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Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Titel: Die drei Stigmata des Palmer Eldritch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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sich; ihre großen, dunklen Augen konzentrierten sich flüchtig auf einen Punkt in der Mitte des Layouts, neben Perky Pats riesigem Kleiderschrank. Fran spielte geistesabwesend mit der Min-Ausgabe eines Zobelmantels; sie schwieg.
    Er reichte ihr einen halben Streifen Can-D, dann steckte er sich seine Portion in den Mund und kaute gierig.
    Mit betrübter Miene begann auch Fran zu kauen.
    Er war Walt. Er besaß ein Jaguar-XXB-Sportschiff mit einer Höchstgeschwindigkeit von 15000 Meilen pro Stunde. Seine Hemden kamen aus Italien, und seine Schuhe wurden in England hergestellt. Er öffnete die Augen und sah auf den kleinen G.E.-Fernsehwecker an seinem Bett; er schaltete sich automatisch ein, sobald die Morgensendung des großen Nachrichtenclowns Jim Briskin anfing. Und da erschien Briskin mit seiner leuchtendroten Perücke auch schon auf dem Bildschirm. Walt richtete sich auf und drückte auf einen Knopf; das Bett schwenkte herum, brachte ihn in Sitzstellung, und er lehnte sich zurück und sah sich das laufende Programm ein Weilchen an.
    »Ich befinde mich hier auf der Van Ness Ecke Market Street in der Innenstadt von San Francisco«, sagte Briskin mit freundlicher Stimme, »und in wenigen Augenblicken werden wir die Eröffnung eines aufregenden, neuen Bauwerks miterleben, des ersten komplett unterirdischen Eigenwohnhauses Sir Francis Drake. Bei uns, um das Gebäude einzuweihen, ist die bezaubernde Balladensängerin und ...«
    Walt schaltete den Fernseher aus, stand auf und ging barfuß zum Fenster; er zog die Rouleaus hoch und blickte hinaus auf die hitzeflirrenden Straßen San Franciscos, die Hügel und die weißen Häuser. Es war früher Samstagmorgen, und er brauchte heute nicht zur Arbeit bei Ampex in Palo Alto; statt dessen – und dieser Gedanke versetzte ihn in freudige Erregung – hatte er eine Verabredung mit seiner Freundin Pat Christensen, die ein modernes kleines Apartment in Potrero Hill bewohnte.
    Es war immer Samstag.
    Im Badezimmer spritzte er sich Wasser ins Gesicht, seifte sich mit Rasiercreme ein und fing an, sich zu rasieren. Als er sich im Spiegel betrachtete, sah er daran einen Zettel in seiner Handschrift, der mit Klebeband befestigt war.

    DIES IST EINE ILLUSION. DU BIST
    SAM REGAN, EIN KOLONIST VOM MARS. NUTZE DIE
    ZEIT DEINER VERWANDLUNG, SPORTSFREUND.
    RUF PAT AN, UND ZWAR DALLI!

    Der Zettel war mit »Sam Regan« unterzeichnet.
    Eine Illusion, dachte er, und hielt beim Rasieren inne. Inwiefern? Er versuchte sich zu erinnern; Sam Regan und der Mars, eine finstere Kolonistengrube ... ja, er sah ein verschwommenes, nebelhaftes Bild, aber es schien weit weg, bruchstückhaft und wenig überzeugend. Achselzuckend rasierte er sich weiter, verwirrt und leicht deprimiert. Nun gut, angenommen, was auf dem Zettel stand, entsprach der Wahrheit; vielleicht erinnerte er sich ja tatsächlich an jene andere Welt, jenes trostlose Scheinleben des Zwangsexils in einer unnatürlichen Umgebung. Na und? Sollte er sich davon etwa alles kaputtmachen lassen? Er streckte die Hand aus, riß den Zettel ab, zerknüllte ihn und warf ihn in den Müllschlucker.
    Nachdem er sich rasiert hatte, videofonierte er mit Pat.
    »Hör zu«, sagte sie kurz und knapp. Auf dem Bildschirm schimmerte ihr blondes Haar; es war frisch gefönt. »Ich möchte mich nicht mit dir treffen, Walt. Bitte. Ich weiß genau, was du willst, und daran habe ich schlicht und einfach kein Interesse. Verstehst du?« Ihre blaugrauen Augen waren kalt.
    »Hmm«, machte er nur, fassungslos, und er suchte krampfhaft nach einer Antwort. »Aber es ist ein herrlicher Tag – ich finde, wir sollten rausgehen. Was hältst du von einem Bummel durch den Golden Gate Park?«
    »Es ist viel zu heiß, um rauszugehen.«
    »Nein«, widersprach er gereizt. »Noch ist es kühl genug. He, wir könnten am Strand Spazierengehen und ein bißchen in den Wellen planschen. Ja?«
    Sie schwankte sichtlich. »Aber wir haben uns doch vorgestern erst darüber unterhalten ...«
    »Wir haben uns vorgestern nicht unterhalten. Ich habe dich seit letzten Samstag nicht gesehen, das ist eine Woche her.« Er versuchte, seiner Stimme einen möglichst festen, überzeugenden Tonfall zu geben. »Ich komme in einer halben Stunde bei dir vorbei und hole dich ab. Und zieh deinen Bikini an, du weißt schon, den gelben. Den aus Spanien.«
    »Ach«, stieß sie verächtlich hervor, »der ist doch längst aus der Mode. Ich habe einen neuen, aus Schweden; den kennst du noch nicht. Falls es erlaubt ist,

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