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Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Titel: Die drei Stigmata des Palmer Eldritch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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hervor. »Stift.« Er reichte Emily die Utensilien. »Halten Sie Ihre Ideen fest.«
    Mit zitternden Fingern skizzierte Emily ihre Ideen. Es bereitete ihr sichtliche Mühe, den Stift unter Kontrolle zu halten. Doch das würde bestimmt vorübergehen, dachte Hnatt.
    »Schön«, sagte Dr. Denkmal, als sie fertig war. Er zeigte Richard Hnatt die Skizzen. »Hochorganisierte Gehirntätigkeit. Überragende Erfindungsgabe, meinen Sie nicht auch?«
    Die Keramikskizzen waren zweifelsohne gut, um nicht zu sagen brillant. Dennoch hatte Hnatt das dunkle Gefühl, daß mit den Skizzen etwas nicht stimmte. Doch erst als sie die Klinik verlassen hatten, zusammen hinter dem Antithermalvorhang vor dem Gebäude standen und auf die Landung ihres Jet-Express-Taxis warteten, wurde ihm klar, woran es lag.
    Die Ideen waren gut – doch Emily hatte sie längst verwirklicht. Vor Jahren, als sie ihre ersten Keramiken von hoher, professioneller Qualität entworfen hatte: Sie hatte ihm erst die Skizzen und dann die Keramiken gezeigt; damals waren sie noch nicht einmal verheiratet gewesen. Hatte sie das etwa vergessen? Offensichtlich.
    Er fragte sich, warum sie es vergessen hatte und was es damit auf sich haben mochte; er machte sich große Sorgen.
    Andererseits machte er sich seit seiner ersten E-Therapie-Behandlung nur noch Sorgen, erst über die Situation der Menschheit und des Sol-Systems im allgemeinen und nun wegen seiner Frau. Vielleicht ist das lediglich ein Zeichen »hochorganisierter Gehirntätigkeit«, wie Denkmal das nennt. Eine Stimulation des Gehirnmetabolismus, dachte er.
    Vielleicht aber auch nicht.

    Nach seiner Ankunft auf Luna zwängte sich Leo Bulero, den offiziellen Presseausweis des Werkjournals von P. P. Layouts fest umklammernd, zusammen mit einem Pulk von Homöoblatt-Reportern in einen Oberflächentraktor, der sie über das aschgraue Antlitz des Mondes zu Palmer Eldritchs Mondsitz brachte.
    »Ihr Perso, Sir«, kläffte ihn ein bewaffneter Wachtposten ohne UN-Abzeichen an, als er den Parkplatz des Landsitzes betreten wollte. Leo Bulero war in der Tür des Traktors eingekeilt, während die echten Homöoblattreporter hinter ihm lautstark protestierend vorwärtsdrängten, um ins Freie zu gelangen. »Mr. Bulero«, sagte der Posten gemächlich und gab ihm den Presseausweis zurück. »Mr. Eldritch erwartet Sie bereits. Kommen Sie mit.« Er wurde sofort von einem zweiten Posten abgelöst, der die Ausweise der Reporter einen nach dem anderen überprüfte.
    Nervös begleitete Leo Bulero den ersten Posten durch einen belüfteten, angenehm temperierten Tunnel zum eigentlichen Mondsitz.
    Vor ihm erschien ein zweiter Wachtposten aus Palmer Eldritchs Truppe und versperrte ihm den Weg; er hob den Arm und richtete einen kleinen, schimmernden Gegenstand auf Leo Bulero.
    »He«, protestierte Leo schwach und blieb wie angewurzelt stehen; er wirbelte herum, zog den Kopf ein und lief stolpernd ein paar Schritte in die Richtung, aus der er gekommen war.
    Der Strahl – dessen Eigenschaften er nicht kannte – traf ihn, und er schlug der Länge nach hin; um seinen Sturz zu bremsen, streckte er die Arme aus.
    Als er wieder zu sich kam, saß er – groteskerweise – an einen Stuhl gefesselt auf dem Boden einer leeren Zelle. Ihm brummte der Schädel, und er schaute sich benommen um, sah jedoch nur einen kleinen Tisch in der Zellenmitte, auf dem eine merkwürdige elektronische Apparatur stand.
    »Ich will hier raus«, sagte er.
    »Guten Morgen, Mr. Bulero«, erwiderte die elektronische Apparatur. »Ich bin Palmer Eldritch. Wenn mich nicht alles täuscht, wollten Sie mich sprechen.«
    »Das ist eine bodenlose Unverschämtheit«, sagte Bulero. »Mich erst einschläfern und dann fesseln zu lassen.«
    »Nehmen Sie eine Zigarre.« Aus der elektronischen Apparatur schnellte ein Arm hervor, zwischen dessen Greifern eine helle Zigarre steckte; fauchend entflammte sich die Spitze der Zigarre, und das lange, dünne Pseudopodium reichte sie Leo Bulero. »Kein Tabak; besser als Tabak. Ich habe zehn Kisten von Prox mitgebracht, aber nur eine hat den Absturz überstanden. Worum geht es, Leo? Was wollen Sie von mir?«
    »Sind Sie in dem Ding da, Eldritch?« fragte Bulero zurück. »Oder sind Sie ganz woanders und benutzen Sie es nur als Sprachrohr?«
    »Nicht so voreilig«, sagte die Stimme aus dem Metallgebilde auf dem Tisch. Es hielt noch immer die brennende Zigarre ausgestreckt; plötzlich zog es sie zurück, drückte sie aus und ließ die Überreste in seinem

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