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Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Titel: Die drei Stigmata des Palmer Eldritch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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ziehe ich ihn an. Die Verkäuferin bei A & F wußte das nicht so genau.«
    »Abgemacht«, sagte er und legte auf.
    Eine halbe Stunde später parkte er seinen Jaguar auf dem erhöhten Landeplatz ihres Hauses.
    Pat trug Hose und Pullover; den Bikini habe sie darunter, erklärte sie. Mit einem Picknickkorb bewaffnet, folgte sie ihm die Rampe hinauf zu seinem Schiff. Schön und ungeduldig, eilte sie ihm mit klappernden Sandalen voraus. Es lief alles wie am Schnürchen, dachte er; seine anfänglichen Zweifel hatten sich Gott sei Dank als unbegründet erwiesen, und der Tag war gerettet.
    »Warte erst mal, bis du den Bikini gesehen hast«, sagte sie, sprang in das Schiff und stellte sich den Korb auf den Schoß. »Er ist wirklich sehr gewagt; fast weniger als nichts: Man muß ihn mit der Lupe suchen.« Als er neben ihr saß, lehnte sie sich an ihn. »Ich habe noch einmal über unser Gespräch neulich nachgedacht und ... Laß mich ausreden.« Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen und brachte ihn so zum Schweigen. »Ich weiß genau, daß es stattgefunden hat, Walt. Aber in gewisser Hinsicht hast du natürlich recht; im Prinzip stehst du auf dem richtigen Standpunkt. Wir sollten versuchen, das Beste daraus zu machen. Ich habe das dumpfe Gefühl, daß unsere Zeit knapp bemessen ist.« Matt lächelnd setzte sie hinzu: »Also fahr, so schnell du kannst; ich will ans Meer.«
    Im nächsten Augenblick landeten sie auf einem Parkplatz am Strand.
    »Es wird immer heißer«, sagte Pat nüchtern. »Von Tag zu Tag. Bis es vollends unerträglich ist.« Sie zog sich den Pullover über den Kopf und schlängelte sich unter komplizierten Verrenkungen aus ihrer Hose. »Aber das werden wir nicht mehr erleben ... noch fünfzig Jahre, und man kann sich mittags nicht mehr auf die Straße trauen. Ohne – wie sagt man? – so schwarz zu werden als wie die Mohren. Aber noch ist es nicht soweit.« Nur mit ihrem Bikini bekleidet, stieß sie die Tür auf und stieg aus. Sie hatte nicht untertrieben; man mußte schon genau hinsehen, um ihn mit bloßem Auge erkennen zu können. Der Anblick war überwältigend.
    Gemeinsam stapften sie durch den feuchten, festen Sand und inspizierten Quallen, Muscheln, Kieselsteine und das Strandgut, das die Wellen an Land getrieben hatten.
    »Welches Jahr haben wir?« fragte Pat plötzlich und blieb stehen. Der Wind blies ihr offenes Haar nach hinten; es bauschte sich in der Luft wie eine gelbe Wolke, klar, hell und rein, Strähne für Strähne.
    »Äh, ich glaube, wir haben ...« Er verstummte. Es war ihm entfallen; er konnte sich beim besten Willen nicht erinnern. »Mist«, stieß er hervor.
    »Mach dir nichts draus.« Sie hakte sich bei ihm unter und marschierte weiter. »Sieh mal, da vorn hinter den Felsen ist ein ruhiges Plätzchen.« Sie beschleunigte ihre Schritte; ihr Körper bebte, während sie ihre starken, strammen Muskeln dem Wind, dem Sand und der alten, wohlvertrauten Schwerkraft einer längst verlorenen Welt entgegenstemmte. »Bin ich – Dingsda –, bin ich Fran?« fragte sie plötzlich. Sie ging an den Felsen vorbei; Gischt und Wasser umspülten ihre Füße, ihre Knöchel; ein Kälteschauer durchfuhr sie, und sie machte lachend einen kleinen Satz. »Oder bin ich Patricia Christensen?« Sie strich sich mit beiden Händen übers Haar. »Ich bin blond, also muß ich Pat sein. Perky Pat.« Sie verschwand hinter den Felsen; er kletterte ihr eilig hinterher. »Früher war ich Fran«, rief sie ihm über die Schulter zu, »aber das spielt jetzt keine Rolle mehr. Ganz gleich, wer ich einmal gewesen bin – ob Fran, Helen oder Mary –, das spielt jetzt alles keine Rolle mehr. Stimmt’s?«
    »Nein«, widersprach er, als er sie eingeholt hatte. »Es spielt durchaus eine Rolle, daß du Fran bist«, keuchte er. »Substantiell gesehen.«
    »›Substantiell gesehen.‹« Sie ließ sich fallen, stützte sich auf die Ellbogen, ergriff einen spitzen schwarzen Stein und meißelte mit wütenden Strichen tiefe Linien in den Sand; im nächsten Augenblick warf sie den Stein fort, drehte sich um und schaute auf das Meer hinaus. »Aber die Akzidenzien ... gehören Pat.« Sie schob die Hände unter ihre Brüste und hob sie mißmutig ein wenig an; in ihrer Miene spiegelte sich Verwirrung. »Die hier«, sagte sie, »gehören Pat. Nicht mir. Meine sind kleiner; das weiß ich genau.«
    Schweigend setzte er sich neben sie.
    »Wir sind hier«, fuhr sie fort, »um etwas zu tun, was wir in der Grube nicht tun können. Deshalb haben

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