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Die drei Steine der Macht

Die drei Steine der Macht

Titel: Die drei Steine der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kalkowski
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dir?“
    Max zuckte mit den Schultern. „Also, was ist passiert?“
    Anemone antwortete:
    „Sie sind auf den Hof gekommen und zielstrebig in den Speisesaal marschiert, in dem wir gerade gegessen haben. Sie fingen an herumzupöbeln und den Leuten das Essen von den Tellern runterzufuttern. Der Bauer war erst völlig fassungslos, hat sich dann aber den Anführer gegriffen und gefragt, was das soll. Der hat ihn nur angefahren, er solle nicht aufmucken. Sie seien auf der Suche nach einem Fremden. Jeder, der etwas Verdächtiges gesehen hat, müsse es ihnen sagen. Außerdem würden sie Haus, Hof und die Anwesenden durchsuchen. Der Bauer hat dem Anführer daraufhin gesagt, dass kein Fremder auf dem Hof sei, nur ehrliche Leute, und dass niemand etwas Ungewöhnliches gesehen habe. Da hat der Söldner den Bauern so fest ins Gesicht geschlagen, dass dieser gestürzt ist. Dann ging alles sehr schnell. Plötzlich waren alle auf den Beinen. Einige hatten ihr Besteck in der Hand, andere ihren Hocker. Ein paar waren sogar mit den Pfannen und Töpfen bewaffnet. Diese Raufbolde haben ordentlich Prügel bezogen. Wir haben sie dann vom Hof vertrieben. Sie drohten noch, dass sie in der Nacht zurückkommen und den Hof abbrennen würden, aber es ist alles ruhig geblieben.“
    Ja, das passte zu dem, was Max gehört und gesehen hatte.
    „Sie sind nach Süden zum Fluss weitergezogen“, bemerkte er.
    „Sie wussten, dass derjenige, den sie suchen, auf dieser Straße unterwegs ist!“, schlussfolgerte Mimbelwimbel, die Stirn besorgt in Falten gelegt.
    „Briefvögel“, schlug Anemone vor.
    Mimbelwimbel nickte.
    „Sicherlich. Die Burschen auf der anderen Seite des Flusses müssen diese hier verständigt haben. Da gibt sich jemand verdammt große Mühe, dich aufzustöbern. Heute Abend erreichen wir die Wälder. Ab da gehen wir runter von der Straße!“
    Sie erreichten am frühen Abend den Waldrand. Diese Wälder erstreckten sich weit nach Norden. Laut Mimbelwimbel war dies die gefährlichste Strecke der großen Nord-Süd-Straße. Weil er immer ohne viel Gepäck reiste, war er bis jetzt von Überfällen verschont geblieben, da er anscheinend für die Räuber keine lohnende Beute war. Allerdings hatte er oft genug Spuren von Raubüberfällen gefunden, oder sie sogar mit angesehen. An das Waldgebiet schlossen sich die Seen an. Mimbelwimbel war sich sicher, wenn sie sich ein Boot beschaffen konnten, würden sie auf dem Wasser schneller vorankommen als zu Fuß. Die Seen waren über Flüsse miteinander verbunden, und man konnte auf ihnen fast bis zum Meer gelangen. Er selbst hatte es noch nicht gemacht, aber davon gehört.
    Sie gingen noch einen Kilometer die Straße entlang in den Wald hinein, bevor sie sich in die Büsche schlugen. Das Unterholz war weitaus dichter als in den Knicken, welche die Landbesitzungen voneinander trennten. Max hoffte, dass sie bei dem Krach, den sie machten, nicht gerade die Leute auf ihre Fährte lockten, die sie eigentlich umgehen wollten.
    An einer geschützten Stelle schlugen sie schließlich ihr Lager auf.
    Max war mit der Wache in den Morgenstunden dran. Nachdem, wie immer, ein Protest gegen das hartnäckige Wachrütteln nichts genutzt hatte, war Max aufgestanden und hatte die Wasserschläuche nachgefüllt. Nach einiger Zeit beschloss er, im Bach ein kurzes Bad zu nehmen – wer weiß, wann sich wieder die Gelegenheit ergeben würde. Das Wasser war eisig, aber erfrischend. Max fühlte sich so wach wie schon lange nicht mehr, und insgeheim gestand er sich ein, dass ein Bad auch dringend notwendig gewesen war.
    Allmählich wurde es hell. Zeit, die anderen zu wecken. Max zog sich gerade wieder an, als er Anemone schreien hörte. Hund knurrte und bellte. Der gerade noch stille Wald war plötzlich voller Lärm. Hastig, immer wieder stolpernd, lief Max zum Lager zurück. Als er durch die Büsche um ihre Feuerstelle herumbrach, wurde er grob am Arm gepackt, und jemand drückte ihm ein Messer gegen die Kehle.
    „Wohin wollen wir denn so eilig?“, fragte eine raue Stimme dicht an seinem Ohr.
    Eine Welle unbeschreiblich üblen Atems ließ Max beinahe würgen. Es bot sich ihm ein wüstes Bild. Die Feuerstelle war zertreten und ihre Decken auf einen Haufen geworfen. Ein zerlumpter Mann mit zotteliger Haarmähne wühlte in ihren Beuteln. Mimbelwimbel hing kopfüber, an seinem Bein festgebunden, an einem Ast, wie ein Paket verschnürt. Sein Bart hing ihm über das Gesicht, und er versuchte immer wieder, laut fluchend, sich

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