Die drei Stigmata des Palmer Eldritch
verkaufen. Chew-Z. Und ...«
Leo legte auf. Am ganzen Körper zitternd, dachte er nach.
Bloß keine Panik, sagte er sich. Schließlich bin ich eine evolvierte Humanvariante. Das ist es also; das ist das neue Produkt dieser Bostoner Firma. Gewonnen aus Eldritchs Flechte; soviel steht fest. Er liegt keine Meile von hier in seinem Krankenbett, Zoe gibt seine Befehle weiter, und ich kann verdammt noch mal nicht das geringste dagegen unternehmen. Herstellung und Vertrieb laufen auf Hochtouren. Es ist bereits zu spät, wurde ihm klar. Selbst das Ding in meiner Zunge ist jetzt nutzlos.
Aber mir wird schon etwas einfallen, dachte er. Wie immer.
P. P. Layouts war noch nicht am Ende.
Nur, was konnte er wirklich dagegen unternehmen? Er hatte nicht die leiseste Ahnung, und das minderte seine nervöse Unruhe, die ihm den Schweiß aus allen Poren trieb, keineswegs.
O künstlich beschleunigtes Kortexwachstum, beglücke mich mit einer Idee, betete er. Lieber Gott, gib mir die Kraft, meine Gegner zu besiegen, diese Schweine. Vielleicht können mir meine Pre-Fash-Präkogs weiterhelfen, Roni Fugate und Barney ... vielleicht fällt denen etwas ein. Besonders dem alten Hasen Barney Mayerson; er weiß noch gar nichts von der ganzen Sache.
Er meldete ein zweites Gespräch mit P. P. Layouts auf der Erde an. Diesmal verlangte er Barney Mayersons Abteilung.
Da fiel ihm ein, daß Barney seine Stressempfindlichkeit abbauen mußte, um der Einberufung zu entgehen und nicht in eine Grube auf dem Mars verbannt zu werden.
Ich werde ihm ein Attest ausstellen, dachte Barney grimmig; die Gefahr, daß er eingezogen wird, ist gleich Null.
Als Leo Bulero von Ganymed anrief, war Barney Mayerson allein in seinem Büro.
Das Gespräch dauerte nicht lange; als Mayerson aufgelegt hatte, warf er einen Blick auf seine Armbanduhr und staunte. Fünf Minuten. Es war ihm wie eine kleine Ewigkeit vorgekommen.
Er stand auf, drückte auf die Taste seiner Gegensprechanlage und sagte: »Ich möchte vorerst nicht gestört werden. Auch nicht – vor allem nicht – von Miss Fugate.« Er trat ans Fenster und starrte auf die heiße, menschenleere Straße hinaus.
Leo wälzte alle Verantwortung auf ihn ab. Es war das erste Mal, daß er seinen Chef hatte zusammenbrechen sehen; denk mal an, dachte er, Leo Bulero ist mit seiner Weisheit am Ende – und das nur, weil ihm jemand Konkurrenz macht. Er war so etwas schlicht und einfach nicht gewohnt. Die Nachricht vom Bestehen der neuen Bostoner Firma hatte ihn in tiefste Verwirrung gestürzt; der Mann wurde zum Kind.
Irgendwann würde sich Leo wieder fangen, aber bis dahin – was springt für mich dabei heraus? fragte sich Barney Mayerson, fand jedoch keine Antwort. Ich kann Leo helfen – aber was kann Leo für mich tun? Diese Frage gefiel ihm schon viel besser. Genaugenommen mußte er sogar so denken; Leo selbst hatte ihm dies im Lauf der Jahre beigebracht. Sein Chef hätte es nicht anders gewollt.
Er setzte sich wieder und dachte eine Zeitlang nach, dann widmete er seine Aufmerksamkeit der Zukunft, wie Leo es angeordnet hatte. Und dabei beschäftigte er sich noch einmal mit der Frage seiner bevorstehenden Einberufung; er versuchte herauszufinden, wie das alles enden würde.
Doch seine Einberufung war zu unbedeutend, zu belanglos, um in den öffentlichen Annalen der Reichen und Berühmten festgehalten zu werden; er konnte keine Homöoblattschlagzeile finden, keine Nachrichtensendung hören ... In Leos Fall war das ganz anders. Denn er sah eine Reihe von Leitartikeln voraus, die sich mit Leo und Palmer Eldritch befaßten. Natürlich war alles recht verschwommen, und Alternativen boten sich in Hülle und Fülle. Mal traf Leo mit Eldritch zusammen, mal nicht. Und – darauf konzentrierte er sich besonders – Leo des Mordes an Palmer Eldritch angeklagt; was um Himmels willen hatte das bloß zu bedeuten?
Wie er bei näherer Betrachtung feststellte, bedeutete es genau das, was dort stand. Falls Leo tatsächlich festgenommen, vor Gericht gestellt und verurteilt wurde, bedeutete es womöglich sogar das Ende von P. P. Layouts. Und damit das Aus für eine Karriere, der er bereits sein ganzes Privatleben geopfert hatte, seine Ehe und die Frau, die er – noch immer! – liebte.
Offenbar war es für ihn von Vorteil, ja von lebenswichtiger Bedeutung, wenn er Leo warnte. Und selbst diese Tatsache ließ sich zu seinem Vorteil nutzen.
Er rief Leo zurück. »Ich habe gute Neuigkeiten.«
»Hervorragend.« Leo strahlte, und auf
Weitere Kostenlose Bücher