Die drei Steine der Macht
Er hatte aufgehört zu zählen, wie oft er gestolpert oder mit einem Fuß an einem mit Moos bewachsenem Ast hängengeblieben war. Die Knie seiner Hose und seine Handflächen erzählten ganze Romane über die abenteuerliche Wanderung durch den Wald. Und das Schlimmste von allem war, dass Anemone und Mimbelwimbel anscheinend keine Schwierigkeiten mit dem Gelände hatten, und das trotz Rock und einem Bein. Leise vor sich hinfluchend stolperte er ihnen hinterher und erfand neue Schimpfwörter, als ihm keine mehr einfielen. Er wünschte sich sehnlichst auf die befestigte Nord-Süd-Straße zurück. Der Gedanke, den Rest des Weges durch dieses unebene Gelände zu marschieren, ließ seine Laune beträchtlich sinken.
Gestern Nachmittag hatten sie Hundegebell gehört und sich versteckt. Das Räuberlager lag zwar schon viele Kilometer hinter ihnen, aber Max hatte so eine Ahnung, dass die mögliche Strafe für ihr Entkommen ein großer Ansporn für die Räuber sein könnte. Am Morgen stellte sich jedoch heraus, dass sie sich unbegründet Sorgen gemacht hatten. Die Jäger waren offenbar auf Wild aus gewesen und nicht auf der Suche nach ihnen im Wald herumgestreift. Eines der von ihnen gejagten Tiere hatten sie nicht schwer genug verletzt, und nun war es in der Nähe ihres Lagers in den Bach gestürzt und kam nicht mehr von alleine heraus. Max hatte kurz entschlossen das Messer gezückt, trotz Anemones Protest. Heute Abend würden sie ein kleines Lagerfeuer riskieren, und es würde frisches Wildbret geben.
Hund wich Mimbelwimbel, der den größten Teil des Fleisches trug, den Rest des Tages nicht mehr von der Seite.
Das Fleisch würde nicht lange reichen, und niemand erwähnte, dass die Vorratsbeutel nahezu leer waren. Max knurrte allein bei dem Gedanken an die nächsten Tage der Magen.
Der nächste Morgen spiegelte seine trübe Stimmung wider. Widerwillig kaute er auf dem zähen Fleisch vom Vortag herum, während er wehmütig an die Nudeln mit Tomatensoße dachte, von denen er in der Nacht geträumt hatte.
Er hatte die Nase gestrichen voll. Er wollte nach Hause und endlich mal wieder in einem ordentlichen Bett schlafen und ein frisches Brötchen mit Nutella essen und nie wieder laufen. Er ging kaum auf Anemones Versuche ein, ihn in ein Gespräch zu verwickeln, bis sie ihn schließlich in Ruhe und allein mit seinen trübsinnigen Gedanken ließ.
Es mochte später Nachmittag sein, als die Bäume unmittelbar aufhörten. Vor ihnen lag ein großer See. Max konnte mehrere Mündungen von kleinen Bächen und Flüssen erkennen, die ihn speisten.
„Na endlich!“, grunzte Mimbelwimbel mürrisch.
Max hatte den leisen Verdacht, dass dem kleinen Mann genauso der Magen knurrte wie ihm selbst und dieser Zustand ihm empfindlich auf das Gemüt drückte.
„Ich hatte schon befürchtet, wir verpassen die Seen. Jetzt brauchen wir nur noch ein Boot, und ab geht´s!“
Anemone starrte ihn nur an.
„Wo willst du denn hier ein Boot herbekommen?“
Mimbelwimbel war ein Stück aus dem Wald herausgetreten, bemüht, in Deckung der Büsche zu bleiben, die am Seeufer wuchsen. Als Antwort auf Anemones Frage streckte er nun den Arm aus und zeigte auf etwas. Anemone verdrehte genervt die Augen, kämpfte sich aber durch den Busch, um zu sehen, auf was Mimbelwimbel deutete. An der Stelle, an der sie standen, reichte der Bewuchs bis an das Seeufer. Ein Stück weiter östlich aber zog sich der Wald ein Stück vom Ufer zurück. Auf dem dort vorhandenen Strand stand ein Holzhaus auf Steinblöcken aufgestelzt. Daneben eine kleinere Version. Beide waren dick mit Moos bewachsen. Davor lagen zwei Boote, und Netze waren zwischen den Häusern gespannt. Alles war ruhig, und niemand war zu sehen.
Sie krochen zurück in den Wald.
“Was nun?“, fragte Max.
Anemone schaute Mimbelwimbel ernst an.
„Du willst doch nicht etwa ein Boot stehlen?“, wollte sie entrüstet von ihm wissen.
„Wenn hier jemand etwas stiehlt, dann wir alle zusammen, oder hast du eine bessere Idee?“, knurrte Mimbelwimbel.
„Sie brauchen das Boot, um für ihren Lebensunterhalt zu sorgen!“
Anemone stemmte die Fäuste in die Hüfte und funkelte Mimbelwimbel böse an.
„Sie haben zwei. Außerdem borgen wir es uns ja nur. Wenn wir es nicht mehr brauchen, binden wir es an. Sie können es sich ja dann abholen!“, antwortete Mimbelwimbel ungerührt.
Er setzte seinen Rucksack ab und ließ sich an einem Baum nieder. Er lehnte sich zurück und fragte Anemone von unten
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