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Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Titel: Die drei Stigmata des Palmer Eldritch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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sagte er, »warum Leo sich nicht mit dir anlegen wollte.«
    »Weil ich die Wahrheit sage?« Sie hob die Augenbrauen. »Ja, mag sein; die Wahrheit hört schließlich niemand gern. Du, zum Beispiel – du willst einfach nicht wahrhaben, daß du den armen Keramikvertreter nur weggeschickt hast, um der Frau eins auszuwischen.«
    »Halt den Mund.«
    »Weißt du, wo der Vertreter jetzt wahrscheinlich ist? Bei Palmer Eldritch. Mit einem Vertrag in der Tasche. Du hast ihm – und deiner Exfrau – einen Gefallen getan. Hättest du hingegen ja gesagt, hättest du ihn an ein kränkelndes Unternehmen gekettet und den beiden jegliche Chance genommen ...« Sie verstummte. »Ich verderbe dir die Laune.«
    »Das hat alles nichts mit dem zu tun, worüber ich mit dir sprechen wollte«, sagte er gestikulierend.
    »Stimmt.« Sie nickte. »Du wolltest mit mir darüber reden, wie man Leo Bulero am besten kaltstellen könnte.«
    »Also ...«
    »Aber genau darum geht es doch. Allein schaffst du es nicht; du brauchst mich. Nur die Ruhe. Ich habe nicht nein gesagt. Aber dies ist weder der Ort noch der Zeitpunkt, das zu besprechen; laß uns damit warten, bis wir zu Hause sind. Einverstanden?« Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, ein Lächeln voller Zuneigung und Wärme.
    »In Ordnung«, willigte er ein. Sie hatte recht.
    »Wäre es nicht furchtbar«, gab Rom zu bedenken, »wenn dein Büro abgehört würde? Womöglich hat Mr. Bulero unser ganzes Gespräch mitschneiden lassen.« Ihr Lächeln blieb, wurde sogar noch breiter; er war perplex. Ihm wurde klar, daß diese Frau vor nichts und niemandem Angst hatte, weder auf Terra noch im Sol-System.
    Er wollte, das hätte er auch von sich behaupten können. Denn eine Frage quälte ihn, eine Frage, über die er weder mit Leo noch mit ihr gesprochen hatte, obgleich sie gewiß auch Leo Sorgen machte ... und, falls sie tatsächlich so vernünftig war, wie sie schien, hoffentlich auch ihr.
    Bislang fehlte jeder Beweis dafür, daß es sich bei der Person oder dem Ding von Prox, das auf Pluto notgelandet war, wirklich um Palmer Eldritch handelte.

    Fünf

    Da er dank des Vertrages mit den Chew-Z-Leuten finanziell auf sicheren Füßen stand, meldete Richard Hnatt ein Gespräch mit einer von Dr. Willy Denkmals E-Therapie-Kliniken in den Deuschländern an; er entschied sich für die Zentralklinik in München und traf die nötigen Vorkehrungen für sich und Emily.
    Jetzt gehöre ich zu den oberen Zehntausend, sagte er sich, während er und Emily in dem todschicken, ganz in Gnoffleder gehaltenen Foyer der Klinik warteten; Dr. Denkmal hatte sie, wie all seine Patienten, zu einem persönlichen Vorgespräch geladen, obwohl die eigentliche Therapie selbstverständlich von seinem Personal durchgeführt wurde.
    »Es macht mich nervös«, flüsterte Emily; sie hatte eine Zeitschrift auf dem Schoß, doch zum Lesen fehlte ihr die Ruhe. »Es ist – widernatürlich.«
    »Unsinn«, sagte Hnatt energisch, »ganz im Gegenteil; es ist eine Beschleunigung des natürlichen Evolutionsprozesses, dem wir ohnehin ständig ausgesetzt sind, nur vollzieht er sich im allgemeinen so langsam, daß wir ihn nicht wahrnehmen. Sieh dir doch nur einmal unsere Vorfahren, die Höhlenmenschen, an; sie waren am ganzen Körper behaart, hatten kein Kinn und, was das Hirn angeht, einen sehr begrenzten Stirnbereich. Und sie hatten riesige, verwachsene Backenzähne, damit sie rohe Körner kauen konnten.«
    »Wenn du meinst«, sagte Emily und nickte.
    »Je weiter wir uns von ihnen entfernen, desto besser. Aber wie dem auch sei, sie haben evolviert, um die Eiszeit zu überstehen; wir müssen evolvieren, um die Heißzeit zu überstehen. Also brauchen wir die chitinähnliche Haut, die Schwarte, und den modifizierten Metabolismus, der es uns erlaubt, tagsüber zu schlafen, die erhöhte Ventilation und das ...«
    Dr. Denkmal, ein kleiner, rundlicher Durchschnittsdeutscher mit weißem Haar und Albert-Schweitzer-Schnurrbart, kam aus seinem Büro. Er befand sich in Begleitung eines zweiten Mannes, und Richard Hnatt konnte die Folgen der E-Therapie zum ersten Mal aus nächster Nähe betrachten. Und das war kein Vergleich mit den Bildern in den Klatschspalten der Homöoblätter. In keiner Weise.
    Der Kopf des Mannes erinnerte Hnatt an eine Fotografie, die er einmal in einem Lehrbuch gesehen hatte; unter dem Foto hatte Hydrozephalus gestanden. Dieselbe Vergrößerung oberhalb der Augenbrauen; der Schädel ähnelte eindeutig einer Kuppel und wirkte

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