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Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Die drei Stigmata des Palmer Eldritch

Titel: Die drei Stigmata des Palmer Eldritch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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ich auch bin, Palmer Eldritch sitzt am Drücker.
    »Karten«, sagte das Mädchen. »Ich habe ein Kartenspiel in meinem Koffer.«
    Er sah keinen Koffer. »Wo?«
    Das Mädchen ging auf die Knie und faßte hier und da ins Gras, worauf lautlos ein Stück Rasen beiseite glitt; das Mädchen griff in den Hohlraum und zog einen Koffer daraus hervor. »Ich verstecke ihn«, erklärte sie, »vor den Gönnern.«
    »Was denn für ›Gönner‹?«
    »Hier hat jeder einen Gönner; ich glaube, sie bezahlen alles, bis man gesund ist und wieder nach Hause darf, wenn man ein Zuhause hat.« Sie setzte sich vor den Koffer und klappte ihn auf – oder versuchte es zumindest. Das Schloß ließ sich nicht öffnen. »Mist«, sagte sie. »Es ist der falsche. Das hier ist Dr. Smile.«
    »Ein Eigenwohn-Psychiater?« fragte Leo voller Argwohn. »Funktioniert er? Mach ihn an.«
    Gehorsam schaltete das Mädchen den Psychiater ein. »Hallo, Monica«, sagte der Koffer mit blecherner Stimme. »Hallo, Mr. Bulero.« Er sprach seinen Namen falsch aus, legte die Betonung auf die letzte Silbe. »Was machen Sie denn hier, Sir? Sie haben hier nichts zu suchen, dafür sind Sie viel zu alt. Hihi. Oder sind Sie regrediert, wegen einer fehlgeschlagenen sogenannten E-Thepartie rgggg klick ...« Er surrte aufgeregt. »... Therapie in München?« schloß er.
    »Mir geht es gut«, versicherte ihm Leo. »Passen Sie auf, Smile; kennen Sie jemanden, den ich kenne und der mich hier herausholen könnte? Irgend jemanden? Ich halte es hier nämlich nicht mehr aus, verstanden?«
    »Ich kenne einen Mr. Bayerson«, sagte Dr. Smile. »Eigentlich bin ich im Augenblick sogar bei ihm, in seinem Büro, natürlich nur per mobiler Telekontakteinheit.«
    »Ich kenne keinen Bayerson«, meinte Leo. »Wo bin ich hier? Offenbar in einem Erholungslager für kranke oder arme Kinder oder irgend so ein Quatsch. Ich dachte, ich wäre im Prox-System gelandet, aber da Sie auch hier sind, kann das ja wohl nicht sein.« Da ging ihm ein Licht auf. »Mensch, Sie meinen Mayerson. Barney. Bei P. P. Layouts.«
    »So ist es«, sagte Dr. Smile.
    »Setzen Sie sich mit ihm in Verbindung«, befahl Leo. »Sagen Sie ihm, er soll sofort Kontakt mit Felix Blau aufnehmen, bei der Tri-Planet-Polizei, oder wie das heißt. Blau soll ein paar Nachforschungen anstellen, herausfinden, wo ich bin, und ein Schiff herschicken. Kapiert?«
    »In Ordnung«, sagte Dr. Smile. »Ich werde das umgehend an Mr. Mayerson weiterleiten. Er hat eine Besprechung mit Miss Fugate, seiner Assistentin, die außerdem seine Geliebte ist und heute ein Kleid trägt, das – hmm. Sie unterhalten sich gerade über Sie. Die Einzelheiten ihres Gespräches kann ich Ihnen natürlich nicht wiedergeben, die ärztliche Schweigepflicht, Sie verstehen. Sie trägt ein ...«
    »Wen interessiert denn das?« fuhr Leo gereizt dazwischen.
    »Sie müssen mich einen Augenblick entschuldigen«, sagte der Koffer. »Ich empfehle mich.« Er klang beleidigt. Dann verstummte er.
    »Ich muß Ihnen etwas beichten«, sagte das Mädchen.
    »Was denn?«
    »Ich habe Sie hinters Licht geführt. Das ist gar nicht Dr. Smile; der Koffer ist nur ein Spielzeug, damit wir uns hier nicht so einsam fühlen. Er lebt zwar, hat aber keinerlei Verbindungen nach außen; er ist, wie man so sagt, auf Immanenz.«
    Er wußte, was das hieß; die Einheit war autonom. Aber woher wußte sie dann über Barney und Miss Fugate Bescheid, bis hin zu Einzelheiten aus ihrem Privatleben? Bis hin zu ihrem Kleid? Das Kind sagte offensichtlich nicht die Wahrheit. »Wie heißt du?« fragte er. »Monica, und weiter? Ich will deinen vollen Namen wissen.« Sie kam ihm irgendwie bekannt vor.
    »Da bin ich wieder«, sagte der Koffer plötzlich. »Tja, Mr. Bulero ...« Wieder die Betonung auf der letzten Silbe. »Ich habe mich mit Mr. Mayerson über ihre Lage unterhalten, und er wird wie gewünscht mit Felix Blau Kontakt aufnehmen. Mr. Mayerson meinte sich zu entsinnen, in einem Homöoblatt etwas über ein UN-Lager in der Gegend des Saturn gelesen zu haben, so ähnlich wie dieses, ein Lager für zurückgebliebene Kinder. Vielleicht ...«
    »Unsinn«, fiel Leo ihm ins Wort, »das Mädchen ist doch nicht zurückgeblieben.« Wenn überhaupt, dann war sie frühreif. Es ergab einfach keinen Sinn. Was hingegen durchaus einen Sinn ergab, war die Erkenntnis, daß Palmer Eldritch etwas von ihm wollte; hier ging es nicht darum, ihm die Zeit zu vertreiben: es ging darum, ihn einzuschüchtern.
    Am Horizont erschien ein

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