Die drei Stigmata des Palmer Eldritch
seinem roten, schwartigen Pferdegesicht machte sich Erleichterung breit. »Schießen Sie los, Barney.«
»In Kürze wird sich eine Gelegenheit ergeben, die Sie sich nicht entgehen lassen sollten«, sagte Barney. »Sie können sich mit Palmer Eldritch treffen – allerdings nicht im Krankenhaus. Er wird auf eigenen Wunsch von Ganymed verlegt.« Da er nicht alle gesammelten Daten preisgeben wollte, setzte er vorsichtig hinzu: »Es wird zu einem Streit zwischen ihm und der UN kommen; solange er außer Gefecht gesetzt ist, benutzt er sie zu seinem persönlichen Schutz. Aber wenn es ihm wieder besser geht ...«
»Einzelheiten!« fuhr Leo dazwischen und hob argwöhnisch den Kopf.
»Und was bekomme ich dafür?«
»Wofür?« Leos merklich evolviertes Gesicht verdüsterte sich.
»Dafür, daß ich Ihnen das genaue Datum und den Ort nenne, an dem Sie Palmer Eldritch erreichen können.«
»Und was, in Gottes Namen, wollen Sie?« Leo musterte Barney mit besorgter Miene; die E-Therapie hatte sein aufbrausendes Temperament nicht zügeln können.
»Ein Viertelprozent der Bruttoeinnahmen. Von P. P. Layouts ... die Einkünfte aus anderen Quellen nicht mitgerechnet.« Er meinte die Plantagen auf der Venus, wo Can-D geerntet wurde.
»Heiliger Bimbam«, sagte Leo mit stockendem Atem.
»Das ist aber noch nicht alles.«
»Was denn noch? Sie werden steinreich! Genügt Ihnen das etwa nicht?«
»Ich verlange eine Neuregelung des Einsatzes Ihrer Pre-Fash-Berater. Jeder behält seinen Posten und geht formal wie bisher seiner Arbeit nach, mit folgendem Unterschied. Sämtliche Anträge werden mir zur Genehmigung vorgelegt; ich habe das letzte Wort bei all ihren Entscheidungen. Das heißt, ich werde keine bestimmte Region mehr vertreten; Sie können New York an Rom übergeben, sobald ...«
»Machthungrig«, krächzte Leo.
Barney zuckte die Achseln. Wen interessierte das schon? Er stand vor der Krönung seiner Karriere; alles andere spielte keine Rolle. Jetzt müssen sie sich warm anziehen, dachte er, auch Leo. Vor allem Leo.
»Na schön«, sagte Leo und nickte. »Sie können die anderen Pre-Fash-Berater ruhig schikanieren; das interessiert mich nicht die Bohne. Mich interessiert einzig und allein, wie, wann und wo ...«
»Sie können Palmer Eldritch in drei Tagen treffen. Eines seiner Schiffe wird ihn übermorgen unbemerkt von Ganymed zu seinem Landsitz auf Luna bringen; dort wird er sich weiter erholen, befindet sich aber nicht mehr auf UN-Gebiet und somit außerhalb von Frank Santinas Zuständigkeitsbereich; von ihm haben Sie also nichts mehr zu befürchten. Am 23. wird Eldritch auf seinem Mondsitz eine Pressekonferenz geben und den Reportern seine Version dessen schildern, was sich auf seiner Reise zugetragen hat; er wird guter Laune sein – so wird es zumindest in der Zeitung stehen. Allem Anschein nach wohlauf, endlich zu Hause, auf dem Wege der Besserung. Er wird eine lange Geschichte über ...«
»Und wie komme ich hinein? Es gibt doch bestimmt ein Sicherheitssystem. Seine Jungs werden aufpassen wie die Schießhunde.«
»Ganz einfach«, sagte Barney. »P. P. Layouts gibt viermal im Jahr eine Fachzeitschrift heraus. Die Kunst des Minnens. Ein so unbedeutendes Blättchen, daß Sie wahrscheinlich noch nie davon gehört haben.«
»Wollen Sie damit sagen, ich soll mich als Reporter unserer Hauszeitung ausgeben?« Leo starrte ihn fassungslos an. »Und mit der Masche komme ich an ihn heran?« Er machte ein angewidertes Gesicht. »Verdammt noch mal, dieser Unsinn ist doch keinen Pfifferling wert; das würde spätestens am nächsten Tag in allen Zeitungen stehen – wenn die Presse dabei ist, muß es doch an die Öffentlichkeit gelangen.«
Barney zuckte die Achseln. Er machte sich gar nicht erst die Mühe, Leo eine Antwort zu geben.
»Da haben Sie mich ja ganz schön drangekriegt«, sagte Leo. »Ich war wohl etwas zu voreilig. Tja«, setzte er nachdenklich hinzu, »vielleicht können Sie mir verraten, was er den Reportern erklären wird. Was hat er denn nun im Prox-System gefunden? Erwähnt er die Flechten, die er mitgebracht hat?«
»Ja. Er behauptet, sie seien harmlos, von der UN-Rauschmittel-Kontrollbehörde freigegeben, und würden« – er zögerte – »gewisse gefährliche, suchterzeugende Derivate, die momentan noch weit verbreitet sind, schon bald vom Markt verdrängen. Und ...«
»Und«, fuhr Leo mit eisiger Stimme fort, »er wird bekanntgeben, daß er eine Firma gegründet hat, die sein drogenfreies Produkt
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