zurück. Sie holten ihre Taschen bei Anemone ab, die ein Stück weiter mit Hund auf sie wartete.
„Wir müssen uns beeilen. Die Furt dürften wir am Nachmittag erreichen. Wir sollten noch einen Hügel zwischen uns und sie bringen, solange sie noch aufgehalten werden.“
Mimbelwimbel sprang los, und Max und Anemone eilten ihm hinterher.
Die Furt
Max rann der Schweiß den Rücken herunter, während sie Stunde um Stunde im Eiltempo der großen Nord-Süd-Straße folgten. Auch Hund hatte den Ernst der Lage begriffen, unterließ seine üblichen kleinen Ausflüge in die angrenzende Flora und hielt sich dicht bei ihnen. Max hoffte, dass ihr Vorsprung reichte, um in Deckung zu gehen, sobald sie den Fluss
Weitere Kostenlose Bücher