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Die drei Steine der Macht

Die drei Steine der Macht

Titel: Die drei Steine der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kalkowski
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Mimbelwimbel bestimmte immer wieder die Himmelsrichtung, um zu verhindern, dass sie im Kreis liefen.
    Sie gingen eine Weile in östliche Richtung, weg von der großen Nord-Süd-Straße und dem Räuberlager. Als sie sich einig waren, dass der Abstand nun groß genug sei, wandten sie sich wieder nach Norden. Mehrmals glaubte Max Hundegebell zu hören, aber immer in einiger Entfernung. Es klang verwirrt. Anscheinend machte sich das ganze Wassergetrete doch bezahlt.
    Im Verlaufe des Tages wurde das Gebell immer leiser und seltener, und als die Abenddämmerung ganz vorsichtig einsetzte, hörte auch Hund mit seinem scharfen Gehör nichts mehr außer den üblichen Waldgeräuschen und den Lauten, die sie selbst verursachten. Er war immer wieder stehen geblieben um zu lauschen. Hatten sie es geschafft? Max hoffte es inbrünstig.
    Als es zu dunkel wurde um weiterzulaufen, ließen sie sich an einem Bach nieder. Dort fanden sie auch ein Gebüsch, das genügend Raum für sie bot, so dass sie auf den ersten Blick nicht zu sehen waren. Sie zwängten sich durch die dichten Zweige und richteten sich für die Nacht ein. Obwohl sie sich alle nach Wärme sehnten, verzichteten sie auf ein Feuer und aßen hungrig von dem, was sie in der Eile eingepackt hatten.
    Durch die Zweige konnte Max ein paar Sterne funkeln sehen. Die Wolken hatten sich nach dem Regen vom Vortag fast komplett verzogen, und es schien eine klare Nacht zu werden. Der Mond leuchtete auf ihr Gebüsch und den Bach und tauchte die Umgebung in ein unwirkliches, feenhaftes Licht, hell genug, um nicht über jeden Ast zu stolpern, der im Weg lag. Max lauschte angestrengt, aber er hörte nur Blätterrauschen und die Schreie einer Eule, die in der Dunkelheit auf Jagd war. Er fasste einen Entschluss, packte frische Sachen und sein Stück Seife aus und begann vorsichtig aus dem Gebüsch herauszukriechen.
    „Was tust du da?“, fragte Anemone ängstlich.
    „Ich konnte mich gestern nicht anstandsmäßig erleichtern, du etwa?“, antwortete er barsch. „Ich muss mich waschen und etwas anderes anziehen!“
    Anemone hatte den Kopf gesenkt. Max tat seine unfreundliche Antwort sofort leid. Es war ja schließlich nicht ihre Schuld gewesen. Er berührte sie sacht am Arm und wollte sich entschuldigen.
    „Schon gut“, meinte sie und begann nun selbst in ihrem Beutel zu suchen. „Ich komme mit.“
    Sie sahen Mimbelwimbel an.
    „Ihr zuerst“, sagte er, „ich bleibe hier und lausche. Seid leise!“
    Sie krochen vorsichtig aus den Büschen. Mimbelwimbel folgte ihnen bis an den Rand und bezog dort Position. Hund begleitete sie und glitt als lautloser Schatten durch das Unterholz. Er würde sie warnen, wenn sich etwas anderes als die Tiere der Nacht näherte.
    Max zog sich aus und stieg in den Bach. Er hörte Anemone das gleiche tun. Im Mondlicht, das durch das Blätterdach drang, konnte er ihre Silhouette erkennen.
    „Tut mir leid, dass ich dich so angefahren habe.“
    Sie sagte nichts, aber irgendwie spürte er, dass sie lächelte. Schaudernd tauchte Max in das eisige Wasser und seifte sich dann von oben bis unten ein. Vor Kälte mit den Zähnen klappernd, hielt er dann das Stück Seife in Anemones Richtung.
    „Hier, ich habe Seife“, flüsterte er.
    „Danke“, wisperte sie und nahm das Stück.
    Als sich ihre Finger berührten, hatte Max das Gefühl, einen Schlag zu bekommen, und plötzlich schien ihm gar nicht mehr so kalt zu sein. Ihm wurde bewusst, wie hell der Mond schien und spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg. Anemone zog schnell die Hand zurück und wandte sich um. Verlegen spülte Max sich rasch die Seife runter und trocknete sich mit seinem alten Hemd ab. Bemüht, nicht in Anemones Richtung zu starren, zog er sich an. Er war sich ihrer Gegenwart deutlich bewusst und stellte beunruhigt fest, dass sie ihn nervös machte. Nervöser, als er ohnehin schon war.
    Sie krochen in das Gebüsch zurück, und Max hielt Wache, während Mimbelwimbel badete. Das erste Mal, seit Max ihn getroffen hatte.
    Schon bestimmt drei Tage lang stolperten sie querfeldein durch die Wälder. Max wusste es nicht genau. Sein Zeitgefühl war verloren gegangen. Früher hatte Max immer gern einen Ausflug in den Wald gemacht. Ein bisschen wandern, hauptsächlich vom Parkplatz zum Badesee, den Grill im Gepäck. Er hatte immer angenehme Gefühle und Erinnerungen mit Baumansammlungen verbunden. Bis jetzt. Er wollte nie wieder einen Wald auch nur aus der Nähe sehen. Und laufen wollte er auch nicht mehr.

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