Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Titel: Die drei Stigmata des Palmer Eldritch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
Innern verschwinden. »Möchten Sie sich Farbdias von meinem Besuch im Prox-System ansehen?«
    »Das soll wohl ein Witz sein?«
    »Nein«, antwortete Palmer Eldritch. »Sie vermitteln einen ungefähren Eindruck dessen, womit ich mich dort oben herumschlagen mußte. Es sind 3-D-Zeitraffer-Dias, sehr gut.«
    »Nein, danke.«
    »Wir haben den Pfeil in Ihrer Zunge gefunden«, sagte Eldritch, »und entfernt. Wir vermuten jedoch, daß Sie noch andere Waffen bei sich haben.«
    »Sie scheinen mir ja allerhand zuzutrauen«, meinte Leo. »Aber das ist wirklich zuviel der Ehre.«
    »In den vier Jahren auf Prox habe ich einiges gelernt. Sechs Jahre Transit, vier Jahre Aufenthalt. Die Proxer werden die Erde überfallen.«
    »Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen«, sagte Leo.
    »Ich verstehe Ihre Reaktion vollkommen«, sagte Eldritch. »Die UN, insbesondere Hepburn-Gilbert, hat genauso reagiert. Dennoch, es stimmt – nicht im konventionellen Sinne, natürlich, sondern auf weitaus heimtückischere Art und Weise, die ich allerdings auch nicht recht begreife, obwohl ich so lange unter ihnen gelebt habe. Soviel ich weiß, hat es mit der Erwärmung der Erdatmosphäre zu tun. Aber es stehen uns womöglich noch weitaus größere Katastrophen bevor.«
    »Erzählen Sie mir von der Flechte, die Sie mitgebracht haben.«
    »Ich habe sie mir auf illegalem Weg besorgt; die Proxer wußten nicht, daß ich sie gestohlen hatte. Sie nehmen sie bei religiösen Orgien zu sich. Wie unsere Indianer früher Meskalin und Peyotl. Wollten Sie mich deswegen sprechen?«
    »Natürlich. Sie machen mir mein Geschäft kaputt. Oder wer steckt hinter dieser Firma? Ob die Proxer in unser System eindringen, interessiert mich einen Dreck; aber Sie und Ihre Machenschaften gehen mir gehörig auf die Nerven. Mußten Sie denn ausgerechnet ins Min-Layout-Geschäft einsteigen?«
    Die Zelle flog ihm um die Ohren. Weißes Licht sank auf ihn herab und umhüllte ihn wie eine Decke; er schloß die Augen. Um Gottes willen, dachte er. Trotzdem, die Geschichte mit den Proxern ist erstunken und erlogen; er will doch bloß von seinen finsteren Plänen ablenken. Alles Bluff.
    Als er die Augen öffnete, saß er auf einer grasbewachsenen Böschung. Neben ihm spielte ein kleines Mädchen mit einem Jo-Jo.
    »Dieses Spielzeug«, sagte Leo Bulero zu sich, »ist im Prox-System sehr weit verbreitet.« Die Fesseln um seine Arme und Beine waren verschwunden; mit steifen Gliedern stand er auf und streckte sich. »Wie heißt du?« fragte er.
    »Monica«, antwortete das kleine Mädchen.
    »Die Proxer«, sagte Leo, »zumindest die humanoiden Typen, tragen Perücken und haben falsche Zähne.« Er krallte die Finger in das volle, leuchtendblonde Haar des Mädchens und zog.
    »Aua«, schrie das Mädchen. »Sie sind gemein.«
    Er ließ sie los, und sie wich zurück, widmete sich wieder ihrem Jo-Jo und funkelte ihn trotzig an.
    »’tschuldigung«, murmelte er. Ihr Haar war echt; womöglich befand er sich doch nicht im Prox-System. Aber wo er auch war, Palmer Eldritch versuchte, ihm etwas mitzuteilen. »Willst du die Erde überfallen?« fragte er das Kind. »Du siehst eigentlich gar nicht danach aus.« Ob Eldritch einem Irrtum aufgesessen war? überlegte er. Ob er die Proxer mißverstanden hatte? Schließlich hatte Palmer seines Wissens nicht evolviert und verfügte demnach auch nicht über das stark erweiterte Begriffsvermögen, das die E-Therapie mit sich brachte.
    »Mein Jo-Jo«, sagte das Kind, »hat Zauberkräfte. Ich kann damit machen, was ich will. Was soll ich machen? Sie dürfen sich was aussuchen; Sie sehen so freundlich aus.«
    »Bring mich zu deinem Häuptling«, sagte Leo. »Ein alter Witz; den verstehst du nicht. Den kennt seit hundert Jahren niemand mehr.« Er blickte sich um, sah jedoch keinerlei Anzeichen menschlicher Besiedlung, nur die grasbewachsene Ebene. Zu kühl für die Erde, überlegte er. Blauer Himmel. Gute Luft. Frisch und sauber. »Hast du Mitleid mit mir«, fragte er, »weil Palmer Eldritch mir das Messer an die Kehle setzt und ich wahrscheinlich pleite gehen werde? Ich muß irgendwie mit ihm ins Geschäft kommen.« Denn umbringen werde ich ihn wohl nicht können, dachte er entmutigt. »Leider«, sagte er, »weiß ich nicht, welches Spiel er spielt; er scheint alle Trümpfe in der Hand zu halten. Wenn man bedenkt, daß er mich ohne weiteres hierher verfrachtet hat; und ich habe keinen Schimmer, wo ich bin.« Aber das tut eigentlich nichts zur Sache, dachte er. Denn wo

Weitere Kostenlose Bücher